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       # taz.de -- Bundesliga-Volleyballerin Hannah Kohn: Die Unerschrockene
       
       > Angefangen hat sie als Turnerin – nun ist Hannah Kohn spielerischer Kopf
       > beim Volleyball-Bundesligisten SSC Palmberg Schwerin.
       
   IMG Bild: Neuzugang und schon Spielregisseurin: Hannah Korn vom SSC Palmberg Schwerin am Ball
       
       Hamburg taz | „10 Uhr hatten wir doch ausgemacht“, sagt Hannah Kohn, wenn
       man sich dafür entschuldigt, sie am Sonntag morgen anzurufen – schließlich
       könnte es ja sein, dass die Feier gestern nach dem Heimsieg der
       Volleyballerinnen des [1][SSC Palmberg Schwerin] länger gedauert hat.
       
       Vermutlich war es diese Klarheit, die Kohn bei ihrem ersten Heimspiel in
       Schwerin geholfen hat, den Sprung ins kalte Wasser zu bestehen. Schließlich
       hat die Neuzugängerin die verletzte Vedrana Jakšetić als Zuspielerin
       ersetzt. Und obwohl auch die Angreiferin Nova Merring ausfiel, setzte sich
       der SSC Palmberg Schwerin mit 3:0 nach Sätzen gegen den [2][VC Wiesbaden]
       durch.
       
       „Ich war sehr aufgeregt“, sagt Hannah Kohn, „aber das hat sich nach den
       ersten Minuten gelegt und ich konnte die Atmosphäre genießen.“ Und das,
       obwohl die Position der Zuspielerin für Kohn eine mit „super viel
       Verantwortung“ ist. „Man ist Kopf der Mannschaft“, sagt die 21-Jährige.
       Muss man auch leidensfähig sein, wie es in den Beschreibungen der Position
       oft heißt? „Wenn die Annahme nicht läuft, ist man diejenige, die rennen
       muss“, sagt Kohn. „Aber du musst dem Angriff vertrauen.“
       
       Ist es eine undankbare Position, weil die Aufmerksamkeit der
       Zuschauer:innen beim Angriff liegt statt bei der Zuspielerin? Für Kohn
       ist das kein Problem. „Natürlich ist es geil, wenn die Angreiferin den
       Punkt macht“, sagt sie. „Aber wer Ahnung hat, sieht jede Spielerin in ihrer
       Rolle.“ Dass ihre die der Zuspielerin geworden ist, hat sie sich nicht
       selbst ausgesucht. Als sie zwölf Jahre alt war, war klar, dass sie gut
       pritschte und einen guten Überblick über das Spiel hatte – „Da wurde mir
       gesagt: Du bist Zuspielerin.“
       
       ## Ins Sportinternat mit 17
       
       Es ist nicht das erste Mal, dass ihr von außen gesagt wird, wie ihr
       sportlicher Weg weiterzugehen hat. Als Kind war Kohn beim
       [3][Leistungsturnen], bis ihr dort gesagt wurde, dass sie zu groß dafür
       sei. „Es war meine Leidenschaft“, sagt Kohn. Man habe sie
       „rausgeschmissen“, so formuliert sie es, und ein bisschen Bitterkeit
       scheint noch immer durchzuschimmern, obwohl sie es im Nachhinein verstehen
       kann.
       
       Der Weg zum Volleyball lag dann familiär nahe – sowohl die Eltern als auch
       der Bruder sind aktive Spieler. Parallelen zum Turnen kann Hannah Kohn
       nicht finden, aber hilfreich ist ihr die turnerische Vergangenheit
       trotzdem: durch die Beweglichkeit und Körperspannung, die sie sich dort
       angeeignet hat.
       
       Direkt als Leistungssport hat sie Volleyball nicht betrieben. Erst einmal
       ging sie zweimal pro Woche zum Training; erst als sie 15, 16 Jahre alt war,
       „hat man“ – Kohn formuliert das unpersönlich – „überlegt, dass sie einmal
       wöchentlich am Bundesstützpunkt Stuttgart trainiert“.
       
       So kam es und mit 17 ist die gebürtige Ulmerin ins Sport-Internat
       übergesiedelt. Das ist nicht das Alter, in dem einen ausschließlich das
       Training interessiert. Kohn sagt, dass es manchmal nicht leicht war,
       Treffen mit Freunden und Freundinnen am Freitag abzusagen, weil Training
       war – aber „machbar“.
       
       Die Bereitschaft dazu ist notwendig, aber nicht hinreichende Bedingung, um
       am Ende bei einem [4][Bundesligaverein] wie dem SSC Palmberg Schwerin in
       der ersten Bundesliga zu spielen, der noch dazu zwölffacher deutscher
       Meister ist.
       
       Der sucht nun nach einer zweiten Zuspielerin – und Kohn sagt, dass ihr Ziel
       ist, so oft wie möglich selbst auf dem Platz zu stehen. „Ich muss mich da
       durchsetzen.“ Eine Frau wie sie, der es gelingt, nebenbei noch Psychologie
       an der Fernuni zu studieren und sich zwischen zwei Trainingseinheiten an
       den Schreibtisch zu setzen, sollte da ganz gute Karten haben.
       
       5 Oct 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.schweriner-sc.com/
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   DIR [4] https://www.volleyball-bundesliga.de/cms/home/1_bundesliga_frauen.xhtml
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Friederike Gräff
       
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