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       # taz.de -- Warnung vor Hochwasser: Nachbarländer wappnen sich
       
       > Es regnet in östlichen Nachbarländern so viel, dass Überschwemmungen
       > drohen. Was tun sie, um das zu verhindern? Auch für Deutschland besteht
       > Gefahr.
       
   IMG Bild: Prag, 13. September: Touristen bei heftigem Regen auf der Karlsbrücke
       
       Breslau/Bratislava/Prag dpa | Deutschlands östliche Nachbarländer wappnen
       sich gegen drohende Überschwemmungen in den nächsten Tagen. Dauerregen ließ
       am Freitag in Polen, in der Slowakei und Tschechien die Sorgen wachsen,
       dass Flüsse über die Ufer treten. „Wir bereiten uns auf die schlimmsten
       Szenarien vor“, sagte der tschechische Regierungschef Petr Fiala in der
       Hauptstadt Prag. An manchen Flüssen müsse mit einem derart schlimmen
       Hochwasser gerechnet werden, wie es statistisch gesehen nur einmal im
       Jahrhundert auftritt. Auch in Deutschland könnte sich die Lage zuspitzen.
       
       ## Vorbereitungen in Polen
       
       In Polen rief Vize-Innenminister Wieslaw Lesniakiewicz zu Vorkehrungen vor
       einem möglichen Hochwasser auf. Menschen, die in der Nähe von Flüssen im
       Erdgeschoss wohnten, sollten sich auf Hochwasser einstellen, sagte er dem
       Radiosender Rmf.fm. Garagen sollten geräumt und Autos an einem sicheren Ort
       geparkt werden. „Es können auch Situationen eintreten, wo zeitweise kein
       Trinkwasser vorhanden ist oder kein Strom.“
       
       Das Meteorologische Institut gab indes [1][eine Hochwasserwarnung für die
       Woiwodschaften Niederschlesien, Oppeln, Schlesien und Kleinpolen] heraus.
       Dort könnten bis zu 150 Liter Wasser pro Quadratmeter niedergehen, hieß es
       in einem Statement. Die Armee und alle uniformierten Dienste seien in
       Bereitschaft, schrieb Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz auf
       der Plattform X. Boote, Amphibienfahrzeuge und schweres Gerät seien
       vorbereitet.
       
       ## Krisenstab in Tschechien einberufen
       
       In Tschechien berief die Regierung [2][angesichts heftiger Regenfälle]
       schon am Freitag einen Krisenstab ein. Der Abfluss aus den Stauanlagen an
       der Moldau sei „rasant erhöht“ worden, teilte Landwirtschaftsminister Marek
       Vyborny auf X mit. Am Freitag wurden mehr als 300 Kubikmeter pro Sekunde
       abgelassen. Damit sollen die Kapazitäten in den Stauseen für die später
       erwarteten Wassermassen freigehalten werden. Im historischen Stadtzentrums
       Prags sollten Schutzwände aufgestellt werden. Aus der Moldau wurde eine
       Leiche geborgen – weshalb der Mann ums Leben kam, ist laut Polizei noch
       unklar.
       
       Der tschechische Wetterdienst weitete unterdessen seine Warnung vor starken
       bis extremen Niederschlägen für das Wochenende auf den Großteil des Landes
       aus. Besonders kritisch könnte die Lage im Osten Tschechiens werden. In
       Jesenik im Altvatergebirge könnten den Vorhersagen zufolge bis
       einschließlich Sonntag bis zu 400 Liter Niederschlag pro Quadratmeter
       fallen. Die Fußball-Ligaspiele am Wochenende wurden bereits abgesagt.
       
       ## Bahnreisende in Österreich sollten auf Fahrt verzichten
       
       Die Behörden rechnen mit einem sogenannten Jahrhundert-Hochwasser am
       Grenzfluss March. Die [3][slowakische Hauptstadt Bratislava] liegt direkt
       am Zusammenfluss von Donau und March im Dreiländereck zu Ungarn und
       Österreich. Die Behörden des Landes wollen gezielt Flächen überfluten, um
       so Überschwemmungen in Bratislava zu verhindern. In Österreich gab die Bahn
       eine Reisewarnung wegen erwarteter Starkregenfälle und Stürme heraus. Alle
       Fahrgäste wurden aufgerufen, nicht dringend notwendige Zugfahrten zwischen
       Freitag und Sonntag zu verschieben, wie die Österreichischen Bundesbahnen
       mitteilten.
       
       Bereits in der Nacht auf Freitag wurde die Bahnstrecke zwischen Bad
       Hofgastein und Bad Gastein im Salzburger Land wegen starken Schneefalls
       gesperrt. Mehrere Straßen in Österreich waren wegen umgestürzter Bäume oder
       liegengebliebener Fahrzeuge blockiert. Andere Routen, wie etwa die
       Großglockner Hochalpenstraße, wurden aus Sicherheitsgründen geschlossen. In
       manchen Gebieten galt Schneekettenpflicht.
       
       ## Dauerregen an den Alpen und in östlichen Mittelgebirgen
       
       Für Deutschland sagte der Deutsche Wetterdienst ergiebigen Dauerregen an
       den Alpen und in den östlichen Mittelgebirgen vorher. Dies gelte im
       Südosten gebietsweise bis Montag. Oberhalb von 1.500 Metern schneit es bis
       Sonntagfrüh zeitweise kräftig. In Sachsen und an der Lausitz ende der
       Dauerregen vorläufig am Samstagvormittag. Am Sonntag ziehen der Vorhersage
       zufolge von Polen und Tschechien her neue Regenfälle auf, allerdings
       voraussichtlich mit geringerer Intensität.
       
       Am Alpenrand könnten laut Wetterdienst bis Sonntagfrüh binnen 48 Stunden 60
       bis 90 Liter pro Quadratmeter zusammenkommen, teils auch um die 100 Liter
       pro Quadratmeter. In Ostsachsen, am Erzgebirge und in der Niederlausitz sei
       mit 30 bis 50, in Staulagen bis 70 Litern pro Quadratmeter binnen 24
       Stunden bis Samstagmittag zu rechnen.
       
       ## Hochwasser an der Elbe
       
       In den östlichen Landesteilen Deutschlands richten sich nun die Blicke auf
       die Wetterlage in den Nachbarländern. Die Elbe könnte Hochwasser auch nach
       Sachsen bringen, die Oder auch nach Brandenburg. Den Prognosen zufolge wird
       die Elbe in Dresden am Sonntag die Alarmstufe 1 erreichen – die niedrigste
       von vier Hochwasserwarnstufen. Bis zum Mittwoch könnte die Alarmstufe 3
       erreicht werden. Der Wasserstand könnte demnach auf sechs bis sieben Meter
       ansteigen, normal sind in Dresden zwei Meter.
       
       Wegen der [4][eingestürzten Carolabrücke in Dresden] ist die Lage ohnehin
       angespannt. Unter Hochdruck versuchen Einsatzkräfte, die Trümmerteile aus
       dem Fluss zu räumen – wie lange das dauert, ist noch unklar.
       
       13 Sep 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.hochwasserzentralen.de/warnungen
   DIR [2] /Ueberflutungen-in-Suedostasien/!6036389
   DIR [3] /Meinungsfreiheit-in-der-Slowakei/!6027132
   DIR [4] /Einsturz-von-Carolabruecke-in-Dresden/!6036524
       
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