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       # taz.de -- Tesla-Werk in Grünheide: Mehr Polizei im Wasserwald
       
       > Tesla erhält eine Teilgenehmigung für die Erweiterung seiner Fabrik in
       > Brandenburg. Aktivist:innen sind besorgt – und wollen weiter
       > protestieren.
       
   IMG Bild: Leider erfolglos: Die Protestaktionen in Grünheide gegen den Ausbau von Tesla Fabrik im Mai 2024
       
       Grünheide taz | Noch kann man den Wald in der Nähe des Bahnhofs
       Fangschleuse in Grünheide in Brandenburg ohne Polizeikontrolle betreten.
       Allerdings bewachen nun neuerdings einige Polizist:innen den ehemaligen
       Eingang zum „Wasserwald“, dem Baumhausdorf im Waldstück südlich des
       Teslawerks. Aktivist:innen halten den Teil besetzt, um ihn vor dem
       Ausbau der Fabrik zu schützen.
       
       Erst am Dienstag hatte das Landesumweltamt Brandenburg Tesla [1][eine erste
       Genehmigung] erteilt, die das US-Unternehmen benötigt, um sein E-Auto-Werk
       zu erweitern. Dabei handelt es sich aktuell nur um eine Erweiterung bereits
       errichteter Anlagen. Zunächst müsste kein weiterer Wald gerodet werden.
       Tesla erfragte eine Genehmigung in insgesamt drei Teilen.
       
       Die stärkere Polizeipräsenz könnte mit zwei Aktionen von Aktivist:innen
       zusammenhängen, die jeweils Polizeieinsätze nach sich zogen. Letzten
       Mittwoch hatten [2][Menschen einen Bagger besetzt], der sich in einer
       gerodeten Schneise nahe dem Baumhausdorf befand. Diese Schneise soll einmal
       Platz schaffen für eine Bahnverbindung für den Gütertransport vom und zum
       Teslawerk. Am Montagmorgen war dann auf der Schneise ein sogenannter
       Monopod aufgestellt worden – ein einzelner Baumstamm, der senkrecht in den
       Boden gesetzt wird und auf dem oben jemand sitzt. Zu der letzten Aktion
       bekannten sich die Aktivist:innen aus dem Wasserwald.
       
       Anfang August noch hatte der Elektroautohersteller Tesla mitgeteilt, dass
       die Ausbaupläne vorübergehend hinten angestellt werden sollten. Der Grund:
       die unsichere Lage des E-Auto-Marktes. Man wolle warten, bis die Nachfrage
       wieder ansteigt. Komplett vom Tisch sollte die Erweiterung allerdings nicht
       sein. Mit dem geplanten Ausbau des Werkes will das Unternehmen die
       Produktionskapazitäten seiner „Gigafactory“ von aktuell 500.000 möglichen
       Produktionseinheiten jährlich auf eine Million verdoppeln.
       
       ## IG Metall ist für die Tesla-Erweiterung
       
       Die ansässige Gewerkschaft IG Metall begrüßt dies weiterhin. Die
       Genehmigung des ersten Teils der Werkserweiterung wollte Sprecher Markus
       Sievers zwar nicht konkret kommentieren, er betonte aber, dass die IG
       Metall aufgrund der Arbeitsplätze bei Tesla den Ausbau des Werkes
       grundsätzlich unterstütze. Von guten Arbeitsbedingungen sei man bei Tesla
       allerdings noch weit entfernt. Zu einer hohen Arbeitsbelastung und
       fehlenden Tarifverträgen kommen seit Werkseröffnung regelmäßige Nachrichten
       von Arbeitsunfällen.
       
       Eine Erweiterung des Werkes könnte auch weitere Belastungen für die Umwelt
       bedeuten. Seit Eröffnung des Werkes hatte Tesla mit seinem Abwasser immer
       wieder Schadstoffgrenzwerte überschritten. Vergangenen Mittwoch sollte die
       Verbandsversammlung des Wasserverbandes Strausberg-Erkner (WSE), zu dem
       auch die Gemeinde Grünheide gehört, eine Entscheidung treffen: Sollte der
       Wasservertrag des WSE mit Tesla dahingehend geändert werden, dass dem
       Unternehmen eine niedrigere Wassermenge, aber angehobene Grenzwerte bei den
       Schadstoffen zugestanden werden?
       
       Letztendlich vertagte die Verbandsversammlung die Entscheidung auf den 4.
       Dezember diesen Jahres, mit der Begründung, dass der neue Vertragsentwurf
       mit Tesla noch einmal eingehender rechtlich geprüft werden müsse.
       
       ## Bürger:inneninitiative Grünheide ist weiter aktiv
       
       Zu den Konstanten in Grünheide gehört aber immer noch der Waldspaziergang
       der Bürger:inneninitiative Grünheide. Jeden Sonntag besuchen sie den
       Wald, der in der Theorie noch immer weiter gerodet werden könnte. Schon vor
       dem Bau der Teslafabrik war das [3][Wasser dabei ein Streitthema]. Denn die
       Fabrik liegt nicht nur auf einem Wasserschutzgebiet, sondern wurde auch in
       einer Region in Deutschland angesiedelt, die besonders unter der Dürre der
       letzten Jahre gelitten hat. Der WSE begrenzt schon jetzt die Menge, die
       Neukund:innen des Verbandes am Tag verbrauchen dürfen, auf 105 Liter.
       Für alle bestehenden Kund:innen kommt diese Deckelung mit Beginn des
       nächsten Jahres.
       
       Eigentlich sollte ja die [4][Erweiterung auf Eis gelegt werden], sagt Manu
       Hoyer, Sprecherin der Bürger:inneninitiative. „Tesla lügt die Bevölkerung
       an“, so Hoyer. Sie habe die Befürchtung, dass die Erweiterung auf Kosten
       der Umwelt und der lokalen Bevölkerung durchgesetzt werden soll. „Einen
       Güterbahnhof in einem Trinkwasserschutzgebiet zu bauen ist ein Verbrechen“,
       sagt sie. Ein Großteil der Grünheider:innen hatte sich außerdem in
       einer Befragung im März gegen die Erweiterung ausgesprochen. Die
       Gemeindevertreter:innen haben sich also gegen die Menschen in
       Grünheide gestellt, als sie den Bebauungsplan dennoch bewilligten.
       
       Die Aktivist:innen sorgen sich um eine Kriminalisierung ihres
       Protestes. Das Baumhausdorf mitten im Wald ist eine unbefristete legale
       Versammlung. Das heißt für die Aktivist:innen gerade auch, dass die
       Baumhäuser winterfest gemacht werden müssen. Die Aktivist:innen Red und
       Clara haben zum Beispiel vor, den Winter auf jeden Fall im Wald zu
       verbringen.
       
       17 Oct 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://mluk.brandenburg.de/mluk/de/aktuelles/presseinformationen/detail/~15-10-2024-landesamt-fuer-umwelt-erteilt-1-teilgenehmigung-fuer-die-erweiterung-der-automobilproduk
   DIR [2] /!6038573/
   DIR [3] /Tesla-Werkserweiterung-in-Gruenheide/!6011961
   DIR [4] /Gigafactory-in-Gruenheide/!6028558
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Annika Reiß
       
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