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       # taz.de -- Radeln gegen rechts: Mit pinken Käppis gegen die AfD
       
       > Ein Zeichen gegen Rechtspopulismus und für Demokratie: Bei strahlender
       > Sonne radelte die Demo „Rave & Ride“ am Samstag von Berlin nach Potsdam.
       
   IMG Bild: Vom Brandenburger Tor in Brandenburgs Landeshauptstadt
       
       Berlin taz | Ein „starkes Zeichen für Demokratie und gegen
       Rechtspopulismus“ sollte es sein: Bei bestem Fahrradwetter radelten am
       Samstagnachmittag rund 100 meist jüngere Leute von Berlin nach Potsdam. Die
       Demo „Rave & Ride – Tanzen für die Demokratie, Jugend und Zukunft“ wurde
       vom [1][Jugendforum Nachhaltigkeit Brandenburg (JuFoNa)] zusammen mit der
       Gruppe „Ohne Kerosin nach Berlin (OKNB)“ und dem Technikkollektiv cmdq
       organisiert.
       
       Nach der Auftaktkundgebung am Pariser Platz, zwischen Touris und
       fundamentalistischen Christ*innen, ging die bunte Demo mit lauter Musik,
       Seifenblasen und demonstrativ guter Laune Richtung Großer Stern und weiter
       zum Messedamm. Die meisten Teilnehmenden gehörten den veranstaltenden
       Organisationen oder dem ADFC an, ein Grüner machte Wahlwerbung für sich
       selbst. Die Hälfte trug neckische pinke Käppis, auch ein „Landtagswal“ aus
       Pappmaschee und eine Discokugel begleiteten die Demo.
       
       Zwei mobile Soundsysteme sorgten für laute Musik, neben Techno lief ein
       wilder Mix aus Hiphop, billigem Elektropop, Hits von K.I.Z., Deichkind oder
       Queen. Während die Tour über die abgesperrte Avus nach Wannsee ging,
       verteilten die Organisator*innen Trinkwasser, Bananen und
       Müsliriegel. Die Polizeibegleitung lief reibungslos, bis auf einen
       Stinkefinger in Potsdam kam es zu keinen Zwischenfällen.
       
       Vorbei an Lichtmasten, an denen bis zu drei AfD-Plakate prangten, ging die
       Tour mitten durch Potsdam. „Yeah, Demokratie!“ rief die Teilnehmerin mit
       der Discokugel gelöst. Für die zahllosen Tourist*innen, die neugierig
       guckten, filmten und winkten, dürfte nicht ganz klar geworden sein, ob es
       um Klimaschutz, die Wahlen oder Musik ging. Kritik an den zahlreichen
       Defiziten der Demokratie gab es jedenfalls nicht.
       
       Das von der Brandenburger Landesregierung geförderte Jugendforum
       Nachhaltigkeit setzt sich für mehr Jugendbeteiligung und eine starke
       Demokratie ein. „Wir versuchen, junge Menschen auf Augenhöhe zu erreichen
       durch eine Tanz-Rave-Demo und das gemeinsame Feiern, damit man merkt, wie
       schön Demokratie und Vielfalt sein können“, erklärte JuFoNa-Sprecherin
       Emma. Mit der Demo zeigte sich die 22-Jährige zufrieden: „Wir sind froh,
       dass so viele Leute da sind, um zusammen für die Demokratie zu feiern und
       vor den Landtagswahlen ein Zeichen zu setzen.“ Rechte Parteien würden keine
       Lösungen anbieten, sondern Menschen gegeneinander ausspielen. Man wolle
       demokratische Parteien unterstützen und „zeigen, dass auch wir, die Jugend,
       uns eine nachhaltige Zukunft wünschen und ein offenes und solidarisches
       Miteinander wollen“, so Emma.
       
       ## Megageil, cool, schön
       
       Sebastian, Rebecca und Christoph aus Brandenburg/Havel und Potsdam waren
       durch ein Plakat auf die Veranstaltung aufmerksam geworden. „Megageil“ sei
       es gewesen. „Die Musik war schön, es war einfach die ganze Zeit cool“, so
       Rebecca. „Mit dem Fahrrad über die Autobahn zu fahren war der Hammer“,
       ergänzte Sebastian. Christoph wohnt in Brandenburg/Havel, wo die AfD hohe
       Zustimmungswerte hat. „Ab und zu muss man sich einfach mal engagieren, um
       den Leuten zu zeigen, dass man dagegen ist“, fand er. Besonders das
       Gemeinschaftsgefühl habe ihm gefallen: „Ich werde nächstes Jahr auch
       teilnehmen und hoffentlich ein paar Brandenburger begeistern können“, sagte
       er.
       
       Auf der Zwischenkundgebung am Potsdamer Hauptbahnhof wechselten sich
       Forderungen nach mehr Klimaschutz und einer Verkehrswende mit
       Demokratiebekundungen und Warnungen vor der AfD ab. Die Landtagswahl in
       Brandenburg sei eine „zwischen Verantwortung und Ignoranz, zwischen Zukunft
       und Rückschritt, zwischen einem sicheren Leben, das Vielfalt willkommen
       heißt, und einer Welt, in der Unsicherheit, Ausgrenzungen und Konflikte an
       der Tagesordnung sind“, sagte Magdalena Eder vom Klimabündnis Brandenburg.
       Die AfD und ihre „Leugnung der Wissenschaft und der Realität“ dürften nicht
       das letzte Wort haben.
       
       1 Sep 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://jufona-brandenburg.de/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Darius Ossami
       
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