URI: 
       # taz.de -- Kopftuchzwang im Iran: Kein Zurück
       
       > Die Proteste im Iran gegen den Kopftuchzwang sind vorbei, aber der Kampf
       > geht weiter. Das Ende der iranischen Unterdrücker ist eine Frage der
       > Zeit.
       
   IMG Bild: Mit und ohne Kopftuch: Frauen im Iran lassen sich ihre erkämpften Freiheiten nicht mehr nehmen
       
       Wie schön seine Worte doch klangen. „Lassen Sie uns eine gerechte und
       blühende Zukunft für unsere Kinder bauen.“ Mit diesem Satz begann der
       iranische Staatspräsident Massud Peseschkian diese Woche seine Rede vor der
       UN-Generalversammlung in New York. Daheim in Teheran derweil hört ihm
       niemand zu. Die Bevölkerung weiß, dass offizielle Verlautbarungen des
       Regimes nur dazu dienen, den eigenen Verbrechen ein glitzerndes Antlitz zu
       verleihen. Frauenfeindlich? Menschenrechtsverbrecher? Wir doch nicht.
       
       Zwei Jahre nach der Ermordung der jungen Kurdin [1][Jina Mahsa Amini] durch
       die sogenannte Sittenpolizei und infolge der darauffolgenden Proteste
       könnte der Graben zwischen Bevölkerung und Regime größer kaum sein. Frauen
       legten mit dem Ruf „Frau, Leben, Freiheit“ ihre Kopftücher ab und
       protestierten gemeinsam mit vielen Menschen gegen das menschenverachtende
       Regime.
       
       Die Führung reagierte mit dem einzigen Mittel, das es kennt: Gewalt. Mehr
       als 520 Menschen, darunter viele Kinder und Jugendliche, wurden auf den
       Straßen erschossen; Zehntausende landeten in den Gefängnissen. Die
       Sittenpolizei, die temporär abgezogen worden war, treibt längst wieder ihr
       Unwesen. Das Ziel: Abschreckung.
       
       Zwar gibt es keine Proteste mehr; aber es gibt auch kein Zurück. Im ganzen
       Land tragen Frauen weiterhin keine Kopftücher oder legen sie nur lose wie
       einen Schal um den Hals. Sie fürchten Gewalt. Aber sie lassen sich die
       kleinen Freiheiten, die sie sich erkämpft haben, nicht nehmen.
       
       Das Regime wird den Graben zu den Menschen nie wieder überbrücken können.
       Die Menschen werden nie vergessen, mit welcher Grausamkeit die Machthaber
       gegen sie und ihre Kinder vorgegangen sind und das immer noch tun. Sie
       sehnen das Ende der iranischen Machthaber herbei. [2][Frau, Leben,
       Freiheit]: Es ist der Ruf, der als Anfang vom Ende der Islamischen Republik
       in die Geschichtsbücher eingehen wird. Die Frage ist nur, wann diese Bücher
       geschrieben werden.
       
       25 Sep 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Zwei-Jahre-Frauenproteste-im-Iran/!6034100
   DIR [2] /Proteste-in-Iran/!5893454
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Gilda Sahebi
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Iran
   DIR Kopftuch
   DIR Frauenmord
   DIR Unterdrückung
   DIR Schwerpunkt Femizide
   DIR GNS
   DIR Proteste in Iran
   DIR Schwerpunkt Iran
   DIR Schwerpunkt Iran
   DIR Kurden
   DIR Proteste in Iran
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Psychiatrie bei Kopftuchverstoß in Iran: Immer neue Wege der Unterdrückung
       
       Die iranische Regierung will Frauen ohne Kopftuch in Psychiatrien
       zwangseinweisen. Die systematische Unterdrückung nimmt immer absurdere Form
       an.
       
   DIR Irans Raketenangriff auf Israel: „Sie nutzen uns als Schutzschilde“
       
       Die Kleriker riskieren nicht nur den Verlust ihrer Macht, sondern auch
       einen Krieg mit den USA. Die Menschen im Iran hoffen, dass es nicht noch
       schlimmer kommt.
       
   DIR Doku über Künstler Nicky Nodjoumi: Würdigung mit Skepsis
       
       Sara Nodjoumi hat mit „A Revolution on Canvas“ eine Doku über ihren Vater
       gedreht, den Künstler Nicky Nodjoumi. Es ist kein Heiligenporträt.
       
   DIR Zwei Jahre Frauenproteste im Iran: Im Gedenken an Jina Mahsa Amini
       
       In Iran erinnern mutige Demonstrierende am Jahrestag ihres Todes an die
       durch das Regime umgekommene Kurdin. Das reagiert mit Unterdrückung.
       
   DIR Ein Jahr nach Beginn der Proteste: Iran? Es ist beschämend!
       
       Die deutsche Iran-Politik lässt zu wünschen übrig. Die Protestbewegung wird
       nicht unterstützt. Ein Beitrag des ehemaligen Bundesumweltministers.