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       # taz.de -- Agrar- und Umweltverbände bei EU-Forum: Vager Konsens für Landwirtschaft
       
       > Umweltschützer und Bauernlobbyisten einigen sich auf mehr Naturschutz. Ob
       > dieser allgemeine Kompromiss wirklich der Ökologie nützen wird, ist
       > unklar.
       
   IMG Bild: Frisch und knackig: Aber ist es auch ökologisch?
       
       Berlin taz | Landwirtschafts- und Umweltorganisationen haben gemeinsam mehr
       Geld für Bauern gefordert, die natur- und tierfreundlicher arbeiten. „Die
       finanzielle Unterstützung für Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen muss in den
       kommenden Finanzierungsperioden der Gemeinsamen Agrarpolitik jährlich und
       substantiell aufgestockt werden“, heißt es im am Mittwoch veröffentlichten
       [1][Abschlussbericht] des „Strategischen Dialogs über die Zukunft der
       Landwirtschaft in der Europäischen Union“, den EU-Kommissionspräsidentin
       Ursula von der Leyen initiiert hatte.
       
       Zuerst müssten die Mitgliedstaaten mehr als das bisherige Drittel der
       Agrarsubventionen in solche Programme umschichten. Die Einigung ließ aber
       große Interpretationsspielräume. Zudem ist unklar, ob die EU sie umsetzen
       wird.
       
       Die [2][Landwirtschaft] ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass immer
       mehr Pflanzen- und Tierarten aussterben. Die Branche verursacht inklusive
       der Emissionen aus Böden und Maschinen laut Umweltbundesamt 13 Prozent der
       Treibhausgase in Deutschland.
       
       Mit den im Januar begonnenen Gesprächen zwischen knapp 30 Gruppen wie dem
       EU-Bauernverband Copa-Cogeca oder der Umweltorganisation Greenpeace wollte
       von der Leyen vor allem auf Proteste von Bauern gegen schärfere
       Umweltauflagen eingehen.
       
       ## Schlechtes Vorbild aus Deutschland
       
       Das Forum unter Leitung von Peter Strohschneider, früher Präsident der
       Deutschen Forschungsgemeinschaft, hat nun einen Konsens zustande gebracht.
       Die Einigung wird von den beteiligten, aber auch anderen
       Umweltorganisationen als Schritt in die richtige Richtung begrüßt. Aber sie
       ist oft nur vage und lässt Auslegungen zu, die etwa Umweltaktivisten gar
       nicht gefallen dürften.
       
       Zum Beispiel lässt der Bericht offen, was genau unter den Umweltmaßnahmen
       zu verstehen ist, für die Bauern mehr Agrarsubventionen bekommen sollten.
       Für Landwirtschaftsverbände gehören dazu „Precision Farming“-Methoden wie
       die computergesteuerte Ausbringung von Pestiziden – statt durch mehr
       Vielfalt auf dem Acker das Auftreten von Krankheiten und Schädlingen zu
       reduzieren.
       
       Dass die Dialogergebnisse derartig genutzt werden könnten, dafür sei das
       Vorbild für den EU-Dialog, die deutsche [3][Zukunftskommission
       Landwirtschaft], ein Indiz, sagte der taz Hannes Lorenzen, Vorsitzender der
       Gruppe Arc2020, die sich für mehr Umweltschutz in der EU-Agrarpolitik
       einsetzt. In dem deutschen Gremium habe der Bauernverband ebenfalls
       „wohlklingende Forderungen“ unterschrieben. „Aber als es zum Schwur kam,
       scherte er aus, es gab nach den Bauernprotesten einen Super-Rollback, und
       die EU strich wichtige Umweltbedingungen für die Agrarsubventionen.“
       
       5 Sep 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://agriculture.ec.europa.eu/document/download/171329ff-0f50-4fa5-946f-aea11032172e_en?filename=strategic-dialogue-report-2024_en.pdf&prefLang=de
   DIR [2] /Landwirtschaft/!t5007831
   DIR [3] /Bauernverband-ueber-Agrarpaket-der-Ampel/!6016454
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jost Maurin
       
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