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       # taz.de -- E-Autos aus China: EU-Staaten stimmen für Strafzölle
       
       > Die EU-Länder haben sich für Strafzölle auf chinesische E-Autos
       > ausgesprochen. Deutschland war dagegen und die Autoindustrie befürchtet
       > Konsequenzen.
       
   IMG Bild: Der Autofrachter „BYD Explorer No.1“ bringt Neuwagen aus China nach Bremerhaven
       
       Brüssel taz | Die EU-Staaten haben den Weg für Strafzölle auf Elektroautos
       aus China frei gemacht. Deutschland hatte sich wiederholt gegen solche
       Zölle ausgesprochen, konnte sich bei der entscheidenden Abstimmung am
       Freitag in Brüssel mit seinem Nein aber nicht durchsetzen. Allerdings gab
       es auch keine klare Mehrheit zugunsten der umstrittenen Zölle. Die
       EU-Kommission hat die 27 Mitgliedstaaten gespalten, zeigt sich aber dennoch
       unbeirrt.
       
       Man habe die nötige Unterstützung, um die „Ausgleichszölle“ – so die
       offizielle Sprachregelung – zu verhängen, erklärte die Brüsseler Behörde.
       Sie will auf E-Autos made in China künftig Preisaufschläge von bis zu 35
       Prozent verhängen. Ziel der EU ist, die Subventionen auszugleichen, die
       China an die eigenen Hersteller zahlt. Die Subventionen bedeuten einen
       Wettbewerbsvorteil für die chinesischen Hersteller und stellen die
       europäische Autoindustrie vor Probleme.
       
       Die Regierung in Peking hat mit Vergeltung gedroht und eine Untersuchung zu
       europäischen Milchprodukten eingeleitet. [1][Am Ende könnte auch China
       Strafzölle verhängen], Experten warnen vor einem Handelskrieg.
       
       Der Abstimmung in Brüssel war ein heftiges Tauziehen zwischen den
       EU-Ländern vorausgegangen. Deutschland versuchte bis zur letzten Minute,
       möglichst viele Länder auf seine Seite zu ziehen und die Strafzölle doch
       noch zu stoppen. Zuvor soll es auch Krach in Berlin gegeben haben, weil
       Bundeskanzler Olaf Scholz und Außenministerin Annalena Baerbock nicht auf
       einer Linie lagen.
       
       ## VDA warnt vor negativen Auswirkungen
       
       Am Ende stimmte Deutschland mit „Nein“ – genau wie Ungarn und drei weitere
       EU-Staaten. Das reichte aber nicht, um die Entscheidung zu blockieren.
       Allerdings gibt es auch keine klare Mehrheit für Strafzölle. Zehn Staaten –
       darunter Frankreich und Italien – stimmten zwar dafür, doch die meisten
       (zwölf) enthielten sich. Der Vorschlag der EU-Kommission hat offenbar nicht
       wirklich überzeugt.
       
       Entsprechend widersprüchlich fallen die Reaktionen aus. Der Verband der
       Automobilindustrie [2][VDA warnt vor negativen Auswirkungen]. Dies sei „ein
       weiterer Schritt weg von globaler Zusammenarbeit“, sagte VDA-Präsidentin
       Hildegard Müller.
       
       Der potenzielle Schaden sei höher als der mögliche Nutzen. Es gehe nun
       darum, [3][Verhandlungen mit China] zu führen, um die Zölle doch noch
       abzuwenden. Die Autohersteller befürchten Vergeltungsmaßnahmen aus China.
       Möglicherweise könnte dadurch der chinesische Absatzmarkt – [4][der gerade
       für die deutschen Autobauer wichtig ist] – einbrechen.
       
       Das letzte Wort sei noch nicht gesprochen, sagte der Chef des
       Handelsausschusses im Europaparlament, Bernd Lange (SPD). Es bleibe noch
       Zeit, eine Lösung vor der Einführung der Ausgleichszölle zu finden. Diese
       Lösung sollte mit den WTO-Regeln vereinbar sein und für Fairness sorgen.
       [5][Ähnlich hatte sich Lange bereits in einem Interview der taz geäußert].
       Bis zum 30. Oktober sei noch Zeit.
       
       Zufrieden mit der Entscheidung zeigte sich dagegen die Grünen-Politikerin
       Anna Cavazzini. „Die Bestätigung der Ausgleichszölle ist eine gute
       Nachricht für die Zukunft der europäischen Automobilindustrie“, erklärte
       die Chefin des Binnenmarkt-Ausschusses. „Dass sich der deutsche Kanzler vor
       den chinesischen Karren hat spannen lassen, ist enttäuschend“, fügte
       Cavazzini hinzu.
       
       In Brüssel richtet man sich jetzt auf weitere Gespräche mit Peking ein. Die
       geplanten Zölle seien kein Selbstzweck, erklärte ein Sprecher der
       EU-Kommission. [6][Vielmehr gehe es darum, auf Augenhöhe mit China zu
       verhandeln], um die „unfairen“ Subventionen zu beseitigen. Zu den
       Aussichten auf eine mögliche Einigung in letzter Minute wollte er sich
       nicht äußern.
       
       4 Oct 2024
       
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