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       # taz.de -- Geplanter Auftritt von Nizar Akremi: Comedian soll woanders diskriminieren
       
       > Der Hamburger Antisemitismusbeauftragte will Comedian Nizar Akremi nicht
       > auftreten lassen. Der äußerte sich antisemitisch, zuletzt auch
       > ableistisch.
       
   IMG Bild: Nizar Akremi: Freut sich auf das Rumgeheule der „Woke Bubble“
       
       Hamburg taz | Platz für bis zu 15.000 Menschen bietet die Hamburger
       Barclays-Arena am Hamburger Volkspark. Der Comedian und Podcaster Nizar
       Akremi will sie mit seinem Auftritt Ende November füllen, auch ein zweiter
       Auftritt in Hamburg ist für den Januar geplant. Doch der [1][Hamburger
       Antisemitismusbeauftragte Stefan Hensel] fordert nun die Absage der
       Auftritte. Der Comedian sei laut Hensel bereits in der Vergangenheit „mit
       seinen zutiefst antisemitischen Erzählungen von Jüdinnen und Juden als
       Goldmünzen fangende Kaufleute mit Hakennasen aufgefallen“.
       
       Schon länger steht der Auftritt in der Hamburger Arena fest, doch der
       Zeitpunkt für Hensels Forderung kommt nicht zufällig: Akremi hatte in der
       vergangenen Woche für [2][bundesweite Empörung gesorgt, als seine aktuelle
       Podcast-Folge veröffentlicht] wurde. Den Podcast betreibt er seit 2019
       gemeinsam mit Youtuber Shayan Garcia und er wird auch auf Youtube als
       Video-Podcast veröffentlicht.
       
       Nach eigener Aussage seien die Podcaster „für ihren lustigen und
       humorvollen Stil“ bekannt. Zu Gast hatten die beiden diesmal den Komiker
       Luke Mockridge, gegen den seit 2021 Vorwürfe einer versuchten
       Vergewaltigung im Raum standen. Die drei machten darin diverse ableistische
       Witze anlässlich der zu Ende gegangenen [3][Paralympischen Spiele in
       Paris]. Akremi etwa äffte paralympische Athlet:innen nach.
       
       Während sich [4][Mockridge, als die Kritik schon auf ihn eingeprasselt war,
       für die behindertenfeindlichen Witze entschuldigte], kam bei Akremi
       Selbstkritik anschließend nicht auf: „Ich freue mich auf das Rumgeheule“,
       postete er auf X, vormals Twitter, vor der Veröffentlichung – und meint
       damit offensichtlich die „Woke Bubble“, die sich über die Diskriminierung
       echauffieren würde. Später betonten Akremi und Garcia in einem Video, sich
       bei der „[5][Cancel Culture]“ nicht entschuldigen zu wollen. „Wir werden
       uns euch niemals beugen.“
       
       ## Antisemitismusbeauftragter sieht Hetze
       
       Für Hensel ist auch der Podcast ein Anlass zur Absage, als ehrenamtlicher
       Antisemitismusbeauftragter, aber vor allem wegen früherer Äußerungen
       Akremis. Seit mehreren Jahren schon hetze er in der Öffentlichkeit. Und
       seit dem [6][Terrorangriff der Hamas auf Israel] im vergangenen Oktober
       betreibe er „ungehemmt antisemitische Hetze in Form von Dämonisierungen und
       Propaganda gegen Jüdinnen und Juden sowie den Staat Israel“.
       
       Auf X habe er „wiederholt den Holocaust“ relativiert. Sich hinter der
       Kunstfreiheit zu verstecken, könne Akremi nicht. „Offener Hass gegen
       Jüdinnen und Juden sowie den Staat Israel ist eben nicht von der
       Kunstfreiheit gedeckt“, sagt Hensel.
       
       Einige von Akremis Veranstaltungen wurden in der Vergangenheit schon
       abgesagt, nachdem auf dessen antisemitischen Äußerungen hingewiesen wurde.
       Auch nun sind wieder erste anstehende Veranstaltung abgesagt, etwa in
       Berlin, Fulda und Kaiserslautern. Die Sprach-App Babble, die den Podcast
       zuvor sponserte, zog sich zurück.
       
       ## Veranstalter kommentiert Auftritt nicht
       
       Veranstalter des Auftritts in der Barclays-Arena ist die S-Promotion Event
       GmbH mit Sitz im hessischen Schaafheim. Das Unternehmen organisiert
       Bühnenshows Dutzender Künstler:innen – von Götz Alsmann und Eckart von
       Hirschhausen bis Mario Barth, Chris Tall und auch Nizar Akremi. Die
       Nachfrage der taz, ob man der Forderung Hensels nachkommen wolle, blieb
       unbeantwortet.
       
       Die Eigentümerin der Barclays-Arena, die Anschutz Entertainment Group,
       antwortete auf taz-Anfrage, man verurteile jede Form des Antisemitismus,
       Ableismus und anderer Diskriminierungen, sei „aber immer bemüht,
       Kunstschaffenden eine offene Plattform und ein Umfeld zu bieten, in dem sie
       ihre Ansichten unzensiert und unvoreingenommen äußern können“. In diesem
       Fall sei man außerdem weder Veranstalterin noch Ausrichterin, sondern bloß
       Vermieterin.
       
       Bis zum zweiten Auftritt von Akremi im Januar ist es in Hamburg noch etwas
       hin. Da könnten die Chancen für Hensel, dass seiner Forderung nachgekommen
       wird, größer sein. Die Friedrich-Ebert-Halle in Harburg ist schließlich in
       städtischer Hand. Und die hatte eben jenen Posten des
       Antisemitismusbeauftragten 2019 angeregt, auch um dem Antisemitismus
       „entschlossen“ entgegenzutreten. „Städtisch geförderte Veranstaltungsorte
       sollten solchen Leuten unter keinen Umständen ein Podium bieten“, sagt
       Hensel.
       
       16 Sep 2024
       
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