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       # taz.de -- AfD plant Reform ihrer Jugendverbände: Weniger Macht den Jungen
       
       > Der AfD-Bundesvorstand denkt über eine Neuorganisation der
       > AfD-Jugendverbände nach. Denn deren Radikalität wird für die Partei zum
       > Problem.
       
   IMG Bild: „Gesichert rechtsextremistisch“: Aufkleber am Stand der „Junge Alternative“ beim AfD-Bundesparteitag Ende Juni in Essen
       
       Von Zurückhaltung ist bei den norddeutschen Jugendverbänden der AfD nichts
       zu vernehmen: Offensiv wirbt etwa die niedersächsische Junge Alternative
       (JA) weiter damit, dass die „erfolgreiche Umsetzung der
       Remigrationspolitik“ Deutschland zu einem Vorbild machen und eine „Ära des
       Fortschritts und der Prosperität“ einleiten würde.
       
       Auch die schleswig-holsteinische Junge Alternative sieht Deutschlands Heil
       in der „Remigration“. Dabei ist das offensive Vertreten solcher
       Deportationsfantasien durchaus existenzgefährdend für die Jung-AfDler;
       ihre Zukunft ist ungewiss: Die Bundesführung der [1][AfD] denkt über eine
       Neuorganisation nach, denn wegen [2][der Radikalität der Jugendverbände]
       drohen Konsequenzen für die Partei.
       
       Nicht ungewöhnlich ist es auch bei Jugendverbänden der demokratischen
       Parteien, dass sie sich ideologisch konsequenter positionieren. Meist
       treten sie als das moralische Gewissen auf, das die Parteien an die
       politischen Grundsätze erinnert.
       
       Bei der [3][Jungen Alternative] ist das nicht anders – und sorgt genau
       deswegen bei AfD-Funktionsträgern für Besorgnis: Zu eindeutig trete die
       Jugend mit dem ethnischen Volksbegriff und der Vorstellung von der
       deutschen Volksgemeinschaft auf, zu eng würden personelle Beziehungen zu
       rechtsextremen Personen und Netzwerke gepflegt – trotz ermahnender Worte
       und der Existenz von Unvereinbarkeitsbeschlüssen. Das belastet die Partei
       beim Versuch, sich als nicht rechtsextrem darzustellen.
       
       Der Kurs der Jugendverbände führte schon 2018 in Niedersachsen zur
       Einstufung der JA durch das Landesamt für Verfassungsschutz als „gesichert
       rechtsextremistisch“. Und im Februar dieses Jahres scheiterte die JA mit
       ihrem Bundesvorsitzenden Hannes Gnauck vor dem Verwaltungsgericht Köln im
       Eilverfahren gegen die bundesweite [4][Einstufung als „gesichert
       rechtsextremistisch“.]
       
       ## Neustrukturierung des Jugendverbandes vorbereiten
       
       Im AfD-Bundesvorstand soll nun eine Neustrukturierung des Jugendverbandes
       vorbereitet werden – vor allem, um mehr Einfluss auf die JA zu haben. Es
       wäre eine Entmachtung, mit der die bislang geltende Selbstständigkeit
       beschnitten würde. Der Vorstand denkt an das SPD-Modell mit ihren Jusos:
       Alle AfD-Mitglieder unter 36 Jahren wären dann auch JA-Mitglieder – aber
       sie wären an Parteibeschlüsse gebunden.
       
       Nachfragen der taz, was sie von diesen Plänen halten, lassen die JA in
       Niedersachsen und in Schleswig-Holstein unbeantwortet. Der
       Bundesvorsitzende Gnauck aber bemüht sich bereits, die Debatte zu
       entschärften. Weder die Partei noch der Jugendverband hätten sich auf einen
       „konkreten Handlungsplan“ geeinigt; der „Meinungsbildungsprozess“ sei noch
       nicht abgeschlossen.
       
       Die Überlegungen dürfte die JA in Schleswig-Holstein allerdings kaum
       disziplinieren, erwarten regionale Beratungsteams gegen Rechtsextremismus
       in Schleswig-Holstein. „Die JA in Schleswig-Holstein hat keine
       Berührungspunkte mit der extremen Rechten und zum Teil offene Verbindungen
       und Überschneidungen zu anderen rechtsextremen oder
       verschwörungsideologisch orientierten Gruppen und Einzelpersonen“, erklären
       sie auf Nachfrage der taz. Die JA würde immer wieder
       [5][Kampfsporttrainings veranstalten] und propagiere den gewaltbereiten
       Kampf auf der Straße.
       
       Die Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus und für Demokratie in
       Niedersachsen hält es für denkbar, dass eine Konkurrenz zwischen der
       bestehenden JA und der angedachten Neuorganisation entstehen könnte.
       Wahrscheinlicher sei aber, dass das „Alte in dem Neuen“ aufgeht: Eine
       strategische Neugründung würde genutzt werden, um sich nach außen als
       „bürgerlich“ zu präsentieren, während die politische Radikalität
       beibehalten würde.
       
       14 Sep 2024
       
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