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       # taz.de -- Protest gegen Ampel-Pläne: Gegen das „Unsicherheitspaket“
       
       > Nach der Schockstarre: Tausend Menschen demonstrieren am Dienstag vor der
       > SPD-Zentrale gegen Abschiebungen, Grenzkontrollen und Überwachung.
       
   IMG Bild: Protest gegen die Asylpolitik der Ampel-Regierung
       
       Berlin taz | Gespenstisch ruhig blieb es in den vergangenen Wochen auf den
       Straßen angesichts des [1][kollektiven Rechtsrucks der deutschen Politik]
       nach dem [2][islamistischen Anschlag von Solingen]. Am Dienstagabend hat
       diese Schocklähmung zumindest in Berlin ein Ende gefunden: Vor dem
       Willy-Brandt-Haus, der Bundeszentrale der SPD, versammelten sich mehr als
       1.000 Menschen zu einer Kundgebung, die maßgeblich von der [3][Initiative
       Seebrücke] organisiert wurde.
       
       „Die neueste Zuspitzung rassistischer Diskriminierung ist nicht
       hinnehmbar“, sagte eine der Veranstalter:innen in ihrer Auftaktrede.
       Seien Anfang des Jahres noch Hundertausende gegen die Remigrationspläne
       rechtsextremer Politiker auf die Straße gegangen, werde „genau diese
       rassistische Politik“ nun umgesetzt: „Dies ist der wahre Erfolg der AfD.“
       Bundeskanzler Olaf Scholz und Innenministerin Nancy Faeser (beide SPD)
       „tragen Verantwortung für diese Politik“, so die Seebrücke-Aktivistin. Auch
       ein Banner im Publikum brachte den Vorwurf auf den Punkt: „Sellners
       Remigration? Jetzt Ampelposition!“
       
       Das Publikum, die Mehrheit kaum 30 Jahre alt, reagierte mit Sprechchören,
       die schon lange nicht mehr auf den Straßen zu hören waren: „Say it loud,
       say it clear, refugees are welcome here“. Und beklatschte sich danach
       selbst, eher aufmunternd angesichts einer um sich greifenden resignierten
       Stimmung als wirklich wütend. Unter den Anwesenden waren viele, die sich
       schon lange für die Rechte von Geflüchteten stark machen;
       Vertreter:innen von Sea Watch, Pro Asyl, dem Republikanischen
       Anwält:innenverein oder der Evangelischen Kirche, auch die
       Bundesgeschäftsführerin der Linken, Katina Schubert, war zugegen.
       
       Die Reden allerdings hielten mehrheitlich jene, die von einer Politik, die
       vor allem auf Abschiebungen und Abschottung setzt, direkt betroffen sind.
       Und für die das Sicherheitspaket der Bundesregierung ein
       „Unsicherheitspaket“ ist, wie es immer wieder hieß:
       Flüchtlingsaktivist:innen aus Syrien, Kurdistan und Iran, von Women
       in Exile oder der [4][Brandenburger Initiative Jugendliche ohne Grenzen].
       
       ## Demokratie gilt für alle
       
       Ein Vertreter aus Brandenburg sagte in seiner Rede – einer lautstarken
       Anklage, geprägt vor der Angst vor einem AfD-Wahlerfolg bei der
       Landtagswahl am kommenden Sonntag – „Vor Wahlen wird immer gesagt, wir
       müssen die Demokratie verteidigen. Doch wenn ihr uns Migrant:innen nicht
       verteidigt, wird die Demokratie nicht verteidigt.“
       
       Kritisiert wurden insbesondere die bereits stattfindenden und vermehrt
       geplanten Abschiebungen in Länder wie Syrien, Afghanistan und den Iran.
       Genau zwei Jahre nach dem Mord an der kurdischen Iranerin Mahsa Amini durch
       die Sittenpolizei, der die „Frau, Leben, Freiheit“-Proteste auslöste,
       kooperiere Deutschland mit dem Mullah-Regime, so eine Rednerin aus dem
       Iran.
       
       Sie erinnerte, wie kürzlich die Abschiebung einer jungen Frau, die aus dem
       Iran fliehen musste, weil sie Proteste an ihrer Schule organisierte,
       [5][erst auf den letzten Drücker durch den Einsatz der Zivilgesellschaft
       verhindert wurde]. In Richtung der SPD sagte sie: „Ich habe Euch nichts zu
       sagen außer: Schämt euch!“ Derweil stand kaum sichtbar in der zweiten Etage
       der Parteizentrale am Fenster ein SPD-Schild mit der Aufschrift: „Frauen.
       Leben. Freiheit.“
       
       Thematisiert wurden auch die geplanten neuen Überwachungsmaßnahmen, etwa
       die Möglichkeit für Sicherheitsbehörden, öffentlich zugängliche Bilder mit
       biometrischen Daten abgleichen zu können. Formiert hat sich dagegen das
       [6][Bündnis Gesichtserkennung stoppen]. Für das Bündnis sprach eine
       Vertreterin von Amnesty International, die die Pläne als
       „Massenüberwachung“ und demnach grundgesetzwidrig geißelte. Sie warnte:
       „Ein schlüsselfertiger Überwachungsstaat ist brandgefährlich, wenn
       menschenfeindliche Kräfte die Macht übernehmen.“
       
       18 Sep 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Debatte-um-Asyl-und-Migration/!6033837
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   DIR [4] /Berliner-Fluechtlingspolitik/!6016073
   DIR [5] /Versuchte-Abschiebung/!6020308
   DIR [6] https://gesichtserkennung-stoppen.de/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Erik Peter
       
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