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       # taz.de -- Schärfere Schritte gegen Big Tech: X in schlechter Gesellschaft
       
       > Die großen IT-Konzerne hatten lange Narrenfreiheit, zu lange. Nun wundern
       > sie sich, dass es zunehmend Regeln gibt – die auch durchgesetzt werden.
       
   IMG Bild: In Brasilien lässt sich X aktuell nicht mehr einfach aufrufen
       
       Wenn das Unternehmen groß und wirtschaftsmächtig genug ist, die Besitzer
       politisch vernetzt sind und die Technologie aus der Gesellschaft nicht mehr
       wegzudenken ist – dann müssen sich die Inhaber schon keine Sorgen machen,
       dass ihr Geschäftsmodell von zu vielen ungemütlichen Regeln eingehegt wird.
       
       Dieses Signal haben Regierungen zahlreicher Länder über Jahre hinweg an die
       Big-Tech-Konzerne gesandt. Zu lange fehlte es an grundlegenden Vorgaben
       etwa zu Datenschutz und Kartellrecht, die auf die Branche wirksam anwendbar
       gewesen wären.
       
       Kein Wunder also, dass sich mit der Zeit eine gewisse Hybris eingestellt
       hat. Ein Gefühl, vielleicht nicht über, aber doch jenseits des Gesetzes zu
       stehen. So lässt sich erklären, warum die Köpfe hinter den Konzernen doch
       sehr ungläubig bis bockig reagieren, wenn nach Jahrzehnten der weitgehenden
       Narrenfreiheit seit ein paar Jahren nun – ganz langsam und Schritt für
       Schritt – ein paar Grenzen eingezogen werden. Und wenn Menschen und
       Institutionen ernsthaft an der Durchsetzung dieser Regeln arbeiten.
       
       Zum Beispiel das Gericht in Brasilien, das am Wochenende die [1][Sperrung
       von Elon Musks Online-Plattform X angeordnet hat], weil diese Regeln für
       Hassrede und Fake News weitgehend ignoriert. Auch die Festnahme des
       Telegram-Gründers Pawel Durow in Frankreich gehört dazu, die
       kartellrechtlichen [2][Gerichtsverfahren] in den USA oder die [3][jüngsten
       Plattformgesetze in der EU].
       
       Vollsperrungen von Diensten sind verständlicherweise umstritten. Aber auch,
       wenn viele Verfahren und Gesetze in die richtige Richtung gehen, bleibt
       eine Lücke: Die problematischen Geschäftsmodelle an sich und deren negative
       Auswirkungen, etwa was Polarisierung angeht, die Standardisierung von
       Körperbildern oder die maximale Ausbeutung persönlicher Daten – diesen Kern
       haben sie noch nicht angetastet. Denn dafür bräuchte es mehr:
       schmerzhaftere Strafen, vielleicht sogar die Aufspaltung von Unternehmen.
       
       1 Sep 2024
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Svenja Bergt
       
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