URI: 
       # taz.de -- Streit über Rentenpaket: So oder so für viele zu wenig
       
       > Eine Stabilisierung der gesetzlichen Rente reicht nicht. Es braucht
       > höhere Mindestlöhne. Außerdem sollten Vermögende zur Kasse gebeten
       > werden.
       
   IMG Bild: Eine wichtige Voraussetzung für armutsfeste Renten sind höhere Löhne
       
       Was für die FDP die Schuldenbremse ist, ist für die SPD das Rentenpaket II
       – der Heilige Gral. Die Sozialdemokraten wollen es auf jeden Fall
       durchboxen und machen es zur Basis (sprich Bedingung) der Ampelkoalition.
       Aus ihrer Sicht ist das völlig nachvollziehbar, schließlich sind die über
       60-Jährigen mittlerweile ihre größte und treuste Wähler:innengruppe, wie
       die [1][Landtagswahl in Brandenburg] zeigte. Der Kampf um die Rente ist
       auch ein Kampf um die Wähler:innen.
       
       Aber ist es der richtige Kampf? Wenn [2][SPD-Arbeitsminister Hubertus Heil]
       betont, dass die gesetzliche Rente die wichtigste Sicherheit im Alter sei
       und für viele sogar die einzige, dann hat er völlig recht. Allerdings
       schützt das derzeitige Rentenniveau von 48 Prozent des letzten
       Durchschnittsverdienstes nicht vor Armut. Schon heute sind [3][660.000
       Menschen] auf zusätzliche Grundsicherung im Alter angewiesen. Das Problem
       dürfte sich in den kommenden Jahren verschärfen.
       
       Der jährliche Brief der Rentenversicherung liest sich für viele
       Arbeitnehmer:innen wie eine Drohung: Wenn du dich weiterhin für so
       wenig Geld abstrampelst, dann landest du in der Altersarmut. [4][Der Ansatz
       der FDP, die Lücke mit Aktiendepots zu schließen], ist gerade für
       Geringverdiener:innen keine Option. Sie brauchen das Geld für die
       Miete und die täglichen Ausgaben und haben nichts übrig, womit sie am
       Kapitalmarkt spekulieren könnten.
       
       Nötig wäre also eine Stärkung der gesetzlichen Rente und eine Anhebung des
       Rentenniveaus. Eine wichtige Voraussetzung für armutsfeste Renten sind
       höhere Löhne, ergo auch ein höherer gesetzlicher Mindestlohn. Nötig sind
       aber auch zusätzliche Mittel für die Rentenkasse, etwa über Steuern und
       Änderungen im System. Denn in Zukunft werden immer weniger
       Arbeitnehmer:innen immer mehr Rentner:innen finanzieren müssen.
       
       ## Alternde Gesellschaft
       
       Derzeit kommen auf 100 Menschen im Erwerbsalter 37 Ruheständler:innen, im
       Jahr 2060 rechnet die Deutsche Rentenversicherung mit einem Verhältnis von
       100 zu 45. Statt sich auf eine Stabilisierung des bisherigen Niedrigniveaus
       zu fokussieren, sollte die SPD hier mutig sein, ihre eigenen Überlegungen
       ernst nehmen und dafür streiten.
       
       Etwa für die Forderung, auch Beamte und Beamtinnen zu verpflichten, in die
       gesetzliche Kasse einzuzahlen, und den Einkommensdeckel von 7.500 Euro, die
       sogenannte Beitragsbemessungsgrenze, aufzuheben. So ließe sich die Basis
       der Einzahlenden solidarisch ausweiten. Auch [5][Geld aus einer
       Vermögensteuer], wie sie die SPD seit Langem fordert, kann mit dazu dienen,
       die gesetzliche Rente armutsfest zu machen. Ein Neustart in der
       Rentenpolitik ist nötig. Ein Bruch der Ampel könnte auch ein Aufbruch sein.
       
       27 Sep 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Landtagswahlen-in-Brandenburg/!6037865
   DIR [2] /Arbeiten-im-Alter/!6029231
   DIR [3] /Altersarmut-bei-Frauen/!5993661
   DIR [4] /Anlage-von-Steuergeldern-an-der-Boerse/!5993588
   DIR [5] /Ausgesetzte-Vermoegenssteuer/!6021305
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Anna Lehmann
       
       ## TAGS
       
   DIR Rente
   DIR Altersarmut
   DIR Sozialpolitik
   DIR SPD
   DIR Social-Auswahl
   DIR Rente
   DIR Rentenpolitik
   DIR FDP
   DIR Ampel-Koalition
   DIR Rente
   DIR Vermögenssteuer
   DIR wochentaz
   DIR Mindestlohn
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR BSW-Anfrage zu Renten: 16 Millionen Arbeitnehmern droht Rente unter 1.200 Euro
       
       Derzeit bräuchte es einen Stundenlohn von 17,27 Euro, um nach 45 Jahren
       Vollzeitarbeit 1.200 Euro Rente zu bekommen. Doch viele verdienen weniger.
       
   DIR Rentenpläne der Bundesregierung: Das neue Rentenpaket
       
       Der derzeitige Streit bei der Rente wirkt kompliziert. Es geht um viel
       Geld, daher lohnt es sich zu verstehen, was Sache ist.
       
   DIR Rentenpläne der Bundesregierung: FDP streitet sich lieber
       
       Während bei Grünen und SPD einer nach dem anderen zurücktritt, beschäftigen
       sich die Liberalen mit dem Thema Rente – aber nur theoretisch
       
   DIR Mehr Rentner:innen mit Grundsicherung: Steuern hoch für Reiche
       
       So viele Rentner:innen wie nie zuvor bekommen Grundsicherung im Alter.
       Das ist kein kurzfristiges Problem, sondern ein langfristiges.
       
   DIR Rentenpaket im Bundestag: Streitpaket, das nächste
       
       In der Ampel zeichnet sich der nächste große Konflikt ab. Bei der Debatte
       über das Rentenpaket hält die FDP eine „astreine Oppositionsrede“.
       
   DIR Vermögenssteuer als Wahlkampfthema: Meint die SPD es ernst?
       
       Der Fraktionschef will die Vermögenssteuer zum Thema im Wahlkampf machen.
       Um sie tatsächlich einzuführen, muss die Partei einen Schritt weiter gehen.
       
   DIR Demografischer Wandel in Deutschland: Ist meine Rente sicher?
       
       Weil die Gesellschaft in Deutschland immer älter wird, müssen wir unser
       Rentensystem überarbeiten. Dabei kann ein Blick auf andere Länder helfen.
       
   DIR Studie zu Lohngerechtigkeit: Altersarmut programmiert
       
       Mickrige Renten und Fachkräftemangel: Die Auswirkungen von Lohndumping sind
       gravierend, zeigt eine neue Studie der Gastro-Gewerkschaft NGG.