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       # taz.de -- Klimakrise in Europa: Dreimal so viele Hitzetote bis 2100
       
       > Durch den Klimawandel sterben mehr Menschen an Hitze, dafür mancherorts
       > weniger an Kälte. Gleicht sich das aus? Das hat eine Studie untersucht.
       
   IMG Bild: Der Sommer in Barcelona: Hitze wird in ganz Europa zu einem immer größeren Gesundheitsproblem
       
       Berlin taz | Bis zum Ende des Jahrhunderts ist ein drastischer Anstieg der
       Todesfälle durch extreme Temperaturen zu erwarten – wenn die Menschheit den
       Klimawandel nicht effektiv begrenzt und sich bestmöglich an seine Folgen
       anpasst. Das ist Ergebnis einer Studie, die am Freitag im Fachmagazin
       Lancet Public Health [1][erschienen] ist.
       
       Der massive Anstieg von Todesfällen durch Hitze wird demnach nicht dadurch
       ausgeglichen, dass dafür weniger Menschen durch extreme Kälte sterben. Die
       Wissenschaftler*innen sind in ihren Berechnungen von einer
       Erderhitzung von 3 Grad gegenüber vorindustriellem Niveau ausgegangen, wie
       sie derzeit wahrscheinlich erscheint.
       
       Versprochen haben die Regierungen ganz anderes: Das Pariser
       Weltklimaabkommen sieht vor, dass die Erderhitzung deutlich unter zwei Grad
       gestoppt wird, möglichst bei 1,5 Grad. Doch global gesehen geht es nicht in
       diese Richtung. Im vergangenen Jahr verursachte die Nutzung fossiler
       Energie, die Hauptursache der Klimakrise, [2][so viele CO₂-Emissionen wie
       noch nie zuvor] – trotz gleichzeitigem Erneuerbaren-Boom.
       
       Zwischen 1991 und 2020 hat es in Europa der Studie nach 407.538 Todesfälle
       gegeben, die auf extrem hohe oder niedrige Temperaturen zurückzuführen
       waren. Die meisten dieser Menschen sind erfroren: 364.000 der Fälle waren
       kältebedingt. Rund 44.000 konnten der Hitze zugeschrieben werden, die
       Hitzeschläge verursacht, aber auch zahlreiche Krankheiten begünstigt oder
       verschärft.
       
       ## Die Bevölkerung wird älter und hitzeempfindlicher
       
       In der angenommenen 3-Grad-Welt des Jahres 2100 würden kältebedingte
       Todesfälle laut Studie leicht abnehmen, im Großen und Ganzen bliebe die
       Rate aber nahezu unverändert. Anders bei den Hitzetoten: Diese Fälle
       könnten sich laut Studie etwa verdreifachen. Besonders südliche Länder wie
       Italien, Spanien und Griechenland wären betroffen. Neben den extremeren
       Sommertemperaturen spielt auch der demographische Wandel hinein. Die
       Bevölkerung wird im Schnitt älter und damit verletzlicher, was Hitze
       angeht.
       
       Wichtig: Die Forschenden sind in der Studie von gleichbleibenden
       gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ausgegangen. Das heißt, es ist nicht
       einbezogen, dass eine Anpassung an intensivere Hitze zumindest in Grenzen
       möglich ist. Man kann bauliche Vorkehrungen treffen, also Städte zum
       Beispiel mit Frischluftschneisen, Grünflächen und Schattenplätzen
       ausstatten. Auch die Sensibilisierung der Bevölkerung kann helfen sowie gut
       durchdachte Warnsysteme.
       
       Im vergangenen Jahr [3][sind in Europa laut einer Studie des Barcelona
       Institute for Global Health 47.690 Menschen infolge von Hitze gestorben],
       6.376 davon in Deutschland. Das deutsche Robert-Koch-Institut kommt in
       eigenen Schätzungen nur auf etwa die Hälfte – allerdings sind das auch
       immer noch Tausende Menschen.
       
       Die unterschiedlichen Zahlen kommen durch unterschiedliche Annahmen bei den
       Berechnungen zustande. Hitzetote werden bislang nicht gezählt, sondern
       modelliert. Das liegt daran, dass Hitze nicht die offizielle Todesursache
       ist und als solche in die Statistiken eingeht, sondern beispielsweise
       Herz-Kreislauf-Versagen, was aber durch Hitze stark begünstigt wird.
       
       24 Aug 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.thelancet.com/journals/lanpub/article/PIiS2468-2667(24)00179-8/fulltext#seccestitle160
   DIR [2] https://www.theguardian.com/environment/article/2024/jun/20/fossil-fuel-use-reaches-global-record-despite-clean-energy-growth
   DIR [3] /Folgen-der-Klimakrise/!6026777
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Susanne Schwarz
       
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