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       # taz.de -- herzensort: Behagliche Scheinwelt
       
       Draußen ist es unwirtlich. Man latscht durch graue Industriegebiete und
       hört den Autobahnlärm. Aber bald schon steht er da, dieser
       überdimensionierte blaue Kasten mit den unverwechselbaren gelben
       Buchstaben. Es kann voll werden bei Ikea, besonders an Samstagen. Aber
       selbst wenn sich die Kunden schon auf der Rolltreppe drängen und Horden von
       Kindern darauf warten, endlich im Småland abgegeben zu werden, fühle ich
       mich wohl. Es ist behaglich, hell und warm. Seit vor fünfzig Jahren die
       erste deutsche Ikea-Filiale eröffnet hat, wurde das Möbelhaus für viele zum
       Sehnsuchtsort.
       
       Die Zeit scheint still zu stehen, während ich durch die Wohnzimmer laufe,
       in denen nie jemand gewohnt hat. So unecht wie die sorgfältig kuratierte
       Einrichtung ist auch die Einzigartigkeit, die sie vermittelt – als würde
       nicht jeder Zweite diese Kommode oder jene Vase besitzen. Mir ist das egal.
       Mein Zimmer besteht ausschließlich aus Ikea-Möbeln, und es werden immer
       mehr. Weil ich es liebe, in dieser riesigen Kaufhalle zu stöbern und den
       Einkaufswagen vollzupacken. Ein Gemüse-Hotdog noch, dann muss ich wieder
       gehen. Oder einfach noch mehr kaufen. Nico Preikschat
       
       19 Oct 2024
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Nico Preikschat
       
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