URI: 
       # taz.de -- Großes Drogeriemarkt-Triell: Ware Liebe
       
       > Drogeriemärkte sind lebenslange Begleiter – und viele verteidigen ihre
       > Lieblingskette entschlossen. Rossmann, DM und Budni im schonungslosen
       > Triell.
       
   IMG Bild: Offenbar mit der Jobwahl zufrieden
       
       ## Im Chaos bei Rossi gibt's Schätze
       
       Bestes Produkt: Im Chaos shoppt es sich am besten! Deshalb stehen die
       Regale in den tollsten [1][Rossmann]-Filialen besonders eng zusammen. Wer
       sich bückt, streckt und in der hintersten Ecke sucht, findet wahre Schätze
       und ausrangierte, reduzierte Artikel. Rotkäppchensekt, Jackfruit aus der
       Dose, einen Nasen- und Ohrhaarschneider, hier landet alles im roten
       Rossmannkörbchen. Der Stand der „Ideenwelt Haushaltsartikel“ begrüßt einen
       freundlich beim Eintreten. Das beste Produkt ist der matt-schwarze
       Wasserkocher, der jede zubereitete Tasse Tee noch edler schmecken lässt.
       
       Atmosphäre: Variiert je nach Standortlage: Die Express-Filialen an
       Bahnhöfen sind überlaufen, hier kämpft man um jede kühle Wasserflasche aus
       dem Schrank an der Kasse. Lebensretter sind sie an Wochenenden und in
       späten Stunden trotzdem! Fast zu still ist es hingegen in allen anderen
       Filialen, wo die Einkäufer*innen das Potenzial dieser Drogeriekette
       noch nicht entdeckt haben.
       
       Beste Filiale: Anders ist es an der Rheinischen Straße in Dortmund. Hier
       ist das Sortiment top, der Laden ist sauber und gut ausgeleuchtet. Sogar
       die lang ausverkauften Kodak Gold Filme, Hipster kennen den Struggle,
       findet man ohne Probleme. Und die Mitarbeitenden sind nicht nur freundlich,
       sondern auch lustig. Hier wird jeder Artikel auf dem Kassenband kommentiert
       und bei Problemen mit der Rossmann-App („Wo aktiviere ich denn jetzt den
       Rabatt?“) geholfen.
       
       Das schönste Shopping-Erlebnis: Gab es früher ganz analog, wenn die
       zerfledderten 10-Prozent Marken, von der Mutter in die Hand gedrückt, ihren
       Besitzer wechselten. Ein Piepen an der Kasse und schon wieder 70 Cent
       gespart!
       
       Standortfaktor im Ausland: Die meisten Filialen außerhalb Deutschlands gibt
       es in Polen, gefolgt von Ungarn und Tschechien. Das Angebot in Südeuropa
       ist noch ausbaufähig. Ein Trost: [2][Rossmann-Gründer Dirk und seine
       Oktopus-Thriller] tanzen bereits auf internationalen Bühnen, seine Romane
       sind in 20 verschiedenen Sprachen zu kaufen. Ein Glück!
       
       ## Best Buddy Budni: nordisch und nett
       
       Bestes Produkt: Die Auswahl in den knapp 200 [3][Budni]-Filialen variiert
       je nach Straße und Stadtteil ein wenig. Aber grundsätzlich gibt es überall
       alles, was das Großstadt-Herz begehrt – von Jutetüten oder Regenschirmen
       mit „Moin“-Schriftzug drauf (als Marktführer in Hamburg und Umzu muss das
       wohl sein) über Mangolassi, Klopapier, Brotdosen, Kontaktlinsen, Bananen,
       Eier, Sekt, klebende Glitzerherzen und Konfetti und eine große Auswahl an
       Biokosmetik bis hin zur großen Packung Tictac und günstigen und zugleich
       hübschen Kulturbeutelchen. Kurz: Hier findet man alles für die
       Mittagspause, den Wocheneinkauf oder die nächste Reise. Das beste Produkt
       bei Budni ist, dass es gibt, was man gerade sucht.
       
       Atmosphäre: Die Leute, die hier arbeiten, sind freundlich. Die Leute, die
       hier einkaufen, sind freundlich. Die Leute, die vor der Tür sitzen und um
       Geld bitten, sind freundlich.
       
       Beste Filiale: Ist immer die am nächsten gelegene. Budni spricht selber
       etwas schwülstig vom Ziel, „jederzeit ein individuelles Einkaufserlebnis
       und ein nachbarschaftliches Lebensgefühl zu bieten“. Weniger schwülstig:
       Ein ehemaliger Kollege erzählte neulich, eine Kollegin habe ihm wiederum
       neulich erzählt, dass sie, wenn sie es im Journalismus mal nicht mehr
       aushalte, bei Budni an der Kassen arbeiten möchte. Verstehe das und teile
       den Wunsch bisweilen.
       
       Schönstes Shopping-Erlebnis: Es liegt ein Weilchen zurück, muss vor einem
       dieser Corona-Weihnachten gewesen sein. Budni hatte geöffnet, der Rest
       geschlossen. Warum? Ist im Nebel der Erinnerung untergegangen. Jedenfalls
       gab es in einer der eher Haushaltsgeräte-lastigen Budni-Filialen in der
       Hamburger Innenstadt eine kleine beschichtete Bratpfanne von Jamie Oliver
       für den Freund und eine Suppendose für die Nichte, mit der sie immer
       vorbeikommen und Suppe holen kann, ein Leben lang.
       
       Standortfaktor im Ausland: Über die Landesgrenzen hat Budni, das gerade in
       dritter und vierter Generation geführt wird, es noch nicht geschafft,
       [4][aber über die Stadtgrenze]. Sylt, Berlin, Mannheim, ist ja fast
       Ausland.
       
       ## Bei DM ist's wohlig wie im Mutterleib
       
       Auswahl: Haarschneidescheren, Katzenfutter, Analogfilm, Pasta,
       Nagelschmuck, Melatonin. Noch nie war ich bei DM und musste den Laden
       wieder verlassen, sagte dabei etwa so was Absurdes wie „Vielleicht gibt’s
       das bei Müller“, weil ich irgendwas, nach dem ich suchte, im Sortiment
       nicht fand. Echt beeindruckend sind aber die Eigenmarken, die nicht nur
       recht billig sind, sondern richtig stabile Qualität haben, vor allem in der
       Hautpflege.
       
       Bestes Produkt: Dinkel [5][Kaiserschmarrn], sogar von der Bio-Eigenmarke.
       Hiermit möchte ich einer ehemaligen Kolumnistin, [6][Sarah Lorenz], danken,
       die mich durch ihre Insta-Stories mit ihrer eigenen Kaiserschmarrn-Passion
       angesteckt und darüber aufgeklärt hat, dass es dieses Produkt überhaupt
       gibt.
       
       Atmosphäre: Warme Beleuchtung, besonders im Vergleich zur kühl gefliesten
       rossmannschen Neonhölle. Total nettes Personal, das, wenn man an diesem
       Bommel zieht, auch gerne noch eine Kasse aufmacht. Alles irgendwie wohlig,
       wie in einem Drogerie-Uterus.
       
       Beste Filiale: Aus Nostalgiegründen: die in der Baden Ooser
       Willi-Drapp-Straße im Industriegebiet.
       
       Schönstes Shopping-Erlebnis: Es gleicht einem Therapiebesuch, wenn man an
       einem leeren Vormittag unter der Woche eine schöne Filiale betritt. Direkt
       am Eingang begrüßt einen eine Wolke aus süßlichen Billigparfums. Dann geht
       man träumerisch durch die Gänge, legt sich viel zu viel ins kleine graue
       Körbchen. Wenn man frech drauf ist, genehmigt man sich beim Wasserspender
       eine kühle Erfrischung aus diesen kegelförmigen Pappbechern. Obwohl man nur
       Müllbeutel und Seife brauchte, zahlt man später plötzlich 40 Euro, upps!
       Die schönsten DM-Erlebnisse sind diese tranceartigen. Aber auch die
       teuersten.
       
       Standortfaktor im Ausland: Als ich mal im Urlaub war und mit weit
       aufgerissen Augen meinen ersten [7][DM] auf außerdeutschem Boden gesehen
       habe, ging mein Herz auf. Natürlich wollte ich sofort rein, so wie alle
       anderen Deutschen auch. Besonders im Südosten Europas findet man die
       Drogeriekette. Unter anderem 158 Filialen in der Slowakei, 81 in Italien,
       178 in Kroatien, 23 in Nordmazedonien. Es bräuchte einen Reiseführer mit
       dm-Fokus.
       
       26 Sep 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Rossmann-Gruender-ueber-Spitzensteuer/!5140155
   DIR [2] /Interview-mit-Dirk-Rossmann/!vn5775364/
   DIR [3] /Es-ist-Liebe/!5382474
   DIR [4] /Drogerie-Budni-ab-August-in-Berlin/!5513304
   DIR [5] /HelloFresh-Kochboxen-im-Selbstversuch/!5758572
   DIR [6] /Sarah-Lorenz/!a130772/
   DIR [7] /dm/!t5009795
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anastasia Zejneli
   DIR Ilka Kreutzträger
       
       ## TAGS
       
   DIR Drogeriemarkt
   DIR Drogeriekette
   DIR dm
   DIR Einkaufen
   DIR Shopping
   DIR Kosmetik
   DIR GNS
   DIR Black Friday
   DIR Schwer mehrfach normal
   DIR Schwerpunkt LGBTQIA
   DIR Drogeriemarkt
   DIR Schwerpunkt Stadtland
   DIR Schwerpunkt Stadtland
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Black Friday: KI-Schnäppchen betrügerisch billig
       
       Am Black Friday wollen deutsche Käufer:innen im Schnitt 317 Euro
       ausgeben. Doch gefälschte Onlineshops locken dank KI immer überzeugender in
       Fallen.
       
   DIR Feuchtigkeitscreme und andere Kosmetika: Witzige Körperpflege
       
       Früher habe ich mir erfolglos tausend abstruse Produkte in die Haare
       geschmiert. Heute habe ich Spaß mit den Versprechen auf den Verpackungen.
       
   DIR Der Hausbesuch: Sichtbar und sicher sein
       
       In Stuttgart leitet Alisha Soraya Principe mit dem „Utopia Kiosk“ einen
       Kulturort für queere Menschen – in dem alles in Lila getaucht ist.
       
   DIR Drogeriekönig bangt um Millionen: Alles Müller-Erben, oder was?
       
       Drei Adoptivkinder des Drogerie-Unternehmers Erwin Müller klagen auf ein
       500-Millionen-Euro-Erbe. Doch es geht auch um verletzte Gefühle.
       
   DIR Haßloch für die Konsumforschung: Voll der Durchschnitt
       
       In Haßloch testeten Konzerne jahrelang ihre Produkte. Jetzt ersetzt
       künstliche Intelligenz das „Durchschnitts-Dorf“. Kratzt das an der
       Identität?
       
   DIR Kosmetik im Direktvertrieb: Die Pyramide der Schönheit
       
       Beraterinnen sind oft die Freundinnen, verkauft werden die Produkte in
       Privatwohnungen: Die Kosmetikmarke Mary Kay ist ein Hit auf dem Land.