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       # taz.de -- Erinnerung an ermordete Sinti und Roma: Protest gegen Baupläne am Mahnmal
       
       > Für eine Bahnstrecke soll das Mahnmal für die im NS ermordeten
       > Sinti*zze und Rom*nja in Berlin beschädigt werden. Verbände rufen für
       > Samstag zur Demo auf.
       
   IMG Bild: Kundgebung von Sinti- und Romainitiativen gegen die Pläne der Bahn am 13. Juni 2020
       
       Berlin taz | Verbände rufen auf, gegen die drohende Beschädigung des
       Mahnmals für die von Nazi-Deutschland ermordeten Sinti*zze und Rom*nja
       unweit des Brandenburger Tors zu protestieren. Neben dem Mahnmal soll
       [1][eine S-Bahn-Strecke in Richtung Hauptbahnhof] entstehen. Ab 18 Uhr
       findet am Samstag deshalb eine Kundgebung am Potsdamer Platz statt. Aber
       nicht alle Organisationen aus der Community unterstützen den Aufruf.
       
       Der Gedenkort wurde 2012 errichtet und erinnert an den Völkermord an bis zu
       500.000 Sinti*zze und Rom*nja durch das nationalsozialistische
       Deutschland während des Zweiten Weltkriegs. Er liegt auf einem Gelände
       zwischen Brandenburger Tor und Reichstag. Darunter soll nun aber eine neue
       S-Bahn-Strecke in Richtung des nahegelegenen Hauptbahnhofs entstehen.
       
       Dafür ist geplant, einige [2][Bäume auf dem Gelände des Mahnmals zu
       fällen], außerdem dürfte Baustellenlärm und später der Lärm der Züge die
       Ruhe am Gedenkort stören. Ursprünglich sahen die Baupläne sogar vor, das
       Mahnmal komplett ab und später wieder aufzubauen. Dies konnten Sinti*zze
       und Rom*nja-Verbände in Verhandlungen jedoch abwenden.
       
       Dass es ausgerechnet ein Bahnprojekt ist, für das die Gedenkstätte teils
       weichen soll, sorgt für zusätzliche Irritation, war es doch die deutsche
       Eisenbahn, mit der die Nazis viele ihrer Opfer in die Vernichtungslager in
       Osteuropa deportierten.
       
       ## Unterschiedliche Meinungen bei den Verbänden
       
       Nicht alle Sinti*zze und Rom*ja-Verbände sind der Meinung, dass die
       geplanten Eingriffe in das Mahnmal-Gelände so dramatisch sind, dass sich
       der Protest lohnt. Der Zentralrat der Sinti und Roma etwa hält die mit der
       Bahn und der Stadt Berlin gefundene Lösung für tragbar. Dessen Vorsitzender
       sagte nun der taz: „Die deutschen Sinti und Roma sind Teil der Gesellschaft
       unseres Landes und wenden sich nicht gegen ein Infrastrukturprojekt, dass
       für alle Berlinerinnen und Berliner eine Notwendigkeit ist.“ Es sei aber
       wichtig, dass Berliner Senat und Bahn dafür sorgen, „dass das Denkmal
       während des gesamten Bauprozesses zugänglich und in seiner Würde geschützt
       bleibt.“
       
       Die Bundesvereinigung der Sinti und Roma unterstützt die Kundgebung
       dagegen. Deren Generalsekretär Romeo Franz sagt der taz: „Die Ignoranz der
       Bundesbahn und der Stadt Berlin ist nicht mehr ertragbar.“ Man wolle
       deshalb „alle rechtlichen Mittel ausschöpfen, um unser Mahnmal zu
       schützen.“
       
       Dass der Zentralrat dies anders sieht, nennt Franz „traurig“ und sagt: „Es
       geht hier um einen Ort, an dem ich den Ermordeten gedenken kann, die kein
       Grab haben“. Dass bald S-Bahn Züge nur einen knappen Meter unter dem
       Mahnmal vorbeirauschen sollen, empfinde er als „Zerstörung“ des Orts.
       
       Der Bundesromaverband wiederum beklagt nicht nur die Pläne an sich, sondern
       betont auch, dass nicht-deutsche Roma bei den Verhandlungen um die
       Eingriffe in das Mahnmal ausgeschlossen blieben. „In die Gespräche von Bahn
       und Politik um das Denkmal werden lediglich einzelne Repräsentanten der
       nationalen Minderheit deutscher Sinti und Roma einbezogen, während die
       europäischen Roma ausgeschlossen bleiben.“ Dabei seien letztere inzwischen
       in Deutschland in der Mehrzahl.
       
       Aktualisiert und ergänzt am 28.09.2024 um 909:45 Uhr. d. R.
       
       27 Sep 2024
       
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