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       # taz.de -- Ausstellung über Geflüchtete: Landratsamt baut Ausstellung ab
       
       > Das Landratsamt Pirna cancelt eine Ausstellung über das Leben von 35
       > Geflüchteten. Sie habe „Unmut“ unter Bürgern und im Landratsamt
       > hervorgerufen.
       
   IMG Bild: Das Landratsamt verpasse die Gelegenheit, einen Diskurs über Chancen und Probleme von Zuwanderung zu führen, so die Grünen
       
       Eigentlich sollte am Donnerstagabend in [1][Pirna] in Sachsen eine
       Ausstellung über das Leben von 35 Geflüchteten in Deutschland und ihre
       Geschichten eröffnen. Vergangene Woche Mittwoch hatten Werner Lobeck und
       seine Frau Lenore Lobeck, die das Projekt entwickelt haben, ihre
       Ausstellung im Foyer des Landratsamts aufgebaut. „Am nächsten Morgen kam
       dann die Mail, dass die Ausstellung abgebaut worden sei“, sagte Werner
       Lobeck eine Woche später der taz.
       
       Die Ausstellung zeigt mit Fotos, Interviews und Fluchtrouten das Leben
       geflüchteter Menschen in Deutschland. Sie war bereits in Meißen, Chemnitz
       und im Sächsischen Landtag in Dresden zu sehen. Bei den vergangenen
       Ausstellungen habe es keine Probleme gegeben, sagte Lobeck.
       
       Das Landratsamt Pirna schrieb auf Anfrage der taz: Aussagen, wie „Wir sind
       eingesperrt wie hinter einer Mauer“, oder in Bezug auf die Polizei: „nur
       kontrolliert wirst, weil du schwarz bist“, hätten „verständlicherweise den
       Unmut und das Unverständnis von Bürgern und Mitarbeitern des Landratsamts“
       über die gezeigte Ausstellung hervorgerufen. „Wir haben die Reaktion des
       Landratsamts nicht verstanden“, sagte Lobeck. „Wenn eine schwarze Person im
       Erzgebirge sagt, dass sie mehrmals die Woche von der Polizei kontrolliert
       wird, dann ist das die Realität.“ Damit könne man nicht die Schließung
       einer Ausstellung begründen.
       
       Das Amt erklärte, dass durch die Beauftragte für Integration und Migration
       im Vorfeld offenbar keine ausreichende Auseinandersetzung mit den Inhalten
       der Fotos und Texte der Ausstellung erfolgt sei, um die möglichen
       Auswirkungen ausreichend bewerten zu können.
       
       Yvonne Böhme, Integrationsbeauftragte in Pirna sagte der taz, das Ziel der
       Ausstellung sei gewesen, mehr Verständnis für die Situation von
       [2][Geflüchteten] zu schaffen. „Ich kannte viele der Texte, und ich hätte
       nie gedacht, dass die Ausstellung für so viel Unmut sorgen würde.“ Sie
       selbst sei am Tag des Abbaus nicht im Landratsamt gewesen. „Mir ist aber
       von Kollegen berichtet worden, dass viele Bürger sich beschwert haben“, so
       Böhme.
       
       ## Solidarität mit Initiatoren der Ausstellung
       
       Lobeck sagte, er sehe den Abbau der Ausstellung mit einem lachenden und
       einem weinenden Auge: „Wir erfahren extrem viel Solidarität, und wir sind
       froh, wie viel Öffentlichkeit der Vorfall für unser Projekt schafft.“
       
       Beate Sträter, Vorsitzende des Ökumenischen Vorbereitungsausschusses der
       Interkulturellen Woche, zeigte sich „schockiert und fassungslos“, wie der
       epd berichtete. Sträter nannte die Entfernung der Ausstellung „ein fatales
       Signal in die Gesellschaft“. Offenbar wolle man die Sorgen und Nöte der
       Geflüchteten nicht sehen. Diese hätten vielmehr nach dieser Meinung
       „dankbar und ansonsten still zu sein“.
       
       Auch die [3][sächsischen Grünen] kritisierten den Abbau der Ausstellung. In
       einer Pressemitteilung schrieb die Landtagsabgeordnete Ines Kummer (Grüne),
       sie finde es gefährlich, wenn das Landratsamt in Pirna jetzt den Eindruck
       erwecke, dass eine Ausstellung, in der Geflüchtete ganz offen ihre
       Erfahrungen schildern, eine Art Unruhestiftung sei: „Damit verpasst das
       Landratsamt die Gelegenheit, einen Diskurs über Chancen und Probleme von
       Zuwanderung mit den im Landkreis lebenden Menschen zu führen.“
       
       19 Sep 2024
       
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