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       # taz.de -- taz🐾thema: Gemeinnützige Projekte gesucht
       
       > Stiftungen stellen jährlich mehr als fünf Milliarden Euro vor allem für
       > soziale Zwecke bereit
       
       Mehr als fünf Milliarden Euro stellen gemeinnützige Stiftungen pro Jahr in
       Deutschland zur Verfügung. Für Menschen, die für soziale Zwecke,
       Bildungsprojekte, Kunst und Kultur, Wissenschaft und Forschung sowie das
       Gesundheitswesen Geldgeber suchen, hat der Bundesverband Deutscher
       Stiftungen den 13-seitigen Leitfaden „Wie finde ich die passende Stiftung
       für mein Projekt?“ herausgegeben. Dabei wird auf das Portal
       www.stiftungssuche.de verwiesen, auf dem sich mehr als 12.500 Stiftungen
       vorstellen. Durch steigende Zinsen für ihr angelegtes Geld können
       Stiftungen mehr Mittel als in den letzten Jahren bereitstellen.
       
       „2023 war wegen der hohen Zinsen ein gutes Jahr für Stiftungen“, sagt
       Michael Dittrich, Leiter der Finanzabteilung bei der Deutschen
       Bundesstiftung Umwelt (DBU). Angesichts der unsicheren Weltlage sieht
       Dittrich für künftige Geldanlagen viele Risiken und betont gleichzeitig:
       „Stiftungen sind langfristig aufgestellt. Wir können Krisen einfach
       aussitzen und darauf warten, dass die Aktienkurse wieder steigen.“ Die DBU
       gehört mit einem Eigenkapital von 2,4 Milliarden Euro und einer jährlichen
       Fördersumme von zuletzt 44 Millionen Euro zu den wenigen ganz großen
       gemeinnützigen Stiftungen.
       
       Verbreiteter sind Stiftungen in der Größenordnung der
       Michael-Succow-Stiftung, die zuletzt 3,1 Millionen Euro vor allem zum
       Schutz von Mooren und Klima ausgegeben hat. Der Namensgeber war in den
       Siebziger Jahren als Brigadeleiter im VEB Meliorationskombinat Bad
       Freienwalde an der Ausweitung von landwirtschaftlichen Flächen beteiligt.
       1990 wurde Succow nach der ersten freien Wahl stellvertretender
       DDR-Umweltminister, seit 25 Jahren ist er mit seiner Stiftung weltweit beim
       Schutz von Mooren aktiv. Succow ist jetzt 83 Jahre alt und hat 2022 seiner
       Tochter die Leitung der Stiftung übertragen.
       
       „Mein Vater wird zum Jubiläum in diesem Jahr die Ziele der Stiftung noch
       einmal formulieren. Daran werden wir uns für die Zukunft orientieren“, sagt
       Kathrin Succow. Die Stiftung legt Wert auf Offenheit und arbeitet gemäß den
       Kriterien der Initiative Transparente Zivilgesellschaft. Dazu gehört, dass
       sie in ihrem Jahresbericht über die Herkunft und Verwendung der
       Stiftungsmittel sowie die Namen der Großspender informiert.
       
       Das Stiftungsweingut Vereinigte Hospitien aus Trier veröffentlicht dagegen
       keinen Geschäftsbericht. Seine Gewinne fließen unter anderem in die
       Unterhaltung von zwei Alten- und Pflegeheimen, ein Wohn- und Pflegeheim für
       Multiple-Sklerose-Kranke, ein Kinderheim und eine geriatrische
       Reha-Einrichtung – so legt es die Satzung der Stiftung fest. „Einen festen
       Betrag gibt es nicht, denn der Gewinn hängt von der jeweiligen Weinernte
       ab“, sagt Marc Neumann, für den Vertrieb zuständig. Neben dem Wein, der auf
       einer Fläche von 25 Hektar an Mosel und Saar angebaut wird, zählen
       Immobilien, Liegenschaften und Erbpachtrechte zu den Ertragssäulen der seit
       mehr als 200 Jahren bestehenden katholischen Stiftung.
       
       Mehr Transparenz soll es ab 2026 geben – dann müssen sich alle Stiftungen
       in einem bundesweiten Register registrieren lassen, eine verantwortliche
       Person benennen und über ihre Ziele und Satzung Auskunft geben. Eine
       Pflicht zur Veröffentlichung der Kapitalhöhe, der Herkunft der Gelder und
       ihrer Verwendung besteht dagegen weiterhin nicht.
       
       „Stiftungen sollten ab einer gewissen Größe zwingend Geschäftsberichte
       veröffentlichen“, fordert Christoph Trautvetter vom Netzwerk
       Steuergerechtigkeit. Er unterscheidet zwischen gemeinnützige Stiftungen und
       den nicht gemeinnützigen Familienstiftungen. 2023 war fast jede zweite neue
       Stiftung eine Familienstiftung, die als Steuersparmodell gegründet wurde.
       
       Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass Stiftungen die Finanzierung staatlicher
       Aufgaben übernehmen. So unterstützte die Volkswagenstiftung Universitäten,
       Hochschulen und Forschungseinrichtungen 2022 mit rund 330 Millionen Euro.
       Sie stellt vorrangig Geld für Forschungsvorhaben mit gesellschaftlichen
       Fragestellungen zur Verfügung, wobei die Festlegung der Förderschwerpunkte
       auch Inhalte der Forschung beeinflusst. Joachim Göres
       
       7 Sep 2024
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Joachim Göres
       
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