# taz.de -- Alkohol erst ab 18: Schluss mit der Säufersolidarität
> Der Suchtbeauftragte Burkhard Blienert will Alkohol nur an Volljährige
> ausschenken. Damit wendet er sich gegen eine urdeutsche Tradition.
IMG Bild: Sollte Alkohol erst ab 18 erlaubt sein?
„Ein Hoch auf die Säufersolidarität“ sang die Hamburger Hiphop-Band
Deichkind 2008. Diese Solidarität schützt jene Paragrafen, die bisher im
Jugendschutzgesetz stehen: Bier und Wein dürfen von 16-Jährigen erworben
werden, 14-Jährige dürfen in Begleitung ihrer Eltern trinken. Nun stellt
sich der Suchtbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, gegen
diese [1][urdeutsche Solidarität für Hopfen und Malz] für Teenager.
Das ist mutig in einer Nation, die knapp 1.500 Brauereien beheimatet. Und
in der jedes Jahr [2][durchschnittlich mehr als 12 Liter reinen Alkohols
pro Kopf getrunken] werden. Der SPD-Politiker dürfte sich auf Gegenwind
gefasst machen. Denn Alkohol gehört in Deutschland traditionsbedingt für
viele Menschen zum Leben dazu. [3][Das Oktoberfest ist jedenfalls global so
bekannt wie das Feierabendbier für nicht wenige selbstverständlich] ist.
Und das, obwohl Alkoholkonsum keine gesellschaftlichen Vorteile hat. Schon
gar nicht für Minderjährige, die sich später vielleicht an nette Abende mit
Freunden erinnern. Möglicherweise aber auch an betrunkene Entscheidungen,
die sie im Nachhinein bereuen.
Sie kontrolliert ans Trinken heranzuführen, ist trotzdem falsch. Wieso soll
man etwas „begleitet von Sorgeberechtigten“ lernen, das letztlich nur
schadet? [4][Begleitetes Fahren mit 17 Jahren] hingegen ergibt Sinn, weil
junge Menschen dabei von ihren Eltern Verhalten bei einer Tätigkeit lernen,
die ihnen später nützt. Begleitetes Trinken normalisiert hingegen nur den
Konsum von einem Zellgift, das – Begleitung hin oder her – ein Zellgift
bleibt und der Gesundheit schadet.
Ein Alkoholverbot für Menschen unter 18 würde zwar nicht verhindern, dass
Jugendliche ab und an mit Radler, Riesling oder Rum in Berührung kommen.
Doch es könnte dafür sorgen, dass der Konsum von Alkohol in Deutschland
weniger selbstverständlich wird. Schluss sein muss auch mit den Fragen an
Frauen, ob sie schwanger seien, wenn sie Wasser statt Wein trinken. Und mit
der [5][Zuschreibung, eine Spaßbremse zu sein], wenn man auf Feiern ein
Glas ablehnt. Blienerts Vorstoß ist ein Schritt weg von einer falsch
verstandenen Solidarität und hin zu einer gesünderen Gesellschaft.
28 Aug 2024
## LINKS
DIR [1] /Saufen-ist-teuer/!6019577
DIR [2] /Alkoholatlas-2022/!5881916
DIR [3] /Alkoholkonsum-in-Europa/!6026075
DIR [4] /Europaeische-Fuehrerscheinregeln/!5973985
DIR [5] /Kolumne-Nuechtern/!5053983
## AUTOREN
DIR Klaudia Lagozinski
## TAGS
DIR Alkohol
DIR Sucht
DIR Nüchtern
DIR Frauen
DIR Brauerei
DIR Beirut
DIR FC St. Pauli
DIR Alkohol
## ARTIKEL ZUM THEMA
DIR Nachtleben im Libanon: Die Sorgen wegfeiern
Trotz der drohenden Eskalation zwischen Israel und der Hisbollah wird im
Osten Beiruts getanzt und getrunken. Auch, um die Realität zu vergessen.
DIR Alkohol und Fußball: Emotionen ohne Rausch
Die „Weiß-Braunen Kaffeetrinker*innen“ vom FC St. Pauli sind ein Fanclub –
und eine Selbsthilfegruppe. Die Mitglieder helfen sich, trocken zu bleiben.
DIR Saufen ist teuer: Kein Wein ist auch keine Lösung
Alkoholmissbrauch verursacht hohe finanzielle Kosten. Eine Gesellschaft,
die das ändern will, muss mit der Aufklärung bei den Jüngsten beginnen.