URI: 
       # taz.de -- Landtagswahlen: AfD ist stärkste Kraft in Thüringen
       
       > Die AfD fährt bei den Wahlen in Sachsen und Thüringen Rekordergebnisse
       > ein. In Thüringen ist sie stärkste Kraft, in Sachsen knapp hinter der
       > CDU.
       
   IMG Bild: Bodo Ramelow und Björn Höcke im ZDF-Fernsehstudio
       
       Erfurt taz | Zum ersten Mal seit 1945 ist in Deutschland [1][eine
       rechtsextreme Partei] stärkste Kraft bei einer [2][Landtagswahl] geworden.
       In Thüringen kommt der besonders radikale AfD-Landesverband des
       Rechtsextremisten [3][Björn Höcke] laut ersten Hochrechnungen auf rund 33
       Prozent. Das ist das beste Wahlergebnis der [4][AfD] bei einer
       Landtagswahl.
       
       Das Ergebnis würde ganz knapp für eine Sperrminorität im Landtag reichen,
       mit dem die extrem rechte Partei wichtige Prozesse und Entscheidungen, für
       die es eine Zwei-Drittel-Mehrheit bräuchte, blockieren könnte.
       
       Auch in Sachsen fährt die AfD ein starkes Wahlergebnis ein und liegt über
       der Sperrminorität. Mit 31 Prozent nach ersten Hochrechnungen ist sie
       zweitstärkste Kraft nach der CDU. Bei den vergangenen Landtagswahlen in den
       Bundesländern 2019 war die AfD in Sachsen auf 27,5 Prozent und in Thüringen
       auf 23,4 Prozent gekommen.
       
       Für die AfD ist das Ergebnis ein weiterer Meilenstein nach Wahlerfolgen bei
       den [5][Europa- und Kommunalwahlen], ersten Bürgermeisterämtern und
       deutlichen Erfolgen auch im Westen bei Landtagswahlen in Hessen und Bayern.
       
       ## Höcke feiert Wahlergebnisse
       
       In Thüringen feiert die AfD unter Verschluss der Öffentlichkeit. „Da muss
       man dabei gewesen sein“, schwärmte der EU-Abgeordnete Rene Aust von dem
       Moment, als das Wahlergebnis auf der Wahlparty bekannt gegeben wurde. Höcke
       habe sich sehr gefreut, dass die Grünen aus dem Landtag geflogen sein, sagt
       Aust feixend.
       
       Höckes Co-Chef aus Thüringen, Stefan Möller, freute sich besonders darüber,
       dass man knapp über einem Drittel der Mandate liege: „Wir werden die
       Sperrminorität nicht missbrauchen, aber wir werden es nicht hinnehmen, wenn
       weiter ein Ausgrenzungskurs gegen uns gefahren wird.“
       
       Höcke sprach in einem ersten TV-Interview breitbeinig von der AfD als
       „Volkspartei Nummer 1“, er verbiete sich die Stigmatisierung als
       „rechtsextrem“, schließlich könne nun doch nicht mehr ein Drittel der
       Wähler stigmatisieren.
       
       Beim Wahlkampfabschluss der AfD am Samstag auf dem Domplatz in Erfurt war
       Höcke zusammen mit Parteichefin [6][Alice Weidel] vor hunderten
       Anhänger*innen aufgetreten. Die Menge forderte mit Sprechchören
       „Abschiebungen“ und rief: „Deutschland den Deutschen! Ausländer raus!“
       
       ## Weidel fordert „Migrationswende“
       
       Die Polizei hat zudem Ermittlungen wegen mehrfach gezeigter Hitlergrüße
       aufgenommen, im Publikum fanden sich auch militante [7][Neonazis]. Weidel
       versprach derweil von der Bühne, „die Antifa“ als terroristische
       Vereinigung verbieten und gegen die Pressefreiheit vorgehen zu wollen und
       eine „Migrationswende“ einzuleiten. Tausende demonstrierten in Erfurt
       zeitgleich gegen Rechtsextremismus.
       
       Höcke hatte kurz vor der Wahl den Anschlag von Solingen für seine
       rassistische Agenda instrumentalisiert und einen [8][deutlich rechtsextrem
       geprägten Wahlkampf] mit Slogans wie „Sommer, Sonne, Remigration“ geführt.
       Er versuchte dabei, mit ostdeutschtümelnden Slogans und Symbolen bei
       Wähler*innen zu landen.
       
       Dass Höcke kurz vor den Landtagswahlen mehrfach für die verbotene SA-Parole
       „Alles für Deutschland“ verurteilt wurde und [9][das einen „politischen
       Schauprozess“ nannte], störte seine Wähler*innen offenbar ebenso wenig
       wie seine zuletzt eher schwachen Auftritte bei TV-Duellen. Im Wahlkampf
       hatte Höcke wie gewohnt in Thüringen das neonazistisch-aktivistische
       Vorfeld der AfD eingebunden.
       
       Auf den Kandidaten-Listen finden sich unter anderem Identitäre und
       Reichsbürger. Mit seinem Wahlerfolg dürfte Höcke innerparteilich weitere
       Argumente für seinen Radikalkurs sammeln. Seine zuletzt eher geschwächte
       Machtposition dürfte sich innerhalb der Gesamt-AfD stärken.
       
       1 Sep 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /-Wahl-Ticker-Thueringen-und-Sachsen-/!6033479
   DIR [2] /-Wahl-Ticker-Thueringen-und-Sachsen-/!6033479
   DIR [3] /Szenario-eines-AfD-Ministerpraesidenten/!6033167
   DIR [4] /Schwerpunkt-AfD/!t5495296
   DIR [5] /AfD-bei-der-Europawahl/!6015452
   DIR [6] /Alice-Weidel/!t5403258
   DIR [7] https://x.com/KatharinaKoenig/status/1829895998459822373
   DIR [8] /AfD-Wahlkampf-im-Osten/!6027284
   DIR [9] /Fascho-Prozess-in-Halle/!6019980
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gareth Joswig
       
       ## TAGS
       
   DIR Wahlen in Ostdeutschland 2024
   DIR AfD Sachsen
   DIR Thüringen
   DIR Rechtstextreme
   DIR Björn Höcke
   DIR GNS
   DIR Schwerpunkt Landtagswahl Thüringen
   DIR Schwerpunkt AfD
   DIR Volkswirtschaft
   DIR Wahlen in Ostdeutschland 2024
   DIR Wahlen in Ostdeutschland 2024
   DIR Wahlen in Ostdeutschland 2024
   DIR Schwerpunkt Landtagswahl Thüringen
   DIR Wahlen in Ostdeutschland 2024
   DIR Wahlen in Ostdeutschland 2024
   DIR Wahlen in Ostdeutschland 2024
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Koalitionsabkommen in Thüringen: Brombeerernte in Erfurt
       
       Der Koalitionsvertrag zwischen BSW, CDU und SPD steht. Ob das alles so
       klappt in Thüringen, wie es sich die drei Parteien vorstellen? Dem
       Freistaat täte es gut.
       
   DIR AfD-Politiker Maximilian Müger: Austritt wegen Sturmgewehr-Video
       
       Der Tiktok-Clip, in dem der hessische Parlamentarier mit einem Sturmgewehr
       in die Luft schießt, hat weitere Konsequenzen. Er verlässt laut AfD Partei
       und Fraktion.
       
   DIR Kurzstudie zu Auswanderung wegen AfD: Goodbye (Ost-)Deutschland
       
       Der Erfolg der AfD macht vielen Menschen mit Migrationshintergrund Angst
       und sie überlegen, ab- oder auszuwandern. Was heißt das für Ostdeutschland?
       
   DIR AfD-Erfolge in Thüringen und Sachsen: Wo bleibt der Aufschrei?
       
       Der Erfolg der AfD ist eine Zäsur für den deutschen Rechtsextremismus. Die
       Politik hat ihrem Aufstieg viel zu lange zugeschaut.
       
   DIR ++ Wahl-Ticker Thüringen und Sachsen ++: AfD bei Jungwähler:innen klar vorn
       
       AfD ist bei jungen Wähler:innen in Sachsen und Thüringen mit Abstand
       stärkste Partei. Maaßen maßlos enttäuscht über wertlose Werte der
       Werteunion.
       
   DIR Demonstrationen am Wahlsonntag: Antifaschistische Flutschfinger
       
       In Erfurt und Dresden demonstrieren Hunderte Menschen gegen die AfD. Sie
       wollen sich einander Mut machen, Ernüchterung ist spürbar.
       
   DIR Kampf um das Direktmandat in Greiz: Der Höcke-Bezwinger
       
       Auch beim dritten Versuch holt Björn Höcke kein Direktmandat. Das gewinnt
       der Greizer CDU-Mann Christian Tischner.
       
   DIR Ergebnis der Sachsen- und Thüringen-Wahl: Letzte Ausfahrt: CDU
       
       Die CDU verbleibt als einzige größere demokratische Partei in Sachsen und
       Thüringen. Sie muss jetzt ihrer Verantwortung für alle
       Antifaschist*innen nachkommen.
       
   DIR Landtagswahl in Sachsen: CDU und AfD Kopf an Kopf
       
       Die CDU kann nach ersten Hochrechnungen in Sachsen weiterhin den
       Ministerpräsidenten stellen. Höchstens knapp hinter ihr liegt die AfD.
       
   DIR Petition gegen Freie Sachsen: Wählen oder verbieten?
       
       Die rechtsextremen „Freien Sachsen“ hoffen bei der Landtagswahl auf einen
       Erfolg, wohl vergebens. Eine Petition fordert nun, die Partei zu verbieten.