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       # taz.de -- 10 Jahre Alarm Phone: Notrufe von über 8.000 Booten
       
       > Die Hotline Alarm Phone nimmt seit einem Jahrzehnt Anrufe von
       > Geflüchteten-Booten entgegen. Nun feiert sie Jubiläum und zieht Bilanz.
       
   IMG Bild: Alarm Phone: Die Initiative hat Notrufe von über 8.000 Booten mit über 200.000 Insassen entgegengenommen
       
       10 Jahre ist es an diesem Dienstag her, dass Aktivist:innen aus Europa
       und Nordafrika das [1][Alarm Phone] aus der Taufe hoben: Eine Notrufhotline
       für Migrant:innen und Flüchtlinge in Seenot, 24 Stunden besetzt,
       mehrsprachig, von Ehrenamtlichen getragen. Sie wollten praktisch gegen
       etwas vorgehen, was der Öffentlichkeit damals kaum bekannt war, aber zu
       jener Zeit schon Tausende Menschen das Leben gekostet hatte.
       
       „Left to die“ – so hatten Aktivist:innen in jener Zeit die Praxis der
       Behörden markiert, Flüchtlingsboote in Seenot sich selbst zu überlassen –
       mit tödlichen Folgen, „Wir wollen sofort bei den Rettungsdiensten Druck
       machen“, sagte damals Hagen Kopp, einer der Gründer:innen des Alarm
       Phones. „Viele Opfer wären vermeidbar, wenn die Küstenwachen nicht immer
       wieder untätig bleiben würden.“
       
       Die Initiative hat seither Notrufe von über 8.000 Booten mit über 200.000
       Insassen entgegengenommen. Sie dokumentiert in Echtzeit auf ihren
       Social-Media-Kanälen Notfälle, macht auf unterlassene Hilfeleistung
       aufmerksam, drängt darauf, dass Rettungsmaßnahmen eingeleitet werden. Seit
       2015 dürfte dies vielen Tausend Menschen das Leben gerettet haben.
       
       In Acht-Stunden-Schichten beantworten Freiwillige aus Marokko und Tunesien,
       in Großbritannien, Frankreich, Deutschland, der Schweiz, Italien oder
       Spanien die Anrufe. Möglich ist das nur, weil die Menschen auf den Booten
       oft ein Satellitentelefon an Bord haben. Die Arbeit ist für die
       Freiwilligen extrem belastend. Oft haben sie es am Telefon mit Menschen zu
       tun, die ihre vollbesetzten Boote buchstäblich mit Wasser volllaufen sehen.
       
       ## Oft kommt Hilfe zu spät
       
       [2][Und oft genug kommt Hilfe nicht oder zu spä]t. 1.492 Menschen etwa sind
       bisher allein in diesem Jahr im Mittelmeer gestorben, rund 7 im Schnitt an
       jedem Tag.
       
       [3][Die UN-Migrationsorganisation IOM zählt diese Toten] seit 2014. Doch
       ohne das zivilgesellschaftliche Alarm-Phone wüsste man von vielen Unglücken
       weniger oder nichts. Viele der dramatischen Entwicklungen in dem Bereich
       wären unbenannt geblieben, Verantwortlichen umso weniger zur Rechenschaft
       zu ziehen.
       
       Eine Art Spin-off gibt es seit einigen Jahren in der Sahara, wo heute nach
       UN-Schätzungen mehr Menschen auf dem Weg nach Europa ums Leben kommen als
       im Mittelmeer. Und so versichert das Netzwerk weiterzumachen, weil
       „Solidarität die einzige Form der Menschlichkeit in dieser brutalen Welt
       ist“, wie es in ihrer Dokumentation zum zehnjährigen Bestehen heißt.
       
       7 Oct 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Fluechtlingsrettung-per-Telefon/!5512369
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       ## AUTOREN
       
   DIR Christian Jakob
       
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