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       # taz.de -- Saisonstart der NHL: Dem Geld hinterher
       
       > Die neue NHL-Saison ist angelaufen. Neben sportlicher Leistung
       > interessiert die Funktionäre und TV-Rechteinhaber vor allem eines: mehr
       > Umsatz.
       
   IMG Bild: Selbst NHL-Star Leon Draisaitl verdient ab dieser Saison „nur“ 14,5 Millionen Dollar pro Jahr
       
       Follow the money“ hieß es 1976 im Film „Die Unbestechlichen“, der die
       Aufklärung der Watergate-Affäre nachzeichnet. Um sich den Status der
       National Hockey League (NHL) im nordamerikanischen Sport zu verdeutlichen,
       ist dem Geld zu folgen auch heute noch ein guter Rat. Während Basketballer
       Franz Wagner bei Orlando Magic zukünftig fast 45 Millionen Dollar pro
       Saison erhält, bekommt sein Eishockey-Kollege Leon Draisaitl ab der Saison
       2025/2026 14,5 Millionen Dollar pro Jahr. Nun ist der gebürtige Kölner
       Draisaitl nicht irgendwer in der Liga, sondern wird dann der
       bestverdienende Spieler der gesamten NHL sein.
       
       Es wird zwar für gebeutelte Stars mit achtstelligen Jahresgehältern keine
       Sammlung nötig sein, aber diese Summen machen klar, wie groß der
       Aufholbedarf für NHL-Commissioner Gary Bettman ist. Mit 6,8 Milliarden lag
       der Gesamtumsatz der Liga nur etwas über der Hälfte der Konkurrenz von
       Basketball und Baseball, die Gelddruckmaschine NFL konnte sogar fast das
       Dreifache an Erlösen vermelden.
       
       Während bei einer Hallenauslastung von 97 Prozent die Einnahmen aus Tickets
       und aus teilweisen absurden Preisen um den Spieltag herum (so kostet
       beispielsweise bei den New York Islanders das Parken 40 Dollar) nahe an der
       Decke sind, hat man mit den TV-Rechten eine große Schraube, an der man
       glaubt noch drehen zu können.
       
       Dazu hat man sich zu dieser Saison mit Amazon Prime einen großen Partner an
       Bord geholt. Jeden Montag wird nun ein Spiel in Kanada landesweit exklusiv
       auf der Streaming-Plattform zu sehen sein. Hinzu kommt mit „Coast to coast“
       ein donnerstägliches Format, das ähnlich der NFL Redzone eine Konferenz
       bieten soll.
       
       ## „Follow the money“
       
       Einher geht die Kooperation mit einer weiteren der mittlerweile kaum mehr
       überschaubaren Dokumentationen, die alle an den Erfolg anknüpfen wollen,
       den die Formel 1 mit „Drive to survive“ hatte. „Faceoff – Inside the NHL“
       gibt es weltweit zu sehen und hat merkbar die Aufgabe, die Stars der Liga
       sichtbar und interessant zu machen. Gelungen ist die Dokumentation nur in
       den seltenen Momenten, in denen den Zuschauer*innen der Blick in die
       Kabine gewährt wird.
       
       Amazon kommt der NHL aber nicht nur zupass, um das Spiel weltweit
       prominenter zu machen, sondern um Druck auf die bald anstehenden
       Verhandlungen um die TV-Rechte auf dem kanadischen Markt ausüben zu können.
       Zwar ist Eishockey dort mit großem Abstand die Sportart Nummer eins,
       trotzdem ist immer wieder zu hören, dass der aktuelle Rechteinhaber Rogers
       mit dem 12-Jahres-Vertrag über insgesamt 5 Milliarden Dollar ein kräftiges
       Minusgeschäft machen soll.
       
       Haupttreiber hierfür ist der Sport. Seit 1993 hat kein kanadisches Team
       mehr den Cup gewonnen und seit 2012 standen nur noch zwei Mannschaften aus
       dem Mutterland des Eishockeys im Stanley-Cup-Finale. [1][Draisaitls
       Edmonton Oilers waren dabei im Juni dieses Jahres nahe dran, den Bann zu
       brechen,] kämpften sich nach einem 0:3 mit drei Siegen in Folge zurück,
       mussten sich dann aber im alles entscheidenden siebten Spiel den Florida
       Panthers geschlagen geben.
       
       Zudem gibt die Liga deutlich zu verstehen, dass ihre Prioritäten wegen der
       höheren Erlösmöglichkeiten klar in den USA liegen. Als während der letzten
       Saison klar wurde, dass die Arizona Coyotes umziehen, war früh absehbar,
       dass das Team nach Salt Lake City gehen wird, wo es nun vorerst unter dem
       Namen Utah Hockey Team spielt. Auch bei den letzten beiden Expansionen der
       NHL kamen mit [2][Las Vegas] und Seattle keine kanadischen Städte zum Zug.
       
       So müssen die kanadischen Fans in dieser Saison sportlich auf Edmonton oder
       die Toronto Maple Leafs hoffen, dass diese den Cup wieder „nach Hause“
       bringen. Vielleicht schafft es die NHL dann auch einmal, die
       Nordamerikasaison mit einem richtigen Eröffnungsspiel starten zu lassen und
       nicht mit einem Match zweier Außenseiter nachmittags unter der Woche, wie
       es letzten Dienstag bei St. Louis gegen Seattle der Fall war. „Follow the
       money“ eben.
       
       15 Oct 2024
       
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