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       # taz.de -- Digitalpakt an Schulen: Zahl du dafür! Nein, du!
       
       > Beim geplanten Digitalpakt 2.0 ringen Bund und Länder ums Geld. Woanders
       > verbucht die KMK aber einen Erfolg.
       
   IMG Bild: Immer wieder gibt es Streit um die weitere digitale Ausstattung an Schulen
       
       Berlin taz | Der Streit zwischen Bund und Ländern um den Digitalpakt 2.0
       spitzt sich zu. Seit Monaten schicken sich Bundesbildungsministerin Bettina
       Stark-Watzinger (FDP) und die Präsidentin der Kulturministerkonferenz (KMK)
       Christine Streichert-Clivot (SPD) Briefe hin und her, um einander an
       finanzielle Versprechen für den Nachfolger des im Mai ausgelaufenen ersten
       Digitalpaktes zu erinnern.
       
       Auslöser für die ungewöhnliche Brieffreundschaft ist der Haushaltsentwurf
       der Ampel für das kommende Jahr. Darin fehlt aus Sicht der
       Kultusministerkonferenz eine konkrete Summe des Bundes für [1][die weitere
       digitale Ausstattung an Schulen]. Stark-Watzinger wiederum sieht die Länder
       in der Pflicht für finanzielle Zusagen.
       
       Wie weit beide Seiten in der Frage noch auseinander liegen, zeigten die
       vergangenen Tage. Am Freitag nannte Stark-Watzinger (in einem erneuten
       Brief an Streichert-Clivot, der der taz vorliegt) zwar erstmals die
       konkrete Gesamtsumme von „bis zu fünf Mrd. Euro“ für den Zeitraum von 2025
       bis 2030. Allerdings wäre die nur möglich, „wenn Bund und Länder jeweils
       ihren hälftigen Anteil zur Gesamtfinanzierung beitragen“ und weitere Punkte
       geklärt würden.
       
       Sprich: Stark-Watzinger bietet für die Fortführung des Digitalpaktes, für
       den der Bund zwischen 2019 und 2024 noch 6,5 Milliarden Euro hingelegt hat,
       plötzlich nur noch 2,5 Milliarden Euro – und das nur, wenn die Länder
       ebenso viel drauflegen. Eine Forderung, die diese in der Vergangenheit als
       inakzeptabel zurückgewiesen haben.
       
       ## Keine Lösung in Sicht
       
       Entsprechend fallen auch jetzt die Reaktionen der
       Bildungsminister:innen aus: „Das Angebot des Bundes mit einem
       Bundesanteil im Gesamtumfang von 2,5 Milliarden Euro bleibt weit unter dem
       Ansatz, den die Länder erwarten und den unsere Schulen für den Ausbau der
       digitalen Bildungsinfrastruktur benötigen“, sagte KMK-Präsidentin
       Streichert-Clivot am Montagabend nach einer kurzfristig einberufenen
       Sondersitzung. Dem Bund warf sie vor, sich „aus seiner gesamtstaatlichen
       Verantwortung in diesem Bereich“ zurückziehen zu wollen.
       
       Ähnlich äußerten sich auch die beiden Bildungsministerinnen Karin Prien aus
       Schleswig-Holstein, die die CDU-geführten Bundesländer vertritt, sowie
       Stefanie Hubig aus Rheinland-Pfalz, die für die SPD-geführten Länder
       spricht. Hubig warnte zudem davor, die bereits erzielten Erfolge an Schulen
       durch fehlende Investitionen wieder zu verspielen. „Wir dürfen nicht Gefahr
       laufen, hinter dem, was alle erreicht haben, wieder zurückzufallen“, sagte
       die SPD-Politikerin der taz.
       
       Aus Sicht der Länder müssten pro Jahr mindestens 1,3 Milliarden Euro zur
       Verfügung stehen, um digitale Geräte und Infrastruktur an Schulen warten
       und erneuern zu können. Ob Stark-Watzinger aber mehr als die gebotenen 2,5
       Milliarden wird geben können, ist unklar. Ebenso, wie viel die Länder
       selbst konkret beisteuern würden. Sie hoffen, dass der Bund – ähnlich wie
       bei der [2][Einigung zum Startchancen-Programm] – auch bereits bestehende
       Ausgaben für die finanzielle Beteiligung der Länder am Digitalpakt 2.0
       anrechnet.
       
       ## KMK wird resilienter
       
       Ob der Bund dazu bereit wäre, ließ Stark-Watzinger bislang offen. Für die
       nächste Bund-Länder-Verhandlungsrunde am 17. September forderte die
       Bundesbildungsministerin jedenfalls „ebenso konkrete Aussagen darüber, in
       welcher Höhe die Länder ihrerseits zur hälftigen Kofinanzierung des
       Digitalpakt 2.0 bereit sind“. Der Streit geht also weiter.
       
       Erfreulicher aus Sicht der KMK: der Beschluss, den sie am Montag gefällt
       hat und der sie „resilienter“ machen soll. Dazu rückt das Gremium künftig
       in bestimmten Fällen wie bei Haushaltsentscheidungen von seinem seit
       Jahrzehnten geltenden Einstimmigkeitsprinzip ab und erlaubt einen Beschluss
       auch mit nur 13 von 16 Stimmen. „Das macht die KMK krisenfest und sichert
       ihre Handlungsfähigkeit“, sagte Stefanie Hubig.
       
       Ein Grund für die Maßnahme sind auch die Landtagswahlen in Sachsen,
       Thüringen und Brandenburg und die Eventualität eines ersten
       AfD-Bildungsministers. Dafür wäre die KMK nun gewappnet.
       
       3 Sep 2024
       
       ## LINKS
       
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