# taz.de -- Angriff auf Synagoge in Frankreich: Festnahmen nach Brandanschlag
> Ein Algerier mit legalem Aufenthaltsstatus soll den Angriff im
> südfranzösischen La Grande-Motte begangen haben. Er trug wohl ein
> Palästinensertuch.
IMG Bild: Nahe der angegriffenen Synagoge in La Grande-Motte stehen französische Sicherheitskräfte Wache
Paris afp | Nach einem mutmaßlich terroristischen [1][Brandanschlag auf
eine Synagoge] in Südfrankreich hat die Polizei vier Tatverdächtige
festgenommen. Innenminister Gérald Darmanin gab die Festnahme des
Hauptverdächtigen in der Nacht zu Sonntag im Onlinedienst X bekannt. Zudem
seien drei weitere Tatverdächtige aus dem Umfeld des mutmaßlichen
Angreifers in Polizeigewahrsam genommen worden, erfuhr die
Nachrichtenagentur AFP am Sonntag aus mit dem Fall vertrauten Kreisen.
Nach Angaben der französischen Antiterror-Staatsanwaltschaft (Pnat) wurde
der Hauptverdächtige am späten Samstagabend in Nîmes in Gewahrsam genommen.
Seine Festnahme erfolgte demnach gegen 23.30 Uhr – allerdings erst nach
einem Schusswechsel mit der Polizei. Der Verdächtige habe in Nîmes das
Feuer auf die Einsatzkräfte eröffnet, diese hätten daraufhin das Feuer
erwidert, erklärte die Pnat. Der Tatverdächtige wurde demnach „im Gesicht
verletzt“.
Bei dem Mann handelt es sich einer mit dem Fall vertrauten Quelle zufolge
um einen 33-jährigen Algerier mit [2][legalem Aufenthaltsstatus.]
Nach dem Anschlag auf die Synagoge in dem beliebten südfranzösischen
Urlaubsort La Grande-Motte gehen die Behörden von einem Terrorangriff aus.
Am Samstagmorgen waren offiziellen Angaben zufolge zwei Autos im Innenhof
der Beth Yaacov Synagoge in dem Mittelmeerort in Brand gesetzt worden. Auch
zwei Türen der Synagoge und ein außerhalb des Gebäudes geparktes Auto
gerieten in Brand.
## Mann trug wohl palästinensische Fahne bei sich
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach von einem „Terrorakt“. Die
Pnat teilte mit, sie habe Ermittlungen unter anderem wegen versuchten
terroristischen Mordes und der Bildung einer terroristischen kriminellen
Vereinigung zur Vorbereitung von Verbrechen gegen Personen eingeleitet.
Nach Angaben der Pnat explodierte eine Gasflasche, die sich in einem der
ausgebrannten Fahrzeuge befand. Dabei wurde ein Polizist leicht verletzt.
Nach Angaben aus der Präfektur waren vier weitere Gasflaschen in dem
Innenhof des Gebäudes deponiert, von denen eine ebenfalls explodierte. Aus
Ermittlerkreisen hieß es am Samstag, Überwachungsvideos zeigten kurz nach
der Explosion am jüdischen Ruhetag Schabbat vor dem Gotteshaus einen Mann
mit einer palästinensischen Flagge, dessen Kopf mit einem sogenannten
Palästinensertuch bedeckt war. Auf einem der Bilder ist auch eine Waffe
erkennbar.
Am Schabbat, der freitagabends beginnt und samstagabends endet, strömen
Gottesdienstbesucher normalerweise vor allem am Samstagmorgen in die
Synagogen. Zum Zeitpunkt des Anschlags befanden sich nach Angaben der
Ermittler jedoch lediglich fünf Menschen in dem Gebäude, darunter auch der
Rabbiner. Sie alle blieben demnach unverletzt. Nach Angaben von Perla
Danan, einer Vertreterin des jüdischen Dachverbandes Crif, gibt es im
Sommer „sehr viele Urlauber in La Grande-Motte und an der Küste, die hier
beten“.
Regierungschef Gabriel Attal sagte bei einem Besuch in der südfranzösischen
Küstenstadt, Frankreich sei [3][„einem absoluten Drama“] entkommen. Attal
verurteilte in diesem Zusammenhang „ein Klima“, das seit dem 7. Oktober und
dem beispiellosen Angriff der islamistischen Palästinenserorganisation
Hamas auf Israel „von einigen geschürt“ werde.
## Antisemitische Straftaten steigen an in Frankreich
Die Zahl antisemitisch motivierter Straftaten in Frankreich ist nach dem
Beginn des durch den [4][Überfall der radikalislamischen Hamas auf Israel]
am 7. Oktober ausgelösten Krieges im Gazastreifen deutlich gestiegen.
Während der ersten Jahreshälfte wurden laut Darmanin 887 solcher Taten
gezählt. 2023 waren es im gleichen Zeitraum 304 Taten.
25 Aug 2024
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