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       # taz.de -- Finale des America's Cup: Wieder im Rennen
       
       > Nachdem Titelverteidiger Neuseeland die ersten vier Segel-Wettfahrten
       > klar gewinnen konnte, holt das britische Boot zwei Siege und schöpft
       > Hoffnung.
       
   IMG Bild: Das britische Team auf dem Weg zur den ersten Siegen beim America's Cup vor Barcelona am Mittwoch
       
       Eine missratene Halse der Neuseeländer in der Vorstartphase zum fünften
       Rennen, bei der ihr Boot Taihoro von seinen Tragflächen ins Wasser kippt
       und jäh gebremst wird, brachte die Wende: Erstmals gewannen am Mittwoch die
       Briten, die bis dahin kein Rezept gegen die titelverteidigenden Kiwis
       hatten finden können. Die hatten bis dahin fehlerfreier gesegelt und
       schienen auch noch das etwas schnellere Boot zu haben.
       
       Doch brauchten die Neuseeländer bei dem leichten Wind und Dank Abwinden der
       Briten eine gefühlte Ewigkeit, um ihr rund sechs Tonnen schweres Boot
       wieder [1][auf die Foils] genannten Tragflächen zu bekommen. Erst dann kann
       das Boot vom Typ AC75 richtig beschleunigen. Die Briten zogen derweil
       davon, mussten ihr Boot nur sicher über die Bahn segeln und gingen
       schließlich mit einem Vorsprung von mehr als einem Kilometer durchs Ziel.
       
       Das war der Durchbruch: Denn den Sieg wiederholte das britische Team mit
       den Steuerleuten Ben Ainslie (47) und Dylan Fletscher (36) gleich im
       anschließenden sechsten Rennen. Da hatten sie am Start mehr Schwung im
       Schiff und arbeiteten sich zwischenzeitlich einen soliden Vorsprung heraus.
       Im Ziel lagen sie dann aber doch nur 7 Sekunden vor den oft attackierenden
       Neuseeländern mit den Steuerleuten Peter Burling (33) und Nathan Outteridge
       (38). „Uns ist im Vorstart ein kleiner Fehler unterlaufen,“ räumte Burling
       ein. Co-Skipper Outerridge sagte: „Wir haben nicht unsere beste Leistung
       abgeliefert.“
       
       Damit stand es nur noch 4:2 für Neuseeland, womit die Spannung in die
       bisher von der Kiwis dominierte [2][Regatta vor Barcelona] zurückkehrte.
       Denn die Briten können am Freitag, dem nächsten Segeltag, sogar
       ausgleichen. Der erleichterte Ainslie, der erfolgreichste Olympiasegler
       aller Zeiten, hatte schon am Mittwoch verkündet: „Das Comeback läuft.“ Sein
       Team Britannia hatte den Ruhetag am Dienstag erfolgreich für
       Modifizierungen am Boot und ein weiteres Training genutzt.
       
       ## Vergeblicher Protest
       
       Ainslie war sehr frustriert gewesen, dass sein Team am Sonntag vom
       Schiedsrichter eine umstrittene Strafe kassiert hatte, weil es vor dem
       Start den mit Wegerecht segelnden Neuseeländern nicht rechtzeitig
       ausgewichen war. Die Briten hatten selbst gegen Neuseeland protestiert,
       aber der Schiedrichter sah es anders.
       
       Am Donnerstag war Ruhetag, für Freitag sind die nächsten beiden Rennen
       angesagt. Da für den Gewinn des America’s Cup, um den seit 173 Jahren
       gekämpft wird und der als älteste Sporttrophäe der Welt gilt, sieben Siege
       nötig sind, wird das Finale frühestens am Samstag entschieden.
       
       Die Briten, die sich im Halbfinale gegen das italienische Team Luna Rossa
       mit 7:4 durchgesetzt und permanent gesteigert hatten, sind jetzt erstmals
       seit 60 Jahren wieder im Finale. Sie haben den aus ihrem Land stammenden
       Pokal, der als „bodenlose Kanne“ verspottet wird, überhaupt noch nie
       gewonnen. Ein Sieg wäre deshalb eine Sensation, wenn nicht gar eine
       nationale Genugtuung.
       
       Die Neuseeländer haben dagegen zwar schon 2017 [3][und 2021 gewonnen.] Aber
       in der Geschichte des America’s Cup ist einem Titelverteidiger noch nie ein
       dritter Sieg in Folge gelungen. Deshalb wäre auch dies ein besonderer
       Erfolg. Doch dafür müssen die Neuseeländer beweisen, dass ihre Niederlage
       von San Francisco 2013 bei ihnen kein Trauma hinterlassen hat. Damals
       hatten sie gegen das US-Team mit Ainslie an Bord noch mit 8:9 verloren,
       nachdem sie vorher scheinbar uneinholbar mit 8:1 geführt hatten. Zu
       Ainslies Ruf gehört, ausweglos erscheinende Situationen noch in Siege
       verwandeln zu können.
       
       17 Oct 2024
       
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       ## AUTOREN
       
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