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       # taz.de -- Südafrikas neue Oppositionspartei: Der Phönix landet in der Asche
       
       > In Südafrika zerfällt die neue Oppositionskraft MK von Ex-Präsident Zuma
       > schon wieder. Einziger Trost: Der linken Konkurrenz EFF geht's auch
       > schlecht.
       
   IMG Bild: Südafrikas ehemaliger Präsident Jacob Zuma
       
       Johannesburg taz | Vor nicht einmal drei Monaten erzielte Südafrikas
       Expräsident Jacob Zuma einen Überraschungserfolg: Bei den
       [1][Parlamentswahlen am 29. Mai] kam seine neugegründete Partei
       [2][uMkhonto WeSizwe (MK Party)] – „Speer der Nation“, der Name des
       früheren bewaffneten Arms des regierenden [3][African National Congress
       (ANC)] – aus dem Stand auf den dritten Platz, mit 14,6 Prozent der Stimmen
       und 58 der 400 Sitze im Parlament.
       
       Der ANC verlor nach dreißig Jahren an der Macht die absolute Mehrheit,
       regiert nun in einer Koalition mit der zweitgrößten Partei [4][Democratic
       Alternative (DA)] und einer Reihe von Kleinparteien, und MK ist die größte
       Oppositionskraft im Parlament.
       
       Doch heute erzeugt Zuma den Eindruck eines Paranoikers, der die MK als
       Diktatur führt mit dem rein persönlichen Ziel, Rache am ANC für seine
       Absetzung als Partei- und Staatschef 2017-18, seine juristische Verfolgung
       seitdem und seinen Parteiausschluss zu üben.
       
       Vergangene Woche entzog MK 15 ihrer Abgeordneten das Mandat und schloss sie
       aus der Partei aus. Parlamentssprecher Moloto Mothapo hat das bestätigt,
       womit die 15 ihre Sitze verlieren.
       
       Schon vor der Eröffnungssitzung des neugewählten Parlaments am 25. Juni –
       die MK unter Vorwürfen der Wahlfälschung boykottierte – seien die 15
       darüber informiert worden, dass sie ausgetauscht werden, sagt
       MK-Parteisprecher Nhlamulo Ndhlela. „Sie wurden angewiesen, nicht den
       Abgordneteneid abzulegen, oder wenn sie es doch tun, dann im Bewusstsein,
       dass sie später ausgewechselt werden“, so Ndhlela.
       
       ## „Saboteure“ in den eigenen Reihen
       
       Zur Begründung sagt MK, die Abgeordneten seien auf unregelmäßige Weise ins
       Parlament gelangt. Ihre vor den Wahlen an die Wahlkommission IEC
       übermittelte Kandidatenliste, sagt die Partei, sei kompromittiert gewesen –
       durch „Saboteure, die das IEC-System mit ihren Freunden, Verwandten und
       Nachbarn füllten“. Dies werde man nicht dulden, sagt Ndhlela: „Als MK haben
       wir unserem Volk versprochen, dass wir Abgeordnete haben, die die
       Gesellschaft reflektieren, und genau das haben wir vor und werden wir tun.“
       
       Es ist nicht das erste Mal. Schon vor den Wahlen wurde MK-Gründer Jabulani
       Khumalo usgeschlossen, ebenso die MK-Politiker Rochelle Davidson, Ray
       Khumalo, Bheki Manzini und Lebo Moepeng. Ihnen wurde vorgeworfen, mit
       „ANC-Kräften“ zusammenarbeiten. Khumalo habe vom ANC Geld und Autos
       erhalten, hieß es – er weist die Vorwürfe zurück.
       
       MK-Generalsekretär Arthur Zwane ist schon zweimal hinausgeworfen worden,
       und auch MK-Finanzchef Danisa Zulu wurde ausgeschlossen.
       
       Es ist durchaus denkbar, dass der ANC versucht, MK zu unterwandern. Aber
       die Zuma-Partei hat auch erhebliche Selbstzerstörungskräfte. Sie ist die
       wichtigste Opposition zur neuen südafrikanischen Koalitionsregierung, aber
       sie ähnelt einer tickenden Zeitbombe.
       
       Jacob Zuma hat sich in seiner politischen Karriere immer wieder mit seinen
       Kameraden zerstritten. Mit Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa verbindet
       ihn [5][eine lange persönliche Feindschaft]. Der 82jährige Zuma, ein
       ehemaliger Freiheitskämpfer ohne Schulabschluss, lässt keine Gelegenheit
       aus, gegen den 71-jährigen Ramaphosa zu sticheln, ein reicher Unternehmer
       und ausgebildeter Jurist, der Zuma 2017 als ANC-Parteichef und 2018 als
       Staatspräsident ablöste.
       
       „Msholozi“, wie Zuma im Volksmund genannt wird, führt MK nun offensichtlich
       mit eiserner Hand. Seine Tochter Duduzile, ebenfalls in MK, ist eine der
       umstrittensten Figuren in Südafrikas Politik. Ihr wird vorgeworfen, eine
       entscheidende Rolle [6][beim Schüren] der schweren [7][Unruhen von 2021]
       gespielt haben, als in Reaktion auf die Inhaftierung ihres Vaters wegen
       Missachtung der Justiz Gewalt das Land erschütterte und über 300 Menschen
       starben.
       
       ## Auch Julius Malema verliert Mitstreiter
       
       Unverhoffte Stärkung erhält MK nun von einer ganz anderen Seite: Die
       zweitgrößte Oppositionskraft, die linke [8][EFF (Economic Freedom
       Fighters]) steckt ebenfalls in Turbulenzen, nachdem sie bei den Wahlen von
       10,8 auf 9,5 Prozent abrutschte. Floyd Shivambu, Stellvertreter des
       EFF-„Commander-In-Chief“ Julius Malema, gab vergangene Woche seinen
       Rücktritt bekannt.
       
       Zunächst stand die Aussicht im Raum, Shivambu werde beim nächsten
       EFF-Parteitag Malema herausfordern. Malema kontrolliert die „Roten
       Barette“, wie sich die EFF-Aktivisten nennen, seit der Gründung der Partei
       2013 eigentlich komplett.
       
       Aber dann stellte sich heraus: Shivambu läuft zu MK über, ebenso
       EFF-Führungsmitglied Mzwanele Manyi, was allerdings wenig überraschend ist,
       denn er ist der Sprecher der Zuma-Stiftung. Noch weitere prominente
       EFF-Figuren haben die Partei verlassen oder stehen kurz davor, bestätigte
       Malema am vergangenen Donnerstag.
       
       „Viele werden gehen, weil sie dem Vizepräsidenten (Shivambu) treu sind“,
       sagte Malema. Es sei für EFF ein „entscheidender Moment“ und ein „Test“,
       aber die Partei dürfe daran nicht zerbrechen.
       
       In jedem Fall aber ist die EFF-Krise eine willkommene Atempause für die
       kriselnde Zuma-Kraft. „uMkhonto weSizwe Party heißt diese klugen und
       erfahrenen Führer willkommen“, erklärte MK. „Es hätte zu keinem besseren
       Zeitpunkt geschehen können.“
       
       21 Aug 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://en.wikipedia.org/wiki/2024_South_African_general_election
   DIR [2] https://mkparty.org.za/
   DIR [3] https://www.anc1912.org.za/
   DIR [4] https://www.da.org.za/
   DIR [5] /Ramaphosa-vs-Zuma/!6011613
   DIR [6] /Unruhen-in-Suedafrika/!5781485
   DIR [7] /Unruhen-in-Suedafrika/!5781348
   DIR [8] https://effonline.org/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tintswalo Baloyi
   DIR Akani Chauke
   DIR Mthulisi Sibanda
       
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