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       # taz.de -- Klima-Umbau bei Thyssen-Krupp in Gefahr: Grünes Stahlprojekt auf Prüfstand
       
       > Thyssen-Krupp wollte Milliarden investieren, um klimafreundlicheren Stahl
       > mit Wasserstoff zu erzeugen. Doch nun geraten die Pläne ins Wanken.
       
   IMG Bild: Thyssen-Krupp-Stahlwerk in Duisburg: Hoffnungsträger für den klimagerechten Umbau der Industrie
       
       Freiburg taz | Ein Prestigeprojekt der Bundesregierung und der deutschen
       Stahlindustrie steht plötzlich wieder auf dem Prüfstand: [1][Thyssen-Krupp]
       Steel Europe überarbeitet seine Businesspläne und untersucht dabei auch die
       Option, den bereits begonnenen Bau einer Anlage zur Herstellung von „grünem
       Stahl“ mittels Wasserstoff zu stoppen. Zuerst hatte das Handelsblatt über
       diese Entwicklung berichtet.
       
       Hintergrund ist die wirtschaftlich [2][schwierige Situation bei der
       Thyssen-Krupp AG] und ihrer Tochter Thyssen-Krupp Steel Europe, die sich
       auch darin äußert, dass der Aktienkurs von Thyssen-Krupp sich seit
       Jahresbeginn halbiert hat. Die Lage habe sich „stark zugespitzt“, heißt es
       aus dem Bundeswirtschaftsministerium (BMWK); es müssten nun „alle
       Beteiligten daran arbeiten, das Unternehmen schnell wieder in ruhiges und
       stabiles Fahrwasser zu führen“.
       
       Würde das Vorzeigeprojekt abgebrochen, wäre das vor allem für
       Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bitter. Der war im Juli
       vergangenen Jahres eigens nach Duisburg gereist, um der Firma [3][einen
       Förderbescheid in Höhe von 2 Milliarden Euro] zu überreichen. Mit dieser
       „substanziellen Förderung“ könne Thyssen-Krupp ein „Leuchtturmprojekt
       umsetzen und einen entscheidenden Schritt auf dem Transformationsweg zu
       grünem Stahl gehen“, sagte der Minister damals. Dies sei „ein guter Tag für
       das Klima, die grüne Industrie in Deutschland, für den Standort Duisburg,
       für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“.
       
       Substanziell ist die zugesagte Fördersumme in der Tat: Bei
       Eigeninvestitionen, die Thyssen-Krupp mit „knapp einer Milliarde Euro“
       angibt, bedeuten 1,4 Milliarden vom Bund und 600 Millionen vom Land NRW
       eine Förderung in Höhe von zwei Dritteln der Projektkosten. Rund ein
       Viertel der Fördersumme soll bereits geflossen sein. Es seien
       „substanzielle Schritte bereits umgesetzt“, so das BMWK.
       
       ## Größtes Dekarbonisierungsprojekt
       
       Gleichwohl untersucht das Unternehmen derzeit den Stopp des Projekts, als
       eine Option. Man prüfe „fortlaufend technologie- und ergebnisoffen, was die
       besten und wirtschaftlich tragfähigsten Lösungen unter den jeweils
       gegebenen Rahmenbedingungen sind, um den Stahlbereich von Thyssen-Krupp
       langfristig klimaneutral aufzustellen“, sagte das Unternehmen der
       Nachrichtenagentur Reuters. Offiziell geht das BMWK allerdings bislang noch
       davon aus, dass das Projekt, das Habeck einst als „das größte
       Dekarbonisierungsprojekt in Deutschland“ bezeichnete, fortgesetzt wird.
       
       Konkret geht es um eine „wasserstofffähige Direktreduktionsanlage“ mit dem
       Projektnamen „tkH2steel“. In dieser wird Eisenoxid statt mit Kohle mit
       Wasserstoff zu Eisen reduziert. „Das innovative Konzept ermöglicht die
       Beibehaltung aller nachfolgenden Prozessschritte ab dem Stahlwerk und
       gewährleistet damit auch für CO2-reduzierten Stahl eine gleichbleibend hohe
       Produktqualität“, erklärte der Konzern zum Projektstart. Die Kunden
       erhielten damit weiterhin das „komplette, hochwertige Produktportfolio in
       der gewohnten Premiumqualität“. Die jährliche Kapazität wurde mit 2,5
       Millionen Tonnen Eisen angegeben.
       
       Die offiziell noch geltenden Pläne sehen vor, dass die Anlage Ende 2026 in
       Betrieb geht und ab 2027 stufenweise auf grünen Wasserstoff umgestellt
       wird. Im Jahr 2029 soll sie mit rund 143.000 Tonnen Wasserstoff pro Jahr
       betrieben werden. Um diese Wasserstoffmenge mittels Elektrolyse zu
       erzeugen, sind rund sieben bis acht Milliarden Kilowattstunden Strom nötig
       – etwa anderthalb Prozent der gesamten Strommenge, die in Deutschland
       jährlich erzeugt wird.
       
       7 Oct 2024
       
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   DIR Bernward Janzing
       
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