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       # taz.de -- US-Präsidentschaftswahl 2024: Die Mikrofone bleiben zu
       
       > Donald Trump und Kamala Harris haben sich auf die Regeln für ihre erste
       > TV-Debatte geeinigt. Auch diesmal kann niemand den anderen unterbrechen.
       
   IMG Bild: Mikrophone im Disput
       
       Washington dpa | Die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris
       und ihr Kontrahent Donald Trump haben sich auf die Regeln für das
       bevorstehende TV-Duell geeinigt – doch der Republikaner sät schon vorab
       Zweifel an der Unparteilichkeit des Senders, der die Debatte austrägt. „ABC
       ist der schlechteste Sender, wenn es um Fairness geht“, sagte Trump im
       Gespräch mit dem Talkmaster Sean Hannity des Senders Fox News. Ohne Belege
       zu nennen, behauptete Trump, er „habe gehört“, Harris würde die Fragen von
       ABC vorab bekommen.
       
       Zuvor hatte ABC die Regeln für das mit Spannung erwartete erste
       Fernsehduell zwischen Trump und Harris veröffentlicht. Vorausgegangen war
       ein Streit über die Mikrofone. Konkret ging es um die Frage, ob diese stumm
       geschaltet werden, wenn der politische Gegner spricht. Hier scheint es nun
       eine Einigung zu geben: So sollen während des TV-Duells am 10. September
       die Mikrofone desjenigen, der gerade nicht spricht, stummgeschaltet werden.
       
       Dabei hat nun offenbar Harris klein beigegeben. Ein Sprecher des
       Wahlkampfteams der Demokratin hatte vergangene Woche mitgeteilt, dass man
       es bevorzuge, dass die Mikrofone beider Kandidaten während der gesamten
       Übertragung angeschaltet blieben. „Wir gehen davon aus, dass Trumps Berater
       das stumme Mikrofon bevorzugen, weil sie nicht glauben, dass ihr Kandidat
       sich 90 Minuten lang präsidial verhalten kann“, hieß es in einem Statement.
       Harris schrieb am Wochenende: „Lassen Sie uns auf transparente Weise
       debattieren – mit den Mikrofonen die ganze Zeit über.“
       
       Trump dürfte aus dem [1][TV-Duell mit dem damaligen demokratischen
       Präsidentschaftsbewerber, US-Präsident Joe Biden], im Juni gelernt haben.
       Damals waren die Mikrofone desjenigen, der gerade nicht sprach,
       stummgeschaltet. Die Stummschaltung soll [2][Berichten zufolge auf Bidens
       Team zurückgegangen] sein. Damit hätten die Demokraten verhindern wollen,
       dass Trump den 81 Jahre alten Demokraten ständig unterbreche. Nach der
       Debatte kamen Beobachter aber zu dem Schluss, dass Trump die stumm
       geschalteten Mikros eher geholfen hätten, weil der 78-Jährige so
       kontrollierter gewirkt habe. Bidens Auftritt hingegen war ein Desaster –
       und hatte seinen [3][Rückzug aus dem Rennen] zur Folge.
       
       ## Stift, Papier, Wasser – sonst nichts
       
       Trump hatte sich darüber aufgeregt, dass Harris diese Regeln nun ändern
       wollte und indirekt damit gedroht, die ganze TV-Debatte abzublasen. Die
       damalige Debatte zwischen Trump und Biden wurde vom als liberal geltenden
       US-Sender CNN ausgerichtet, nun ist ABC an der Reihe. Trump nannte den
       Sender im Gespräch mit Hannity „unehrlich“ und verwies auf eine
       Freundschaft zwischen Harris und einer Managerin des Senders. Der
       Republikaner sagte, er habe nur zugestimmt, weil Harris' Team auf den
       Sender bestanden habe. Der 78-Jährige hatte der Debatte bereits vor Monaten
       zugestimmt, damals war Biden noch im Rennen.
       
       ABC kündigte nun an, dass die Debatte 90 Minuten dauern werde, zwei
       Werbepausen seien geplant. Es soll keine Eröffnungsstatements geben, die
       Schlusserklärungen der Kandidaten sollen zwei Minuten dauern. „Requisiten
       oder vorformulierte Notizen sind auf der Bühne nicht erlaubt“, teilte ABC
       weiter mit. Harris und Trump würden einen Stift, einen Block Papier und
       eine Flasche Wasser erhalten. Trump behauptete nun in der Sendung bei Fox
       News, dass Harris gefordert habe, Notizen mit in das Duell nehmen zu
       dürfen.
       
       Bei Trumps Gespräch mit Hannity am Mittwochabend (Ortszeit) handelte es
       sich um eine sogenannte Townhall. Bei einem solchen Format sind auch Fragen
       aus dem Publikum zugelassen. In der rund einstündigen Sendung auf Fox News,
       die im umkämpften Bundesstaat Pennsylvania aufgezeichnet wurde, kam aber
       kein Zuschauer zu Wort. The Hill berichtete, entsprechende Zuschauerfragen
       an Trump sollten am Donnerstag ausgestrahlt werden.
       
       In der Sendung am Mittwoch lobte Hannity den republikanischen Kandidaten
       über den grünen Klee. Er sagte etwa: „Sie haben einen hohen Preis dafür
       gezahlt, dass Sie in die politische Arena eingestiegen sind.“ Trump würde
       von der Justiz verfolgt, obwohl er sich eigentlich ein schönes Leben machen
       könnte, sagte Hannity.
       
       [4][Fox News] war eine Zeit lang etwas von Trump abgerückt – und
       unterstützte eher den damaligen republikanischen Präsidentschaftsbewerber
       Ron DeSantis. Mittlerweile steht der Sender aber wieder eisern hinter
       Trump. Bisher ist nicht geplant, dass Fox News eine TV-Debatte im Wahlkampf
       ausrichtet – auch wenn Trump das immer wieder ins Spiel gebracht hat. Es
       könnte durchaus sein, dass die Debatte auf ABC die einzige zwischen Trump
       und Harris bleiben wird. Nach Bidens Ausstieg aus dem Rennen war der ganze
       Plan für die eigentlich ausgehandelten TV-Debatten über den Haufen geworfen
       worden.
       
       Bei der Präsidentenwahl am 5. November läuft es auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen
       zwischen Harris und Trump hinaus, in Umfragen liegen sie etwa gleichauf.
       Der geringe Abstand zwischen beiden Kandidaten liegt im Bereich der
       Fehlertoleranz. Allerdings hat das Rennen mit Harris' Übernahme der
       Kandidatur neuen Schwung gewonnen. Trump hatte der Wechsel bei den
       Demokraten augenscheinlich etwas unvermittelt getroffen – er schien sich
       auf seinen politischen Erzfeind Biden eingeschossen zu haben und arbeitet
       nun an einer neuen Strategie. Er wirft Harris vor, eine radikale Linke zu
       sein.
       
       Am Mittwochabend (Ortszeit) meldete sich eine altbekannte Trump-Kritikerin
       zu Wort: Die Republikanerin Liz Cheney kündigte an, bei der Wahl für Harris
       stimmen zu wollen. Die Ansage ist keine wirkliche Überraschung. Dass
       eingefleischte Republikaner aber öffentlich dazu aufrufen, Demokraten zu
       wählen, ist schon sehr ungewöhnlich. Gleichzeitig freute Trump sich
       darüber, dass der Bruder des demokratischen Vizekandidaten Tim Walz sich
       kritisch über diesen geäußert hatte. Entsprechende Facebook-Posts von Jeff
       Walz hatten zuletzt für Aufmerksamkeit gesorgt.
       
       5 Sep 2024
       
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