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       # taz.de -- Migrationspolitik: Support für AfD und BSW
       
       > Innenministerin Nancy Faeser und ihre feindlichen Politik gegenüber
       > Geflüchteten helfen rechtspopulistischen Kräften. Die AfD kann sich
       > bedanken.
       
   IMG Bild: Nancy Faeser, Bundesministerin für Inneres und Heimat, hat Bock auf Krawall
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche? 
       
       Friedrich Küppersbusch: [1][Ramelow nicht neuer Vorsitzender der Linken.]
       
       taz: Und was wird besser in dieser? 
       
       Küppersbusch: SPD kann weiter von Ramelow träumen
       
       taz: Ist der Westen Deutschlands bald so gottlos wie schon der Osten? 
       
       Küppersbusch: Völlig unverständlich. Frau Holtmannspötter zeigt im
       Unterricht immer einen Film und Pfarrer Große-Katthöfer märtyrert sich
       durchs Lehrerzimmer, weil er niemanden mit schlechten Noten vom rechten
       Glauben abhalten will. Reli – Du christ den Hals nicht voll davon. Soweit
       die Boomer-Nostalgie. Immerhin haben auch heute mehr SchülerInnen in
       Deutschland Religionsunterricht als Menschen noch in den Kirchen sind, ein
       restliches Viertel belegt, das Ersatzfach Ethik. Die christlichen Kirchen
       genießen grundgesetzlich verankerten Einfluss auf den Unterricht, das ist
       bei Muslimen nicht so, mangels Organisationsform. Ansonsten sieht’s aus wie
       ein flachgelegter Turm zu Babel, jedes Bundesland glaubt mal so herum nach
       seiner Fasson. Geht’s um ein Verständnis für und unter Religionen, führt
       der Weg weg von der Mission und hin zum Ethikunterricht.
       
       taz: Innenministerin Nancy Faeser verteidigte ihre Gesetzentwürfe [2][zum
       „Sicherheitspaket“ gegen jegliche Kritik]. Fühlen Sie sich jetzt sicherer
       in Deutschland? 
       
       Nicht vor Faeser. Vor den Landtagswahlen im Osten ließ die Ampel alle
       Hemmungen fallen, Menschenrechte abzuflexen. Friedrich Merz musste sich
       schon einen glatten Rechtsbruch einfallen lassen – unterschiedslose
       Zurückweisung an den Grenzen – um da noch rechts dran vorbeizukommen. Eine
       Expertenanhörung später wurde Faeser klar, dass sie Gestrandete obdachlos
       macht, der Polizei allerhand biometrischen Jux erlaubt und Radikalinskis in
       der EU eine Freude macht, indem sie den Dublin-Vertrag schreddert. Nun hat
       sie alle gegen sich aufgebracht – und ist im Bundesrat auch an
       schwarz-grünen Ländern abgeprallt. Mir fällt spontan nichts ein, wie man
       AfD und BSW besser hätte supporten können.
       
       taz: Auf dem EU-Gipfel zur Eindämmung irregulärer Migration zeigte man sich
       entschlossen, die EU-Außengrenzen mit allen Mitteln zu schützen. Außerdem
       sollen Abschiebezentren in Drittstaaten außerhalb der EU eingerichtet
       werden. Stein um Stein zur Festung Europa? 
       
       Küppersbusch: 2018 forderte die damalige Kanzlerin Angela Merkel ein
       „gerechtes Verteilsystem“, das den „Grundwerten der EU“ entspreche, der
       Menschenwürde – und das dem Rassismus entgegentrete. Das ging ja fix. Von
       heute aus betrachtet versuchte da ein letztes Mal der Schwanz mit dem Hund
       zu wackeln. Sechs Jahre später, in 2024 führt Merkels Erfindung von der
       Leyen die EU auf den Kurs aller, die Merkel und ihren verblasenen
       Humanismus schon immer doof fanden. Jenseits aller moralischen Rhetorik:
       Das flexible System besteht, das starre bricht. Kommissionspräsidentin
       Ursula von der Leyen nennt das italienische Abschiebelager in Albanien ein
       „Lernbeispiel“ und wird von einem römischen Gericht belehrt, dass es
       EU-Recht bricht. Von Werten ohne Gemeinschaft zur Gemeinschaft ohne Werte.
       
       taz: Die Nachfahren des Theologen Dietrich Bonhoeffer wollen dessen
       Andenken als NS-Widerständler, der in einem KZ starb, bewahren.
       US-amerikanische religiöse Rechte versuchen, ihn aktuell für ihre Zwecke zu
       vereinnahmen. Außer für rechte Propaganda und deutsche
       Widerstandserzählung, wofür könnte man den Theologen Bonhoeffer noch
       instrumentalisieren? 
       
       Küppersbusch: Der amerikanische Autor und Radiomoderator Eric Metaxas, von
       Herkunft Deutsch-Grieche, schrieb eine Bonhoeffer-Biografie. Darin deutet
       er die historische Person gegen „politische Korrektheit“ und „den
       verklemmten Umgang der Deutschen mit ihrer Vergangenheit“. Später wurde
       sein Youtube-Kanal wegen „Falschinformationen über Covid“ gesperrt. Der
       Kern: Theologe Bonhoeffer war ein paarmal in die USA gereist, zog da weise
       Erkenntnisse, war tief im christlichen Glauben verwurzelt und wurde wegen
       seiner Überzeugungen ermordet. Kurz: Die ideale Projektion für alle, die
       mit Modemeinung Geld und Ruhm verdienen, nichts riskieren und mit dem Arsch
       im Warmen sitzen. „Und reichst Du uns den schweren Kelch, den bittern … so
       nehmen wir ihn dankbar, ohne Zittern.“ Das gilt sicher für den Schwall ins
       All, den Leute wie Metaxas oder auch AfDler Höcke über Bonhoeffer
       verbreiten. Man muss mit Respekt würdigen, dass noch kein
       Smoothie-Hersteller zugegriffen hat.
       
       taz: Und was macht der RWE? 
       
       Küppersbusch: Sonntagmittag übertrug der MDR das Duell Dynamo Dresden gegen
       RWE. Möge die Quote mit ihm sein.
       
       Fragen: Chantalle El Helou
       
       20 Oct 2024
       
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