# taz.de -- Wikinger auf Arte: Ins Chaos des Nordens
> Die Serie „Die Mythen der Wikinger“ liefert beruhigende Bilder zu absolut
> wilden Geschichten. Vor allem Loki macht immer wieder verwunderliche
> Sachen.
IMG Bild: Mythen, Mystik, Meer – da wird's wikingisch!
Seit neun Tagen hängt Odin in einem Baum, blutend, durstig und hungrig. Um
ihn herum peitscht der Wind. [1][Der höchste aller Wikingergötter, der
Vater aller Dinge,] hat sich selbst hier festgebunden. Vor einigen Tagen
hat er sich außerdem eines seiner Augen aus dem Kopf geschnitten und in die
Quelle der Weisheit geworfen. Denn er will Antworten: Was wird mir die
Zukunft bringen?
Ohne Umschweife beginnt der Erzähler so die erste Folge der zehnteiligen
Serie [2][„Die Mythen der Wikinger“ von Arte]. In jeweils 26 Minuten führt
seine Stimme durch die Abenteuer von Odin, Loki, Thor und vielen anderen
Sagengestalten.
Ihre Geschichten sind – das kann man nicht besser sagen – einfach absolut
wild. Neue Charaktere tauchen im Minutentakt auf: kolossale Seeschlangen,
Zwerge, die in der Gestalt eines Hechts erscheinen, Zauberer, die sich als
Otter verkleiden, oder Adler, die sich später als Riesen entpuppen.
Vor allem Loki, Gott der List, trifft immer wieder Entscheidungen, die
verwundern. In der ersten Folge schneidet er der Göttin Sif im Schlaf die
langen Haare ab. Damit hat er einen gewaltigen Streit an der Backe, denn
sie ist die Frau von Thor, dem göttlichen Muskelpaket mit dem gewaltigen
Hammer. Und weil das nicht sein einziger zweifelhafter Einfall ist,
versinkt die Götterwelt bald im Chaos.
## Beinahe meditativ
An jeder Windung der Handlung warten bei diesen Sagen Überraschungen,
deswegen ist konzentriertes Zuhören geboten. Untermalt werden die
Erzählungen von stimmungsvollen Illustrationen. Langsam wechseln sich auf
dem Bildschirm Ausschnitte aus Historiengemälden, [3][Kupferstichen] und
digitalen Animationen ab. Das wirkt beim Zuschauen beruhigend, beinahe
meditativ, wie aus einer Traumwelt.
[4][Eine Auseinandersetzung mit den Quellen] bietet die Serie aber nicht,
erklärt nicht, worauf die Nacherzählung der Mythen basiert. Enttäuscht sein
wird auch, wer eine historische Auseinandersetzung mit den Wikingern und
ihrer Lebensweise erwartet. Hier geht es um etwas anderes: Die
Ungläubigkeit ablegen, sich einem Märchen hingeben und fabelhaften
Geschichten von Heldenreisen lauschen.
19 Oct 2024
## LINKS
DIR [1] https://de.wikipedia.org/wiki/Odin
DIR [2] https://www.arte.tv/de/videos/113161-001-A/die-mythen-der-wikinger-1-10/
DIR [3] /Vergessene-Kuenstlerinnen/!5922424
DIR [4] https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/thor-odin-walhalla-die-edda-als-ursprung-germanischer-goettersagen
## AUTOREN
DIR Luisa Faust
## TAGS
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