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       # taz.de -- Erfolg für das Bündnis Sahra Wagenknecht: Stark dank Sahras Strahlkraft
       
       > In Brandenburg erreicht das BSW ein zweistelliges Ergebnis. Eine
       > Regierungsbeteiligung hält Spitzenkandidat Crumbach für „relativ
       > unwahrscheinlich“.
       
   IMG Bild: Auf der Wahlparty des BSW in Brandenburg wird kräftig gejubelt: Zweistellig zieht die neue Partei in den Landtag ein
       
       Potsdam taz | Zweistellig hatten die Umfragen das „Bündnis Sahra
       Wagenknecht“ schon vorab gesehen. Mit 12 Prozent zieht es nun erstmals in
       den Potsdamer Landtag ein. Die Grünen und die Linkspartei, der viele
       BSW-Mitglieder entstammen, lässt es damit weit hinter sich.
       
       Dieses Ergebnis hat das BSW auch in Brandenburg voll und ganz der
       Strahlkraft der 55-jährigen Gründerin und Galionsfigur der nach ihr selbst
       benannten Partei zu verdanken. Wagenknecht war, wie zuvor in Sachsen und
       Thüringen, auch in Brandenburg wieder auf vielen Plakaten allgegenwärtig
       und bei den BSW-Wahlkampfveranstaltungen in vier ausgewählten Städten – in
       Brandenburg an der Havel, Frankfurt an der Oder, Cottbus und der
       Landeshauptstadt Potsdam – unbestritten der Publikumsmagnet.
       
       Der Brandenburger BSW-Spitzenkandidat, der 61-jährige Robert Crumbach,
       steht klar im Schatten seiner Parteichefin. Der knorrige Arbeitsrichter war
       40 Jahre lang bei der SPD, bevor er sich Wagenknecht anschloss und gleich
       zu deren Landeschef und -Spitzenkandidaten gekürt wurde. Die Frage, ob er
       nach dem guten Wahlergebnis aus ihrem Schatten heraustreten wolle, kontert
       er geschickt: anders als die anderen Parteien in Brandenburg habe man ein
       gutes Verhältnis zur eigenen Parteiführung im Bund.
       
       ## Nur rund 40 Mitglieder in Brandenburg
       
       Sein Sonntag sei „gut“ verlaufen, sagte Crumbach am Nachmittag auf die
       Frage, wie sein Wahltag war. Nachdem er in seinem Wahllokal in Potsdam
       seine Stimme abgab, habe er den Tag „mit Freunden“ verbracht. Am Nachmittag
       folgten Besprechungen mit dem Bundes- und dem Landesvorstand seiner Partei,
       anschließend stand die Wahlparty an. Parteichefin Sahra Wagenknecht ließ
       sich kurzfristig wegen Krankheit entschuldigen. Für sie sprang
       Co-Vorsitzende Amira Mohamed Ali ein. Beide blieben aber nur kurz, um dann
       in den Potsdamer Landtag zu gehen, wo sich bereits die Medien versammelt
       hatten.
       
       Die BSW-Wahlparty findet im „Bürgerhaus Sternzeichen“ statt, einem
       Potsdamer Freizeittreff in einem funktionalen Flachbau, irgendwo zwischen
       AWO-Familientreffpunkt und Vereinshaus einer Kleingartenkolonie. Der
       Wahlkampf habe „Spaß gemacht“, vor allem wegen des „Kontakts mit den
       Menschen vor Ort“, sagt Crumbach. Erst im Mai hat sich der brandenburgische
       Landesverband gegründet, in der Stadt Schwedt, mit seiner Raffinerie einer
       der wichtigsten Industriestandorte im Land und stark vom Embargo gegen
       russisches Öl betroffen.
       
       Nach dem Parteitag im Juni musste das BSW noch rasch 2.000 Stimmen sammeln,
       damit es zur Landtagswahl antreten durfte. Doch das sei „nicht wirklich“
       schwierig gewesen: In drei Wochen habe man 4.000 Unterschriften gesammelt,
       sagt Crumbach, und verweist auf rund 1.800 Unterstützerinnen und
       Unterstützer, die im Wahlkampf Plakate geklebt und Infostände organisiert
       hätten. Das BSW hat in Brandenburg nur rund 40 Mitglieder, fast ebenso
       viele traten für das Bündnis auf dessen Landesliste an.
       
       Doch „die „öffentlichkeitswirksamen Termine“ bestritt Crumbach als
       Spitzenkandidat weitgehend alleine – bei den Wahlkampfveranstaltungen stand
       er an der Seite von Wagenknecht, in den Medien war für das BSW kein anderes
       Gesicht zu sehen. Darum halten manche das BSW Brandenburg für eine
       „Blackbox“.
       
       Die Hauptthemen im Wahlkampf seien „Frieden, Bildung, Krankenhäuser“
       gewesen, sagt Crumbach. Dass das BSW nach der Wahl an einer Regierung
       beteiligt werden könnte, hielt er schon vorab für „relativ
       unwahrscheinlich“. Die SPD dürfte in Potsdam ihre Koalition mit der CDU
       fortführen. Ob auch mit den Grünen, war bei Redaktionsschluss noch unklar.
       Sollte es anders kommen, sei „ein klares Signal gegen die Stationierung von
       Mittelstreckenraketen“ eine Bedingung, um einer Regierung beizutreten, so
       Crumbach.
       
       Auch die Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach
       müsse „unbedingt verhindert“ werden – notfalls durch eine Verfassungsklage.
       Und: die Bildungspolitik müsse sich „grundlegend ändern“. Es dürfe nicht
       sein, dass Brandenburgs Schülerinnen und Schüler bei Bildungsstudien wie
       zuletzt auf den hinteren Plätzen landeten.
       
       Um die Politik zu verändern, müsse man aber nicht unbedingt an die
       Regierung kommen, meint Crumbach. Das könne man auch in der Opposition.
       „Wenn man sich ansieht, was wir jetzt schon an Positionsveränderungen der
       Landesregierungen in Sachsen und Brandenburg erreicht haben, dann bin ich
       zuversichtlich, dass uns das auch weiter gelingt“, sagt er selbstbewusst.
       Mit Blick auf die Ukraine und Russland hatten sich zuletzt [1][Sachsens
       CDU-Ministerpräsident Michael Kretschmer] und der Sozialdemokrat Dietmar
       Woidke schon für Verhandlungen und mehr Diplomatie ausgesprochen. Das Thema
       ist im Osten mehrheitsfähig, und in Sachsen und Thüringen verhandelt die
       CDU jetzt mit dem BSW über eine mögliche Koalition.
       
       Die Grünen dagegen hatten vor der Wahl ihre Lautstärke gegenüber dem BSW
       aufgedreht: Ricarda Lang bezeichnete Wagenknecht als „Putins
       Pressesprecherin“ und Robert Habeck behauptete, sie sei vom Kreml bezahlt.
       Die Partei wehrt sich und hat beim Amtsgericht Dresden Klage eingereicht,
       um Habeck solche Äußerungen zu verbieten. Selbst „pure Existenzangst“ dürfe
       nicht zu solchen Diffamierungen verleiten, sagt Crumbach mit Blick auf die
       Lage der Grünen in Brandenburg. An Infoständen des BSW sei dieser Vorwurf
       jedenfalls kein Thema gewesen.
       
       22 Sep 2024
       
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