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       # taz.de -- Gerüchte um Trainerwechsel in Hoffenheim: Ränke- und andere Spiele
       
       > Bayer Leverkusen siegt souverän 4:1 bei der TSG Hoffenheim. Aber dort ist
       > der Klub damit beschäftigt, seinem Trainer das Leben schwer zu machen.
       
   IMG Bild: Nur noch Zuschauer im komplizierten Spiel: Hoffenheims Cheftrainer Pellegrino Matarazzo
       
       Nach dem entspannten 4:1-Sieg von [1][Bayer Leverkusen] in Sinsheim machten
       3.500 Gästefans jede Menge Lärm. Von den 28.000 Heimfans hingegen war
       ebenso wenig zu hören wie in den 90 Minuten zuvor. Sehr zum Ärger der
       [2][Hoffenheimer] Spieler, die sich wenigstens die sonst übliche
       Unterstützung gewünscht hätten. Der nun schon im zweiten Heimspiel
       anhaltende [3][Stimmungsboykott] der aktiven Fanszene sei „ein Thema
       zwischen Fans und Verein, aber wir als Spieler sind die Leidtragenden“,
       befand Florian Grillitsch. Und Kapitän Oliver Baumann ergänzte
       gemeinerweise, dass „wir eh nicht das lautstärkste Publikum haben“. Aus
       gegebenem Anlass wunderte er sich zudem, dass gleich das ganze Stadion
       still bleibt, weil 100 Ultras ihren Job als Stimmungskanonen verweigern:
       „Es gibt drei andere Tribünen, die auch noch dürfen. Es gibt ja kein
       Verbot.“
       
       Dass Leverkusen wohl auch gewonnen hätte, wenn sich der eigene Anhang die
       Seele aus dem Leib gebrüllt hätte, wollten aber auch Baumann und Grillitsch
       nicht bestreiten. Leverkusen, das ja am vergangenen Wochenende nach 35
       Spielen ohne Niederlage erstmals gegen [4][RB Leipzig] wieder verloren
       hatte, zeigte sich jedenfalls gut erholt von dem traumatischen Ereignis und
       spielte dabei bemerkenswert anders als in der teilweise rauschhaften
       Meistersaison: ruhig, abgeklärt und geduldig, und immer auf Spielkontrolle
       aus, wie eine Ballbesitzquote von 60 Prozent dokumentierte.
       
       Zu meckern gab es dennoch etwas. Zumindest fand das Granit Xhaka, der auch
       gegen ein 7:1 nichts einzuwenden gehabt hätte: „Wir müssen lernen, den Sack
       zuzumachen.“ Gegen Leipzig habe eine 2:0-Pausenführung nicht zum Sieg
       gereicht, da sei es ärgerlich, wenn man im darauffolgenden Spiel den Gegner
       noch mal herankommen lasse – auch im Hinblick auf das Spiel bei Feyenoord
       Rotterdam am Donnerstag: „In der Champions League kriegst du keine acht
       hundertprozentigen Chancen.“
       
       Tatsächlich hätte der Leverkusener Sieg gegen eine im zweiten Durchgang
       stark nachlassende Hoffenheimer Elf höher ausfallen können. Doch auch so
       reichte es nach Toren von Martin Terrier (17.), Victor Boniface (30./75.)
       und Florian Wirtz (72./Foulelfmeter) zu einem ungefährdeten Dreier.
       Hoffenheim konnte all dem nur den zwischenzeitlichen Anschlusstreffer durch
       Mergim Berisha entgegensetzen (37.).
       
       ## Intern kaum noch Rückhalt
       
       Nun wäre auch eine deutliche Niederlage gegen den deutschen Meister nichts
       Ehrenrühriges. Zumindest dann nicht, wenn man sich wie Hoffenheim 15
       Torschüsse erarbeitet und eine Halbzeit recht gut im Spiel ist. Und dennoch
       gab es für die TSG mal wieder genug Grund, sich an die eigene Nase zu
       fassen. Wenn man auf Konter spielt – was gegen einen Gegner wie Leverkusen
       eine realistische Vorgehensweise sein kann – sollte eine Abseitsfalle mit
       Vorsicht eingesetzt werden. Da das zweimal anders war, stand es schnell 2:0
       für die Gäste.
       
       Die Diskussionen um Trainer Pellegrino Matarazzo würden allerdings wohl
       auch dann nicht abebben, wenn Hoffenheim nur 1:2 verloren hätte. Selbst die
       Qualifikation zur Europa-League, die unter Matarazzo im Sommer gelang, hat
       dem ja nicht die Möglichkeit beschert, die Mannschaft in Ruhe
       weiterentwickeln zu können. In der Süddeutschen Zeitung hatte er vor der
       Partie durchblicken lassen, dass er intern kaum noch Rückhalt verspürt und
       neue Spieler ohne sein Mittun verpflichtet werden. Auch seither habe er von
       der Vereinsführung „nichts gehört“, wie er am Samstag erwähnte.
       
       Dabei wusste er um Zeitpunkt des Interviews womöglich noch gar nicht, dass
       allem Anschein nach hinter seinem Rücken bereits ein potenzieller
       Nachfolger in Person des derzeitigen Co-Trainers der Nationalmannschaft,
       Sandro Wagner, kontaktiert worden war, wie der Kicker erfahren hat. Und
       zwar offenbar auch von der Berater-Agentur Rogon. Dass die dem Hoffenheimer
       Mäzen Dietmar Hopp nahesteht, ist bekannt.
       
       ## Matarazzo wünscht sich „ruhiges Arbeiten“
       
       Und die ist auch einer der Gründe, warum die Hoffenheimer Ultras im
       Dauerclinch mit dem Verein liegen, dem sie Intransparenz und
       Cliquenwirtschaft vorwerfen: „Keine Deals mehr mit Rogon“ stand dann auch
       auf einem Sticker, der auf die Laternenmasten im Stadionumfeld geklebt
       worden war und das durchgestrichene Konterfei des Agenturgründers Roger
       Wittmann zeigt. Dass eine Spielerberatungsagentur so prominent vertreten
       ist, wie Rogon es seit vielen Jahren bei der TSG ist, ist in der Branche
       schon etwas Besonderes.
       
       Zumal die Kicker-Meldung aus der vergangenen Woche nun nahelegt, dass die
       Agentur mittlerweile auch Teile des operativen Geschäfts der TSG betreibt.
       Dem bedauernswerten Matarazzo blieb da nur zu betonen, dass er sich
       „ruhiges Arbeiten“ wünsche. Das könnte ihm der Klub leicht ermöglichen –
       etwa, indem er die Meldung empört zurückweist oder sich zu einem halbwegs
       glaubwürdigen Bekenntnis zum Coach herablässt. Beides blieb am Samstag auch
       auf Nachfrage aus.
       
       15 Sep 2024
       
       ## LINKS
       
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