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       # taz.de -- Die Wahrheit: Unerhört!
       
       > Breaking News aus Berlin: Das Brandenburger Tor heißt ab sofort
       > Braunschweiger Tor. Alle Hintergründe, alle Fakten dazu hier.
       
   IMG Bild: Ganz neue Attraktion in Berlin für Einheimische und Touristen: Das Braunschweiger Tor
       
       230 Kilometer nur trennen die peekige norddeutsche Welfenmetropole von der
       ostdeutschen und schlecht funktionierenden Bundeshauptstadt. 230 lange
       Kilometer, die jetzt symbolisch kurz und noch kürzer werden, denn Berlins
       Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hat im Handstreich verfügt, dass
       das einzige seiner einst 18 Stadttore, der auf Sand und windigen
       Versprechen gebauten Häuseransammlung, ab 1. September 2024 Braunschweiger
       Tor heißen wird und muss.
       
       Wer sich nicht hält an die neue Sprachregelung für das frühklassizistische
       Triumphtor, bekommt via Lieferando ein saftiges Knöllchen „zum Blechen“
       serviert, wie es in einer Pressemitteilung der Senatskanzlei heißt.
       
       Kai Wegner hat der Wahrheit auf Nachfrage jetzt durch sein Büro mitteilen
       lassen, dass es sich bei der spektakulären Umbenennung „um einen reinen
       Verwaltungsakt handelt, wenn auch mit Tragweite und symbolisch“.
       
       Im Übrigen habe man im besten Einvernehmen mit dem SPD-regierten
       Braunschweig beschlossen, zu diesem Zweck auch die Quadriga auf dem
       ursprünglich Brandenburger Tor genannten Braunschweiger Tor nach
       Braunschweig zu verbringen und die dortige Quadriga auf dem Braunschweiger
       Schloss nach Berlin. Aber warum bloß?
       
       ## Das Tor steht doch gar nicht in Brandenburg
       
       Aus der Senatskanzlei heißt es, der Regierende hätte schon seit seinem
       Eintritt in die CDU und die Junge Union Spandau im Jahr 1989 die
       Bezeichnung Brandenburger Tor für ein Tor, das mitten in Berlin und nicht
       im benachbarten ungeliebten Brandenburg steht, „recht unpassend gefunden“.
       
       Seitdem habe er sich hinter den Kulissen und in seinen früheren Funktionen
       als Landesvorsitzender der Berliner Schüler Union, als Kreisvorsitzender
       der Jungen Union Spandau, aber auch besonders während seiner Zeit als
       stellvertretender CDU-Kreisvorsitzender in Spandau für eine Umfirmierung
       des 20,3 Meter hohen, 11 Meter tiefen und 62,5 Meter breiten Tores
       eingesetzt.
       
       Als Kai Wegner dann heuer beim Osterurlaub mit seiner geliebten
       Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch aus Berlin-Mahlsdorf zufällig
       eine Camping-Parzelle mit dem Braunschweiger Oberbürgermeister Thorsten
       Kornblum bei Helmstedt teilte, wurden „aus starkem Wunsch bezüglich der
       Umbenennung des Brandenburger Tors handelnde Realitäten“, so der Wortlaut
       der Pressemitteilung, auf der mittig zwei gedruckte Säulenreihen mit
       jeweils sechs kannelierten und mit Basen versehenen dorischen Säulen
       platziert sind.
       
       Und was hat die stolze, uralte Welfenstadt Braunschweig von dem Tausch?
       „Kai Wegner ist einfach ein prima Typ, und wir sind ab jetzt als wohl
       meistbesuchte Sehenswürdigkeit Berlins in aller Munde. Braunschweiger Tor
       ist der Platz zum Sein, the place to be!“ Welfen-OB Kornblum ist am Telefon
       ganz aus dem Häuschen. Und wir haben noch eine letzte Frage: „Heißt das
       Braunschweiger Schloss ab jetzt dann Berliner Schloss?“ – „Bloß nicht“,
       ruft der OB, „so hässlich, wie das da bei Ihnen in Berlin ist!“
       
       30 Aug 2024
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Harriet Wolff
       
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