URI: 
       # taz.de -- Anarchie bei Banküberweisungen: Läuft es blöd, ist das Geld weg
       
       > Eine neue EU-Richtlinie soll Banken dazu verpflichten, bei Überweisungen
       > eine Namensprüfung zu machen. Aber wann ist falsch auch tatsächlich
       > falsch?
       
   IMG Bild: Ist der Name falsch geschrieben, kommt der Brief vielleicht nicht an
       
       Schon wieder. Auf der Briefkastenreihe im Hauseingang steht ein Brief.
       Adresse stimmt – aber der Name hat nichts mit einem oder einer der
       Mieter:innen zu tun. Alle paar Wochen passiert das und aus den
       Schilderungen von Freund:innen weiß ich: Auch in anderen
       Mehrfamilienhäusern ist so etwas durchaus üblich. Warum? Mal ist der
       Betreffende weggezogen, mal stimmt die Adresse nicht und ja, es gibt auch
       Betrugsmaschen, bei denen es sich Kriminelle zunutze machen, dass [1][die
       Postbot:innen] in Großstädten eben nicht wissen, wer in dem Haus
       eigentlich wohnt.
       
       Leider haben die briefaustragenden Firmen ihren mitunter lockeren Umgang
       mit Empfängerdaten nicht exklusiv. Wer das ähnlich handhabt: Banken. Nicht
       bei Briefen. Sondern bei den üblichen Sepa-Überweisungen, also denen, die
       Bankkund:innen alltäglich so machen. Dort kommt es ausschließlich auf
       die IBAN an. Ist die richtig, stimmen also die Ziffern mit der darin
       codierten Prüfsumme überein, wird die Überweisung ausgeführt. Egal, ob man
       Taylor Swift oder Olaf Scholz im Namensfeld eingibt. Oder den Namen der
       Empfängerin.
       
       [2][Der EU] war das zu viel Anarchie beim Banking. Die neue
       Zahlungsdiensterichtlinie soll die Banken dazu verpflichten, bei der
       Überweisung auch eine Namensprüfung zu machen. Einfach? Kompliziert!
       
       Denn was muss man nicht alles dabei bedenken als Bank. Vor allem: Wann ist
       falsch tatsächlich falsch? Klingt philosophisch, ist aber ein ganz reales
       Problem: Mueller statt Müller – falsch oder durchgehen lassen? Sofía
       Vázquez Blanco, bei der der im Spanischen übliche zweite Nachname vergessen
       wurde – geht oder nicht? Und was ist bei Unternehmen? Wenn bei der
       Überweisung an die „Kapitalismus GmbH & Co KG“ nur „Kapitalismus“ im
       Empfängerfeld steht – Geld raus, oder nicht? Überhaupt Namen, egal ob von
       Firmen oder von Menschen, mit Sonderzeichen, die in der Sprache des
       Absendenden nicht vorkommen – wie viel Abweichung darf es da sein?
       
       ## Zack, ist das Geld weg
       
       Denn die Banken dürfen natürlich nicht einfach den richtigen Namen
       einblenden. Sonst könnte man sich für beliebige IBANs einfach die
       Kontoinhaber:innen herbei probieren. Andererseits darf [3][das
       Onlinebanking] auch nicht zu viele Fehlermeldungen produzieren, denn wir
       wissen ja, wie das ist: Jede Fehlermeldung senkt die Zufriedenheit der
       Nutzenden mit dem Dienst und lässt sie abstumpfen. Ach, Warnung, dass der
       Name nicht zur IBAN passt? Egal, Überweisung trotzdem abschicken. Und zack,
       ist das Geld weg. Im schlechtesten Fall bei jemand Falschem und die Bank
       kann sich rausreden: Sie hatte ja auf einen Fehler hingewiesen.
       
       Neulich bekam ich einen Anruf: Ein Brief an mich sei zurückgekommen. Ob die
       Adresse stimme? Straße, Hausnummer, Postleitzahl – alles abgeglichen, alles
       richtig, großes Rätselraten, Zweifel an der Post. Bis sich schließlich
       zeigte: Im Nachnamen fehlte ein Buchstabe. Bestimmt hatte die Zustellerin
       auf der Suche nach einer beruhigenden Einschlaflektüre einen Blick in die
       neue Zahlungsdiensterichtlinie geworfen.
       
       4 Oct 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Reform-des-Postgesetzes/!6013634
   DIR [2] /Europaeische-Union/!t5013441
   DIR [3] /Onlinebanking/!t5625597
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Svenja Bergt
       
       ## TAGS
       
   DIR Europäische Union
   DIR Banken
   DIR Namen
   DIR Kolumne Digitalozän
   DIR Kolumne Digitalozän
   DIR Kolumne Digitalozän
   DIR Konsum
   DIR Kolumne Digitalozän
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Nutri-Score und Tierwohl-Label: Verloren im Label-Dschungel
       
       Ist der Käse nun von glücklichen Kühen, oder nicht? Labels, die im
       Supermarkt für Orientierung sorgen sollen, haben mitunter den gegenteiligen
       Effekt.
       
   DIR Technische Entdeckungen im Urlaub: Und sie piept doch
       
       Unsere Autorin lernt in Ferienwohnungen gerne neue Elektrogeräte kennen.
       Allerdings gab es da auch schon böse Überraschungen.
       
   DIR Trends bei Lebensmitteln und Technik: Katzenfutter mit KI
       
       Ohne Farbstoffe, ohne Zuckerzusatz, glutenfrei. Bei Lebensmitteln ist es
       längst normal, auf das hinzuweisen, was nicht drin ist. Und bei Technik?
       
   DIR Leben zwischen KI und Supermarktregal: Wenn Kaffee zu Albträumen führt
       
       Supermarkt oder Internet? Das kann beim Einkaufen zur existenziellen Frage
       werden. Und zu einer, die sich manchmal nur mit Kaffee durchstehen lässt.