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       # taz.de -- Bundesregierung nach den Ostwahlen: Alles muss anders – ein bisschen
       
       > Die Wahl war ein Denkzettel für die Ampel, bundespolitische Themen
       > bestimmten den Wahlkampf. Welche Schlüsse SPD, Grüne und FDP ziehen.
       
   IMG Bild: Fordert nun Konsequenzen: SPD-Parteichefin Saskia Esken
       
       BERLIN taz | Die SPD übt sich am Tag [1][nach den Landtagswahlen in
       Thüringen und Sachsen] in Demut. Der Sonntag sei ein schwerer Tag für die
       Partei gewesen, sagt Parteichefin Saskia Esken im Berliner
       Willy-Brandt-Haus. „Es ist uns nicht gelungen, die Herzen unser
       Wähler:innen zu erreichen und mit unserer Politik zu überzeugen.“
       
       Dabei hat die SPD die Wahlen sogar noch mit einem blauen Auge überstanden.
       Sowohl in Sachsen als auch in Thüringen gelang ihr der Wiedereinzug in die
       Landtage, für die Regierungsbildung wird sie in beiden Ländern wohl
       unerlässlich sein. Zu verdanken hat die Partei das maßgeblich ihren
       Spitzenkandidat:innen vor Ort – [2][Petra Köpping] und [3][Georg
       Maier], die für die Gratulationen nach Berlin gekommen sind. Die
       Blumensträuße hat man ihnen in der Parteizentrale vorsichtshalber schon vor
       der Pressekonferenz überreicht. Bloß nicht zu viel öffentlicher Triumph.
       
       Für die Regierungspartner der Sozialdemokraten verlief dieser 1. September
       noch schmerzlicher. Die Grünen, gerade noch Regierungspartei, flogen in
       Erfurt aus dem Landtag. In Sachsen hievten sie sich knapp über die
       Fünfprozenthürde. Die FDP landete in beiden Ländern unter „ferner liefen“.
       
       Diese Wahl war eine Ohrfeige für die gesamte Ampel. Das war auch vor Ort zu
       spüren. Der Wahlkampf sei „völlig überlagert gewesen von geo- und
       bundespolitischen Themen“, berichten Köpping und Maier. Umfragen bestätigen
       das. Mehr als die Hälfte der Wähler:innen war der Ansicht, dass die
       Landtagswahlen eine gute Gelegenheit seien, der Bundesregierung einen
       Denkzettel zu verpassen. Ein Hauptkritikpunkt ist der Streit in der Ampel.
       
       ## Neuer Streit vorprogrammiert
       
       Auch die FDP machte für ihren eigenen Absturz das schlechte Image der
       Ampelkoalition verantwortlich. „Die FDP befindet sich in der Defensive als
       Teil einer Koalition, die bei den Bürgern äußerst unbeliebt ist“, sagte
       Parteichef Christian Lindner in Berlin. Gleichwohl will er an dem Bündnis
       festhalten.
       
       Esken fordert nun Konsequenzen, und zwar auch von den Partnern. Man müsse
       stärker an einem Strang ziehen. „Die Durchstechereien und der Versuch, die
       eigene Agenda zu setzen, das muss aufhören.“ Gleichzeitig will sie
       SPD-Themen wie Soziales, Arbeit und Bildung in den Vordergrund stellen.
       Kompromissbereitschaft und Profilierung zugleich wird aber kaum möglich
       sein – zumal neuer Streit droht. Die SPD-Vorsitzende betonte auf Nachfrage,
       dass das bereits erarbeitete [4][Demokratiefördergesetz], das
       zivilgesellschaftliche Initiativen dauerhaft finanziell absichern soll,
       jetzt kommen müsse. „Das werden wir erstreiten.“ Die FDP hat bislang
       blockiert.
       
       Dass es mit dem Gesetz vorangehen müsse, forderte auf Nachfrage auch
       Grünen-Chefin Ricarda Lang. „Wenn wir jetzt sagen, wir wollen diejenigen
       unterstützen, die sich gerade in Sachsen und Thüringen im ländlichen Raum
       für Demokratie einsetzen, tut man das nicht nur mit netten Worten“, sagte
       sie während einer Pressekonferenz in der Berliner Parteizentrale. Im
       Zentrum ihrer Wahlanalyse stand aber, dass die Politik den Menschen mehr
       „Stabilität“ bieten müsse.
       
       Als entscheidenden Bereich sieht die Parteilinke einerseits die soziale
       Sicherheit. „Das wird natürlich auch in den Haushaltsverhandlungen eine
       Rolle spielen“, sagte Lang, ohne auf konkrete Projekte einzugehen.
       Andererseits gehe es auch um die innere Sicherheit. Hier bekannte sich Lang
       unter anderem zu den Ampelplänen aus der Vorwoche: Man müsse
       „Durchsetzungsprobleme, die es bei Abschiebungen gibt, endlich angehen“.
       Die zwischen den Koalitionsspitzen verabredeten Verschärfungen sind
       innerhalb der Grünen aber teils umstritten – mit dem Ampelstreit könnte es
       nach den Wahlen also auch hier schnell weitergehen.
       
       2 Sep 2024
       
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