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       # taz.de -- Zauber des Saisonbeginns: Nach der Morgenröte
       
       > Der Auftakt der Männer-Fußballbundesliga lädt zu einem anderen Blick ein.
       > Aber allzu viel Versöhnlichkeit ist dann doch wieder nicht angebracht.
       
   IMG Bild: Frühe Ernüchterung: Kane und der FC Bayern treffen wieder nach Belieben
       
       Die ersten Spieltage einer Saison sind, filmisch gesprochen, Before
       Sunrise-Momente: Ein frischer Beginn, viel Zauber liegt im Kleinen und
       Unscheinbaren. Noch haben Großklubs und Titelrennen nicht den öffentlichen
       Diskurs an sich gerissen. Noch ist Raum da, um die herausragende Arbeit in
       Heidenheim anzuerkennen – nicht nur, weil sie sich gerade für jeden Trottel
       erkennbar tabellarisch zeigt.
       
       Noch ist Raum da, um anzuerkennen, was für ein interessanter
       Streich-Nachfolger Julian Schuster beim SC Freiburg ist, und wie [1][mutig
       und spielfreudig Holstein Kiel] (entgegen des für jeden Trottel erkennbaren
       Tabellenplatzes) in den ersten beiden Partien agierte. Selbst gegenüber dem
       FC Bayern München, der mit [2][Vincent Kompany] seit Langem mal wieder
       einen sympathisch bescheidenen Coach mit origineller Spielidee hat, waren
       viele ungewohnt neugierig.
       
       Aber dieser Moment der Morgenröte ist kurz, und er scheint verflogen mit
       dem 6:1, mit dem Bayern an die Tabellenspitze pflügte und Holstein Kiel
       zerlegte. Vieles wird wie immer jetzt, und noch mehr vom selben. Die nun
       startende Champions League erinnert freundlich daran, dass sie jetzt quasi
       eine Dauerliga ist. Alle streiten wieder [3][über die Handspielregel],
       Spieler hüpfen durch den Strafraum wie ein Reh auf der Flucht vor Jägers
       Kugel. Und wie gewohnt seit dem VAR wird ständig Elfer gepfiffen.
       
       ## Rekord mit 13 Elfmeter
       
       An diese Auffälligkeit lohnt es, zu erinnern: 13 Elfmeter gab es bis
       Redaktionsschluss an drei Spieltagen, sechs davon allein an diesem. Es
       könnte ein Allzeit-Startrekord werden. Rund 77 Prozent werden üblicherweise
       verwandelt, oft ohne nennenswerte Torchance vorab; jedes zweite Spiel wird
       also mittlerweile durch ein (fast) geschenktes Tor mitentschieden.
       
       Was für ein Unsinn. Über diesen Unsinn wird wohl bald wieder laut
       gestritten werden. Aber bemerkenswert ist auch, über welchen Unsinn kaum
       mehr gestritten wird. Superreiche, Dauermeister, aufgeblähte Champions
       League und Multi-Club-Ownership waren lange Empörungsthemen.
       
       Das Schweigen der Unioner Kurve gegen Red Bull am Wochenende aber fällt
       eher unter Ritual, die neue Erhöhung von Haalands 375.000 Pfund pro Woche
       rührte wenige, und die Champions League erhält ihren ernsthaftesten
       Widerstand von erschöpften Profis. Der Glaube an strukturelle
       Neuausrichtung wurde vorläufig erfolgreich ausgehungert. Wenn sich das
       Morgenrot verzogen hat, sieht man, dass die Verhältnisse fortbestehen wie
       am Vorabend. Das ist ernüchternd. Aber immerhin: Klares Sehen soll ja auch
       helfen.
       
       15 Sep 2024
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Alina Schwermer
       
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