URI: 
       # taz.de -- Mietenpolitik: Die Mietpreisbremse ist wenig wert bis nutzlos
       
       > Zu hohe Hürden und zu viele Ausnahmen: Die Mietenbremse funktioniert
       > nicht. Die Bundesregierung weiß das alles und tut nichts dagegen.
       
   IMG Bild: Großdemo für bezahlbaren Wohnraum in Berlin im Juni 2024
       
       Dass die Mietpreisbremse bis Ende 2028 verlängert wird, ist [1][kein Grund
       zum Aufatmen]. In der Theorie verhindert die Bremse, dass Mieten bei Neu-
       und Wiedervermietungen exzessiv steigen können. In der Praxis funktioniert
       sie aber nicht richtig. Deshalb ist eine Verlängerung ohne Verbesserung nur
       wenig wert.
       
       Erstens: Die Hürden sind zu hoch. Mieter*innen, die unzulässige Mieten
       zahlen, müssen selbst aktiv werden und im Zweifel bereit sein, den oder die
       Vermieter*in zu verklagen. Eine Studie aus München, die mit Stichproben
       arbeitete, kam zum Ergebnis: [2][Über ein Viertel der Befragten] zahlten
       eine überteuerte Miete. Es bedarf also einer staatlichen Kontrolle.
       
       Doch es gibt keine Bemühungen, dies zu tun. SPD-Bundesbauministerin Klara
       Geywitz kommentierte das mal lapidar mit: Deutschland sei „kein
       Babysitter-Nanny-Staat“. Und weil es der Staat nicht macht, gibt es
       mittlerweile Unternehmen, die Geld damit verdienen, dass sie
       Mieter*innen unterstützen, ihr Recht – nämlich eine legale Miete –
       einzufordern.
       
       Zweitens: In der Mietpreisbremse stecken zu viele Ausnahmen. Sie gilt zum
       Beispiel nicht bei umfassenden Modernisierungen oder Neubauten.
       
       Bekannt ist auch – es reicht ein Blick in Immobilienportale –, dass die
       Mietpreisbremse [3][beim möblierten Wohnen] durch Intransparenz regelmäßig
       umgangen wird. Da der Möblierungsaufschlag gesetzlich nicht ausgewiesen
       werden muss, ist es für Mieter*innen noch schwieriger, die zulässige
       Miethöhe zu überprüfen.
       
       Bei Kurzzeitvermietungen gilt die Mietpreisbremse grundsätzlich nicht, und
       es gibt sogar eine vom Bundesjustizministerium beauftragte Studie, die
       nahelegt, dass Vermieter*innen [4][strategisch auf Kurzzeitvermietungen
       umgeschwenkt] sind. Die Bundesregierung weiß das alles und tut nichts
       dagegen – einfach, weil die Vorstellungen im Mietrecht zwischen SPD und
       Grünen einerseits und FDP andererseits zu weit auseinanderliegen.
       
       ## Regierungsinterne Spaltung
       
       Der [5][regierungsinterne Streit war so groß], dass zwischenzeitlich unklar
       war, ob die Mietpreisbremse überhaupt noch einmal verlängert wird. Deswegen
       ist es auch zweifelhaft, ob die anderen mietrechtlichen Vereinbarungen aus
       dem Koalitionsvertrag noch umgesetzt werden. Das betrifft zum Beispiel eine
       Maßnahme, die zu schnelle Mietsteigerungen in bestehenden Mietverhältnissen
       verhindern soll; oder [6][bessere Schonfristregelungen bei Kündigungen],
       mit denen ein Teil der Zwangsräumungen verhindert werden könnte.
       
       Fakt ist: Die Ampel, allen voran der Kanzler, der bezahlbares Wohnen
       versprochen hatte, hat die Interessen der mietenden Mehrheit aus dem Blick
       verloren. Der Bau kriselt, der Mieterschutz bleibt so schlecht, wie er ist.
       Diese Verlängerung ist nicht mehr als eine Selbstberuhigungspille für die
       SPD.
       
       Anm. d. Red.: In einer früheren Version stand, dass Vermieter, die vom
       vorherigen Mieter schon eine zu hohe Miete verlangt hatten, dies auch bei
       der Folgemieter*in tun dürfen. Das stimmt so pauschal nicht. Wir bitten
       um Entschuldigung. Richtig ist: In manchen Fällen gibt es einen
       Bestandsschutz einer überhöhten Vormiete. Lag die Miete über der
       ortsüblichen Vergleichsmiete, bevor die Mietpreisbremse eingeführt wurde,
       dann kann der Vermieter bei einer Wiedervermietung auch eine Miete
       verlangen, die oberhalb der Mietpreisbremse gilt.
       
       19 Oct 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Ampel-verlaengert-Mietpreisbremse/!6040231
   DIR [2] https://www.br.de/nachrichten/bayern/mietpreisbremse-ein-zahnloser-tiger-gegen-wuchermieten,Th99u78
   DIR [3] /27-Prozent-Mietanstieg-in-Berlin/!5917555
   DIR [4] /Wohnungsmarkt-in-Deutschland/!5952539
   DIR [5] /FDP-verschleppt-besseren-Mieterschutz/!5922641
   DIR [6] /Zwangsraeumung-ohne-Schonfrist/!5997176
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jasmin Kalarickal
       
       ## TAGS
       
   DIR Ampel-Koalition
   DIR Mieten
   DIR GNS
   DIR Mietenprotest
   DIR Mietpreisbremse
   DIR Mietpreisbremse
   DIR Frankfurt/Main
   DIR Ampel-Koalition
   DIR Lesestück Recherche und Reportage
   DIR Sozialer Wohnungsbau
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Verlängerung der Mietpreisbremse: Bringt das was?
       
       Am Donnerstag wird die Verlängerung der Mietpreisbremse im Bundestag
       beraten. Reformiert wird sie nicht. So funktioniert sie bisher.
       
   DIR Mieten begrenzen: Jetzt schnell noch auf die Bremse!
       
       Die Mieten steigen weiter deutlich, doch die Mietpreisbremse läuft 2025
       aus. Mieterbund, DGB und Städtetag fordern eine rasche Verlängerung.
       
   DIR Kampf gegen hohe Mieten: Ist das Wucher oder was?
       
       Die Zukunft der Mietpreisbremse ist ungewiss. Aber es gibt zwei andere
       Gesetze, mit denen Vermieter für zu hohe Mieten bestraft werden können.
       
   DIR Mieterschutz der Ampelregierung: Mietpreisbremse soll bis 2028 verlängert werden
       
       Nach langem internen Gerangel einigt sich die Ampelkoalition auf die
       Verlängerung der Mietpreisbremse. Doch dabei bleibt Vieles auf der Strecke.
       
   DIR Widerstand gegen den Mietendeckel: Im Dienst der Lobby
       
       Die Berliner Immobilienbranche mobilisiert gegen den Mietendeckel von
       Rot-Rot-Grün. Mit dabei sind auch Sozialdemokraten und Grüne.
       
   DIR Ende der Wohnungsgesellschaft GSW: Am Schluss bleiben Fassaden
       
       Die GSW wird abgewickelt. Ihre Privatisierung ist ein Lehrstück über
       falsche Versprechungen privater Investoren und das Versagen der Politik.