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       # taz.de -- Dialogwerkstatt zum Tempelhofer Feld: Mehrheit gegen Randbebauung
       
       > Das Votum der Dialogwerkstatt ist eindeutig: Die Mehrheit ist gegen die
       > Randbebauung des Tempelhofer Felds. Die Koalition bleibt bei ihren
       > Plänen.
       
   IMG Bild: Noch ist der Blick auf den Sonnenuntergang auf dem Tempelhofer Feld frei. Geht es nach dem Senat, stehen da bald Baukräne
       
       Berlin taz | Die Teilnehmer*innen der zweiten Dialogwerkstatt zur
       [1][Zukunft des Tempelhofer Feldes] lehnen die Randbebauung mehrheitlich
       ab. In ihren Empfehlungen sprachen sie sich erneut für eine
       Weiterentwicklung des ehemaligen Flughafengeländes als Naherholungsgebiet
       aus, etwa mit Sport-, Kultur- und Bildungsangeboten.
       
       Die erste Dialogwerkstatt war Anfang September zu einem ähnlichen Ergebnis
       gekommen. Insgesamt nehmen 275 unabhängig ausgeloste Berliner*innen
       unterschiedlicher Herkunft an dem Bürgerbeteiligungsformat teil. Ihre
       Empfehlungen fließen in einen internationalen Ideenwettbewerb zum
       Tempelhofer Feld ein.
       
       Die Opposition kritisierte den Beteiligungsprozess als Farce. Katalin
       Gennburg, Sprecherin für Stadtentwicklung der Linksfraktion, forderte den
       Senat dazu auf, den Ideenwettbewerb abzusagen. Dass der Senat das Verfahren
       weiterführe, zeuge von erheblicher Realitätsverweigerung und zeige, wie
       sehr SPD und CDU den Profiten der Baulobby verpflichtet seien.
       
       Ähnlich der Umweltverband BUND. Die „von Ideologie getriebenen
       Bebauungspläne“ gehörten endgültig eingestampft, sagte Geschäftsführer
       Tilmann Heuser angesichts des eindeutigen Votums der
       Werkstatt-Teilnehmer*innen. „Jetzt noch weiteres Geld in einen
       Bebauungswettbewerb zu versenken, wäre nicht nur eine mehrfache eindeutige
       Missachtung des Bürgerwillens, sondern auch angesichts der Berliner
       Haushaltsnot verantwortungslos.“
       
       ## Koalition plant „behutsame Randbebauung“
       
       Grünen-Fraktionschef Werner Graf verwies zudem darauf, dass die Bebauung
       des Feldes Berlins Wohnungsmarktprobleme nicht lösen werde. Der Senat
       versuche, mit der Diskussion um das Feld davon abzulenken, dass er mit
       seinen laufenden Bauvorhaben nicht vorankomme und die Neubauziele verfehle,
       so Graf.
       
       Die schwarz-rote Koalition hatte 2023 im Koalitionsvertrag angekündigt,
       „die Möglichkeiten einer behutsamen Randbebauung“ des Tempelhofer Feldes
       ausloten zu wollen. Die Stimmung dazu habe sich in der Stadt geändert,
       betonte Senatschef Kai Wegner (CDU) immer wieder. [2][In Umfragen spricht
       sich eine Mehrheit der Berliner*innen für eine Bebauung aus,] anders
       als vor zehn Jahren. Damals hatte ein Volksentscheid das Feld freigehalten.
       
       Die Koalition argumentiert, dass durch die Randbebauung rund 5.000
       Wohnungen in Berlin entstehen könnten. Die Stadt verfügt allerdings auch
       ohne das Gelände des früheren Flughafens über Platz für Wohnungen. Rund
       249.000 davon wären möglich, das zeigt der Stadtentwicklungsplan Wohnen des
       Senats. Sein eigenes Ziel von 6.500 öffentlich gebauten Wohnungen pro Jahr
       verfehlt der Senat derzeit deutlich, 2023 waren es nur 4.348.
       
       Die Empfehlungen der Dialogwerkstätten haben faktisch erst einmal keine
       großen Konsequenzen, sie fließen lediglich in den [3][internationalen
       Ideenwettbewerb zum Tempelhofer Feld] ein, der im November starten soll. Im
       Sommer 2025 soll eine Jury über die Vorschläge abstimmen, auch aus den
       Dialogwerkstätten werden Teilnehmer*innen entsandt.
       
       ## Ergebnisse sind nicht bindend
       
       Die Ergebnisse des gesamten Beteiligungsprozesses sind für die Politik
       ohnehin nicht bindend. Die Bebauung des Feldes kann eine einfache Mehrheit
       des Abgeordnetenhauses möglich machen, wenn diese das Gesetz zum Erhalt des
       Tempelhofer Feldes ändern möchte.
       
       Christian Gräff, der stadtentwicklungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion,
       sieht den Ergebnissen der Dialogwerkstätten gelassen entgegen. „Es ging
       dabei nicht um die Frage, ob gebaut wird, sondern darum, was“, sagte Gräff
       am Montag zur taz.
       
       Es gelte weiterhin der Koalitionsvertrag, der die Randbebauung vorsieht.
       Man wolle sich außerdem nicht auf die Empfehlungen einer kleinen Gruppe
       verlassen, sondern im Zweifel eher noch mal alle Berliner*innen
       befragen, so Gräff.
       
       23 Sep 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /10-Jahre-Volksentscheid-Tempelhofer-Feld/!6012290
   DIR [2] https://www.tagesspiegel.de/berlin/zukunft-des-tempelhofer-feldes-mehrheit-der-berliner-ist-fur-randbebauung--ein-drittel-dagegen-11376265.html
   DIR [3] https://thf-dialog.berlin.de/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Luisa Faust
       
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