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       # taz.de -- Habecks Autogipfel: Transformation verschlafen
       
       > Die Autoindustrie braucht keine Rolle rückwärts. Im Gegenteil, es muss
       > bei E-Autos mehr Tempo gemacht werden.
       
   IMG Bild: Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen), gibt eine Pressekonferenz nach dem „Autogipfel“ am 23.9.2024
       
       Mercedes-Chef Ola Källenius hat den Schuss wohl nicht gehört. Anders ist es
       nicht zu erklären, warum er ausgerechnet mit der Forderung nach einem
       Aufweichen der EU-Klimavorgaben [1][in den von Wirtschaftsminister Robert
       Habeck (Grüne) organisierten Autogipfel] ging. Mit Sätzen wie „Die
       Schätzungen der EU-Kommission waren zu optimistisch“ und „Wir können die
       Kundenwünsche nicht ignorieren“, versucht sich der Manager jetzt vor
       Strafzahlungen zu drücken, die wegen seiner schlechten Klimabilanz drohen.
       
       Als ob die Politik nur die Uhr rückwärts drehen müsse und schon sei die
       Krise der Automobilindustrie gelöst. In dasselbe Horn bläst schon länger
       der frisch designierte CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz. Wahr wird diese
       These trotzdem nicht. Im Gegenteil. Die deutsche Automobilindustrie ist
       nicht in der Krise, weil die Transformation zu schnell geht, sondern weil
       sie stockt und viel zu lange verschlafen wurde.
       
       Das müsste eigentlich auch Mercedes-Chef Källenius wissen. Er musste erst
       [2][kürzlich seine Gewinnprognose senken]. Und zwar nicht wegen der
       schwachen Nachfrage in Deutschland oder Europa, sondern in China. Denn das
       Land ist der wichtigste Absatzmarkt der deutschen Autobauer. Volkswagen zum
       Beispiel verkauft rund jedes dritte Auto in China – noch.
       
       Denn das Land setzt massiv auf Elektromobilität. Und in diesem Bereich ist
       die chinesische Konkurrenz mittlerweile meilenweit voraus; insbesondere bei
       der Batterie ist der Vorsprung groß. So konnte der chinesische
       Branchenprimus BYD seinen Absatz innerhalb eines Jahres auf gut drei
       Millionen E-Fahrzeuge fast verdoppeln. Das sind mehr als doppelt so viele
       Elektroautos, wie im vergangenen Jahr in Deutschland gebaut wurden.
       
       Soll den Autobauern also im Sinne der Arbeitsplatzsicherung geholfen
       werden, dann muss die Politik ihnen bei der Transformation unter die Arme
       greifen. Ein vorübergehender Industriestrompreis oder die Förderung der
       Batterieproduktion wären vernünftige Ansätze. Niedrigere
       Klimaschutzvorgaben hingegen sind kontraproduktiv. Das würde die Krise
       vielleicht kurzfristig lindern, sie aber langfristig dafür umso schlimmer
       machen.
       
       23 Sep 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/braunschweig_harz_goettingen/Autogipfel-Auch-VW-offenbar-fuer-neue-E-Auto-Praemie,autogipfel136.html
   DIR [2] https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/mercedes-senkt-gewinnerwartungen-china-100.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Simon Poelchau
       
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