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       # taz.de -- Amtseinführung des Osnabrücker Bischofs: Das falsche Kreuz auf der Brust
       
       > Dominicus Meier ist Osnabrücks neuer Bischof. Bei der Amtseinführung trug
       > der habilitierte Jurist ein Gewand mit verfassungsfeindlichem
       > Kennzeichen.
       
   IMG Bild: Ach, hätte sich der Bischof doch statt einer normalen Swastika ein zerschmettertes Hakenkreuz auf die Casel sticken lassen!
       
       Nicht, dass hier irgendjemand Osnabrücks [1][neuen katholischen Bischof]
       für einen Nazi halten würde. Dominicus Meier wurde in Salzburg mit einer,
       freundlich gesagt, weltfremd wirkenden Arbeit über die rechtliche
       Bindungswirkung von Ordensgelübden zum Doktor Jur promoviert.
       
       In seiner in Münster vorgelegten Habil-Schrift hat er einen Entwurf einer
       mit dem römisch-katholischen Sonderrecht vereinbaren kirchlichen
       Verwaltungsgerichtsordnung entfaltet. Und auch sonst wirkt er eher wie ein
       Mann der sedierenden Töne. Nichts dürfte ihm ferner liegen, [2][als ein
       knalliges Zeichen zu setzen].
       
       Und doch: Am vergangenen Sonntag hat Bischof Dominicus mit einem fetten
       Hakenkreuz auf der Brust die heilige Messe zu seiner Amtseinführung
       gefeiert. Er hat in diesem Aufzug vor dem vollbesetzten Dom im Beisein von
       Niedersachsens Ministerpräsident Stefan Weil (SPD) eine Predigt gehalten –
       in der er lustigerweise Aufmerksamkeit anmahnt.
       
       Anschließend ist er zu den Klängen der Toccata aus [3][Charles Marie Widors
       fünfter Orgelsymphonie] mitsamt Konzelebranten, Hofstaat und
       Messdiener*innen aus dem Dom ausgezogen, um noch etwas durch die Stadt
       zu marschieren. Auch da hat das Hakenkreuz offenkundig niemanden gestört.
       
       ## Auch von NS-Organisationen genutzt
       
       Wahrscheinlich wäre es auch niemandem aufgefallen, wenn Bischof Dominicus
       nackt durch Osnabrücks Straßen gelaufen wäre. Auch das ist Männern
       ausdrücklich verboten. Aber Paragraf 183 ist ein Antragsdelikt. Das
       [4][Verwenden verfassungsfeindlicher Abzeichen] hingegen nicht. Es muss von
       Amts wegen verfolgt werden, sobald es bekannt wird.
       
       Und jene Swastika mit gebogenen Armen, die Nonnen der örtlichen
       Paramentenwerkstatt dem neuen Bischof mit korallen- und goldfarbenem Garn
       auf seine cremefarbene Casel gestickt haben, ist ja eben keine neue
       Abwandlung des Hakenkreuzes.
       
       In Hitlers Skizzen für ein Parteiabzeichen taucht sie 1920 auf. Und sie
       [5][zählt später dann zum Formenrepertoire von NS-Organisationen] wie der
       NS-Frauenschaft und dem Deutschen Frauenwerk.
       
       Zudem hatte es mit dem Swastika-Kreuz erst im vergangenen Jahr ganz in der
       Nähe einen Vorfall gegeben: Ein Gartenbaubetrieb hatte den sogenannten
       Völkerball-Kreisel in Greven, 40 Kilometer südlich von Osnabrück, mit vier
       organisch-geschwungenen Hecken bepflanzt, die, bestimmt nur versehentlich,
       ein Kreuz mit gebogenen Armen ergaben.
       
       ## Verwendung ist grundsätzlich strafbar
       
       Gerade in der katholischen Kirche spielen Symbole eine überragende Rolle.
       Umso befremdlicher wirkt der Missgriff. Zumal die Geistlichen ihre
       liturgischen Gewänder persönlich in Auftrag geben. Es sind
       Einzelanfertigungen, nach deren Vorstellungen. Gleichwohl wird Bischof
       Dominicus den Faux-Pas nicht mit Absicht begangen haben und irgendwer hätte
       ihn auch darauf hinweisen können.
       
       Strafmildernd müsste sich auswirken, wenn er sich selbst anzeigen würde,
       also es nicht darauf ankommen ließe, ob die Staatsanwaltschaft Osnabrück
       pflichtgemäß gegen ihn ermittelt. Denn das müsste sie, wie sie es bei jedem
       anderen Bürger auch tun müsste, der mit Hakenkreuz-T-Shirt ostentativ durch
       die Stadt läuft.
       
       An der grundsätzlichen Strafbarkeit würde freilich auch eine
       Selbstbezichtigung nichts ändern. Eine Ausnahme wäre gewesen, wenn Bischof
       Meier die Swastika in einer Darstellung genutzt hätte, die „in
       offenkundiger und eindeutiger Weise“ die Gegnerschaft zum NS zum Ausdruck
       gebracht hätte, [6][wie es der Bundesgerichtshof mal formuliert hat]; also
       ein Hakenkreuz das in einen Papierkorb fällt, oder eine Faust, die es
       zerschmettert, irgendwas in der Art.
       
       Oh!, hätte er sich das aufs Messgewand sticken lassen! Er wäre ein Held
       gewesen. Und es wäre bestimmt auch von anderen bemerkt worden. Anders als
       eine 2024 offenbar ganz alltägliche, total normale Swastika.
       
       9 Sep 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Osnabruecker-Bischof-Bode-geht-endlich/!5921880
   DIR [2] https://portal.dnb.de/opac/opacPresentation?cqlMode=true&reset=true&referrerPosition=3&referrerResultId=auRef%3D189538392%26any&query=idn%3D189538392
   DIR [3] https://imslp.org/wiki/Organ_Symphony_No.5,_Op.42_No.1_(Widor,_Charles-Marie)
   DIR [4] https://www.gesetze-im-internet.de/stgb/__86a.html
   DIR [5] https://www.ida-nrw.de/fileadmin/user_upload/Texte_zum_Download/Rechtsextremismus/Rheims_Symbole_Rechte_Szene.pdf
   DIR [6] https://juris.bundesgerichtshof.de/cgi-bin/rechtsprechung/list.py?Gericht=bgh&Art=en&sid=396e08fe2ca0af42f16c89e3aaedf235
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Benno Schirrmeister
       
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