# taz.de -- Einsturz der Carolabrücke in Dresden: Rechtzeitig Geld sparen
> Wer zu spät an Sanierung denkt, muss zusätzlich zu den Baukosten auch
> noch die Schäden finanzieren. Billiger kommt es, zeitig zu investieren.
IMG Bild: Von einer Hebebühne aus überprüfen Ingenieure im September die Rügenbrücke
Dresden ist knapp einer Katastrophe entgangen. Das ist die gute Nachricht.
Die schlechte ist, dass vermutlich auch andere Brückenbauwerke
einsturzgefährdet sind, selbst wenn es nicht erkennbar ist. Spekulationen
über die Ursache des [1][Zusammenbruchs großer Teile der Carolabrücke]
helfen aktuell nicht weiter. Fachleute werden die Gründe erforschen. Wohl
aber lassen sich Schlüsse aus dem Unglück ziehen.
So verdeutlicht der erkennbare Schaden, dass ein Neuaufbau viel teurer
kommt als rechtzeitige Investitionen in die Instandhaltung. Dabei geht es
nicht nur um die reinen Baukosten, sondern auch um die Schäden, die durch
die nun ausfallende Verkehrsverbindung oder die zerstörten
Fernwärmeleitungen entstehen. Die Sanierung des betroffenen Teils der
Carolabrücke stand für das kommende Jahr auf dem Plan. Was zu spät gepflegt
wird, kann, so zeigt es sich jetzt, zum teuren Fiasko werden.
Bundesweit ist der Sanierungsbedarf bei Brückenbauwerken gewaltig. Allein
4.000 der rund 28.000 Autobahnbrücken müssen instand gesetzt werden. Mehr
als die Hälfte davon sind älter als 40 Jahre. An ihnen nagt zwangsläufig
der Zahn der Zeit. Gleiches gilt nach einer Aufstellung des Bundestags aus
dem Jahr 2020 für gut 1.000 der fast 26.000 Eisenbahnbrücken. Mehr als ein
Drittel ist mehr als 100 Jahre alt. Es ist nicht so, dass der Staat die
Anlagen bewusst verfallen lässt.
Sowohl für die Straße als auch für die Schiene läuft ein
Sanierungsprogramm. Angesichts der Bilder aus Dresden müssen sich die
Verantwortlichen auch anderswo aber fragen, ob das Tempo der
Modernisierungen ausreicht. Eine radikale Beschleunigung der
[2][Brückensanierung] ist kaum realistisch. Dazu fehlen die Kapazitäten am
Bau. Doch was geleistet werden könnte, sollte auch in Angriff genommen
werden und nicht an fehlenden finanziellen Möglichkeiten scheitern.
Die [3][Infrastruktur wurde zu lange vernachlässigt]. Der notwendige Erhalt
ist dadurch schon sehr teuer geworden. Ihn durch eine Schuldenbremse zu
verlangsamen, kann am Ende noch teurer zu stehen kommen. Nicht nur, wenn
Menschen bei einem Unglück ums Leben kommen.
12 Sep 2024
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## AUTOREN
DIR Wolfgang Mulke
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