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       # taz.de -- Meduza-Auswahl 5. – 11. September: Heimlich nach ukrainischem Lehrplan
       
       > In der besetzten Ostukraine müssen Schüler nach Russlands Vorschrift
       > lernen. Onlinekurse bieten eine Alternative – mit Risiko.
       
   IMG Bild: Traditionelle Eröffnung des Schuljahres in Makijiwka in der von Russland kontrollierten ostukrainischen Region Donezk
       
       Das [1][russisch]- und [2][englischsprachige] Portal Meduza zählt zu den
       wichtigsten unabhängigen russischen Medien. [3][Im Januar 2023 wurde Meduza
       in Russland komplett verboten]. Doch Meduza erhebt weiterhin seine Stimme
       gegen den Krieg – aus dem Exil. Die taz präsentiert seit 1. März 2023 unter
       [4][taz.de/meduza] immer mittwochs in einer wöchentlichen Auswahl, worüber
       Meduza aktuell berichtet. Das Projekt wird von der [5][taz Panter Stiftung]
       gefördert. 
       
       In der Woche vom 5. bis 11. September 2024 berichtete Meduza unter anderem
       über folgende Themen: 
       
       ## Der skandalumwobene Gazprom-Tower wird eröffnet
       
       Der Wolkenkratzer Lakhta Centre, der dem russischen Energiekonzern Gazprom
       gehört, wird in St. Petersburg bald endlich vollständig eröffnet. Das
       Projekt wurde bereits in den 2000er Jahren geplant, doch die Arbeiten
       verzögerten sich. Auch die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadt
       protestierten wiederholt gegen den Bau des Wolkenkratzers.
       
       Im Jahr 2018 wurde der Turm schließlich fertiggestellt, im Jahr 2024
       begannen die Mitarbeiter von Gazprom mit dem Umzug in die neuen Büros. Für
       die Bürgerinnen und Bürger ist unter anderem eine Aussichtsplattform
       geplant.
       
       Das unabhängige Medium Bumaga erinnert an die Geschichte des Wolkenkratzers
       – zwischen Skandalen, illegalem Handel und Protesten. [6][Meduza
       veröffentlicht den Bericht auf der Seite des Exilmediums (russischer
       Text).]
       
       ## In der Ostukraine gilt der russische Lehrplan
       
       In den derzeit von Russland besetzten ostukrainischen Gebieten gab es vor
       dem Jahr 2022 etwa 900 Schulen. Viele von ihnen sind inzwischen geschlossen
       – und die Schulen, die noch in Betrieb sind, müssen vom russischen
       Bildungsministerium herausgegebene Lehrbücher verwenden.
       
       An einigen dieser Schulen haben die Schüler jedoch weiter nach dem
       ukrainischen Lehrplan gelernt, mithilfe von Onlinekursen. Der Besuch dieser
       Schulen ist gefährlich – und die Familien ergreifen allerlei
       Vorsichtsmaßnahmen, um nicht entdeckt zu werden. Sie verstecken die
       Hausaufgaben ihrer Kinder auf USB-Laufwerken oder ziehen aus den Städten in
       Kleinstädte um, wo die Wahrscheinlichkeit geringer ist, dass russische
       Truppen auf einmal vor der Türe stehen.
       
       Das unabhängige Magazin iStories sprach mit dem Direktor einer Schule in
       Nowa Kachowka in der Region Cherson und einem Lehrer einer
       Landwirtschaftsschule in Melitopol über die Herausforderungen für
       ukrainische Schulen in den besetzten Gebieten. [7][Meduza stellt eine
       englischsprachige Fassung des Berichts zur Verfügung].
       
       ## „Gegen den Horror“: Schüler sabotieren Bahngleise
       
       Seit Beginn des Krieges in der Ukraine sitzen immer mehr russische Schüler
       wegen Sabotage an Gebäuden oder Verkehrsinfrastruktur ein. Mindestens 20
       Russen im Alter zwischen 15 und 17 Jahren befinden sich derzeit im
       Gefängnis und warten auf ihren Prozess oder verbüßen Strafen für diese
       Vergehen. Viele von ihnen stammen aus den Regionen entlang der
       Transsibirischen Eisenbahn, die Moskau nutzt, um militärische Ausrüstung
       und Munition nach Westen zu transportieren.
       
       Der Finanzüberwachungsdienst Russlands speichert die Namen aller Bürger,
       die des Terrorismus, der Sabotage oder des Extremismus angeklagt sind, in
       einem öffentlichen Register für „Terroristen und Extremisten“. Diese Liste
       der „Extremisten“ beinhaltet derzeit mindestens 88 Minderjährige. Einer von
       ihnen ist Maxim Machnew aus der Stadt Ust-Ilimsk in Sibirien. Er ist erst
       vor wenigen Wochen 18 Jahre alt geworden, er soll seinen Geburtstag im
       Gefängnis verbracht haben.
       
       Ilja Podkamenny ist heute 19 Jahre alt. Im November 2022 gelang es ihm,
       einen Güterzug in der Region Irkutsk anzuhalten, indem er Kupferdraht um
       die Gleise wickelte. Der Lokführer fand am Tatort Flugblätter mit der
       Aufschrift „Tod den Russen, Freiheit für Sibirien“ und „Tod dem Faschisten
       Putin“.
       
       In englischer Sprache [8][fasst Meduza einen neuen Bericht der unabhängigen
       Medienorganisation People of Baikal über diese Minderjährigen zusammen].
       
       ## Das Russland von „Rupture“: Meduza-Redakteur veröffentlicht Krimi
       
       Irgendwo in der Nähe des Ochotskischen Meeres, am äußersten östlichen Rand
       Russlands, sind ein Vater und sein jugendlicher Sohn plötzlich völlig von
       der Zivilisation abgeschnitten. Sie begeben sich auf eine gefährliche
       Reise, um Hilfe zu finden. Wer hatte es nötig, den einzigen
       Kommunikationsmast in dem kleinen, abgelegenen Dorf in die Luft zu jagen?
       Und was veranlasste die Hauptfiguren, aus Moskau in dieses Dorf zu fliehen?
       
       „Rupture“ – der erste fiktive Roman des Journalisten und Redakteurs Daniil
       Turowski [9][bringt Meduza auf Russisch heraus].
       
       Es sei eine beängstigende „und fast fantastische Geschichte“, die laut dem
       Autoren „auf Hunderten von realen Ereignissen“ beruht, [10][schreibt
       Meduza] (russischer Text). Das Buch basiert dabei auch auf Dutzenden von
       Interviews, die Turowski mit Menschen in ganz Russland führte. Und obwohl
       es sich nicht um einen dokumentarischen Roman handelt, ist das Land, in dem
       die Handlung stattfindet, definitiv nicht fiktiv.
       
       Das Russland von „Rupture“ – mit seinen weiten Landstrichen, verlassenen
       Minen und U-Booten, Armut, Intoleranz, häuslicher Gewalt und
       Polizeibrutalität – ist schmerzhaft und unbestreitbar real.
       
       11 Sep 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://meduza.io/
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   DIR [3] /Russische-Medien-im-Exil/!5911767
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   DIR [6] https://meduza.io/feature/2024/09/10/v-eto-trudno-poverit-no-lahta-tsentr-otkryvaetsya-dlya-peterburzhtsev
   DIR [7] https://meduza.io/en/feature/2024/09/05/it-s-getting-harder-and-harder-to-hide
   DIR [8] https://meduza.io/en/feature/2024/09/06/i-wanted-to-fight-this-horror
   DIR [9] https://magaz.meduza.io/?utm_source=site&utm_medium=footer&utm_campaign=banners&product=daniil-turovskii-razryv
   DIR [10] https://meduza.io/feature/2024/09/05/razryv-daniila-turovskogo-ostrosyuzhetnyy-roman-ob-ottse-i-syne-belyh-medvedyah-i-zabroshennyh-shahtah-na-fone-boleznenno-realnoy-rossii
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Tigran Petrosyan
   DIR Gemma Teres Arilla
       
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