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       # taz.de -- Kostengünstiges Gaming: Eine Liebeserklärung an den Laptop
       
       > Er surrt, klappert und wird warm. Der Laptop eignet sich nicht nur für
       > Arbeiten und Filme, sondern auch zum Zocken. Wenn man für Abstriche
       > bereit ist.
       
   IMG Bild: Es braucht keine Konsole, zum Gaming reicht auch der gute alte Laptop
       
       Wenn ich deinen An-Knopf drücke, klapperst du kurz rhythmisch. Dann
       verwandelt sich das Klappern in ein Surren, ganz gleichmäßig wie eine
       Eieruhr. Wenige Sekunden später leuchtet dein Bildschirm auf. Leise und
       vertraut schnipsen die Tasten unter meinen Fingern, während ich das
       Passwort eingebe. [1][Wenn ich „Sims 4“ spiele,] pfeifst du manchmal auch
       ein bisschen und wärmst mir im Bett meine Oberschenkel. Laptop, heute
       möchte ich dir danken.
       
       Ich musste daran denken, wie sehr ich dich mag, als der Elektronikkonzern
       Sony seine neue Konsole ankündigte: die Playstation 5 Pro. Das ist der
       Nachfolger der Playstation 5, die 2020 herauskam. Die Pro-Version soll 800
       Euro kosten – [2][genau wie du, als ich dich 2020 gekauft habe!]
       
       Unter Gamer:innen hat der Preis für einen Aufschrei gesorgt. Schon die
       500 Euro für die PS5 damals waren Wucher. Und jetzt das. Klar,
       leistungsstarke PCs wie du waren immer teuer, aber dafür eben auch sehr
       flexibel einsetzbar. Wir kennen uns jetzt seit vier Jahren. Du bist mein
       wichtigstes Arbeitswerkzeug, läufst fast jeden Tag stundenlang, bist mein
       Kino für zu Hause und meine Brücke zu Freund:innen, die nicht in Berlin
       wohnen. Und du bahnst mir Wege in die virtuellen Welten von Videospielen.
       
       Nicht alle brauchen diese Vielseitigkeit, die ein Laptop wie du bietet.
       Dann ist es bequemer, eine Konsole zu kaufen, die einfach nur zum Zocken da
       ist. Vor allem sind Konsolen günstiger als PCs und werden – vermutlich
       deshalb – deutlich häufiger von jüngeren Zocker:innen genutzt. Aber 800
       Euro? Das können sich viele junge Menschen nicht mal eben so leisten.
       
       ## Geschichten statt Optik
       
       Videospiele sind eigentlich kein teures Hobby. Wenn ich zum Beispiel den
       Preis für „The Witcher 3: Wild Hunt“ durch die 165 Stunden Spielspaß
       rechne, die du und ich damit hatten, habe ich nur 30 Cent pro Stunde
       gezahlt. Teuer ist die Technik, mit der man spielt. Und je teurer die
       Technik, desto mehr werden Videospiele zum Elitehobby.
       
       Sony begründet den Preis mit 45 Prozent mehr Leistung. Das heißt, die
       Spiele werden noch realistischer aussehen. Gleichzeitig laufen sie
       flüssiger. Und ich muss zugeben: Da hat die PS5 Pro was, das du nicht hast.
       Denn immer, wenn ich ein neues Spiel installiert habe, gehe ich zuerst in
       die Spieleinstellungen auf Grafik und drehe alle Optionen auf Minimum. Du
       kannst Grafik nicht besonders gut. Aber das ist okay. Weil, die ist mir
       ehrlich gesagt überhaupt nicht wichtig.
       
       Auch wenn nicht jede Feder der Greife in „The Witcher“ glänzt und das Laub
       auf dem Boden in [3][„Red Dead Redemption 2“] eher nach verschwommener
       brauner Pampe aussieht: Was mich wirklich reinzieht, ist nicht die Optik,
       sondern sind die Geschichten und die Action.
       
       Vielleicht versteht das auch irgendwann die Gamingbranche und setzt bei
       ihren neuen Spielen wieder mehr auf inhaltliche Innovation als auf krasse
       Grafik. Ich wäre jedenfalls bereit für ein ganz neues Abenteuer mit dir.
       
       22 Sep 2024
       
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