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       # taz.de -- Wege aus der Krise für VW: Mehr Lebensqualität für Malocher
       
       > Der Autobauer VW steckt in der Transformationskrise. Er könnte zum
       > Vorbild werden, wie man Lasten gerechter verteilt.
       
   IMG Bild: Am fünften Tage sollst du dich ausruhen. Statt Entlassungen fordert die IG-Metall die Vier-Tage-Woche bei VW
       
       Zugegeben: Es klingt erst mal verrückt, aber Volkswagen könnte zu einem
       guten Beispiel bei der Transformation der Industrie werden. Der Konzern
       steckt in der Krise, ausgerechnet weil er die Transformation bisher
       verschlafen und viel zu lange auf Verbrennermotoren gesetzt hat.
       [1][VW-Chef Oliver Blume] will deshalb nun einen harten Sparkurs
       durchsetzen und schließt Kündigungen sowie Werksschließungen nicht mehr
       aus. Aber ein Lösungsvorschlag für die Krise bei VW könnte beispielhaft für
       die gesamte Industrie sein: die Vier-Tage-Woche.
       
       Die Vier-Tage-Woche ist bei Volkswagen nicht neu. Als es vor drei
       Jahrzehnten ebenfalls schlecht um den Konzern bestellt war, wurde die
       Vier-Tage-Woche schon einmal eingeführt. Die Beschäftigten akzeptierten in
       diesem Rahmen Lohneinbußen, und der Konzern verzichtete im Gegenzug auf
       Kündigungen. Die geringere Arbeit teilten sich die Kolleg*innen also
       solidarisch auf, statt dass einige von ihnen gehen mussten. Die
       Vier-Tage-Woche verhinderte damals die Streichung von 30.000
       Arbeitsplätzen.
       
       Dieser Tage brachte die IG Metall die Arbeitszeitverkürzung als Lösung ins
       Spiel. Von der Gewerkschaft ist die Idee nichts Neues. Sie forderte sie
       schon in den letzten Tarifverhandlungen in der Stahlindustrie neben
       Lohnzuwächsen. Langfristig sollte demnach die Wochenarbeitszeit von 35 auf
       32 Stunden reduziert werden.
       
       Wenn Volkswagen nun wieder eine Vier-Tage-Woche einführt, hätte dies eine
       nicht zu unterschätzende Signalwirkung für andere Konzerne. Denn der
       Wolfsburger Autobauer ist das größte Industrieunternehmen Deutschlands. Es
       beschäftigt weltweit 684.000 Personen, davon knapp 300.000 in Deutschland.
       
       Mit einer Vier-Tage-Woche könnte der Konzern zeigen, dass die
       Herausforderungen der Transformation solidarisch gemeistert werden können.
       Denn die gesamte Industrie steckt derzeit in einer Umbruchphase. Sie ist
       nichts, was aufgehalten oder gar zurückgedreht werden kann. Sie kann nur
       gemeistert werden.
       
       Neben der Beschäftigungssicherung hat die Vier-Tage-Woche noch einen
       weiteren Vorteil: Sie bringt den Malochern mehr Lebensqualität. Nicht
       umsonst war der Ruf nach Arbeitszeitverkürzung immer schon eine wichtige
       Forderung bei gewerkschaftlichen Kämpfen.
       
       In Zeiten knapper werdender Ressourcen steht die Forderung aber auch für
       eine wichtige Erkenntnis, die die Gesellschaft noch gewinnen muss: dass
       sich Wohlstand nicht allein an materiellen Gütern messen muss, sondern auch
       aus mehr Zeit und weniger Stress bestehen kann. Die Gewerkschaften haben
       dies durchaus schon verstanden. Die Frage ist, ob es die Arbeitgeber
       kapiert haben.
       
       7 Sep 2024
       
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