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       # taz.de -- Regionalwahl in Indien: Votum gegen die BJP in Kaschmir
       
       > Die National Conference gewinnt bei den Wahlen im Unionsterritorium Jammu
       > und Kaschmir. Es waren die ersten Regionalwahlen seit zehn Jahren.
       
   IMG Bild: Der nächste Ministerpräsident von Jammu und Kaschmir wird Omar Abdullah, der 54-Jährige stellvertretender Vorsitzender der NC
       
       Mumbai taz | Im umstrittenen indischen Unionsterritorium Jammu und
       Kaschmir, das im Nordwesten des Landes liegt und auch von Pakistan
       beansprucht wird, zeichnet sich eine Trennung ab. Bei den ersten
       Regionalwahlen seit zehn Jahren haben sich die muslimisch und hinduistisch
       geprägten Gebiete mehrheitlich für gegensätzliche Parteien entschieden.
       
       Die [1][BJP von Premierminister Narendra Modi] findet
       Unterstützer:innen im hinduistisch geprägten Jammu. Durchgesetzt hat
       sich letztendlich jedoch die Koalition aus der Regionalpartei National
       Conference (NC) und der traditionsreichen Kongresspartei (INC). Sie konnten
       sich eine Mehrheit mit insgesamt 49 von 90 Sitzen sichern.
       
       Der nächste Ministerpräsident von Jammu und Kaschmir wird somit Omar
       Abdullah, der 54-Jährige stellvertretender Vorsitzender der NC. Von 2009
       bis 2015 hatte Abdullah das Amt bereits einmal inne und war damals der
       Jüngste in dieser Position. „Die Menschen, vor allem im Kaschmir und in den
       Bergen von Jammu, haben der Politik der BJP und ihrer Partner eine klare
       Absage erteilt“, sagte er am Dienstag nach der Bekanntgabe der
       Wahlergebnisse. Sie hätten erfolglos versucht, seine Partei zu zerstören.
       
       ## Alle Parteien für Wiederherstellung der Bundesstaatlichkeit
       
       Von Mitte September bis Anfang Oktober wurde [2][in drei Phasen unter
       strengen Sicherheitsvorkehrungen] gewählt. Die Wahlbeteiligung war mit
       63,88 Prozent für die Region und die angespannte Lage hoch. Der Urnengang
       war auch symbolisch, da es die ersten Regionalwahlen seit der Aufhebung der
       Teilautonomie waren.
       
       2019 waren Jammu und Kaschmir vom Bundesstaat zum von der Zentralregierung
       direkt regierten Unionsterritorium herabgestuft und von der Region Ladakh
       getrennt worden. Im Wahlkampf sprachen sich daher, nicht überraschend, alle
       großen Parteien für die Wiederherstellung der Bundesstaatlichkeit aus –
       selbst die hindunationalistische BJP, die im Kaschmirtal jedoch keinen Sitz
       erringen konnte, trotz Erfolgen in Jammu, wo sie insgesamt nur 29 Sitze
       gewann.
       
       Dennoch sei es das beste Wahlergebnis der BJP in Jammu und Kaschmir seit
       der Unabhängigkeit, äußerte sich BJP-Politiker Gangapuram Kishan Reddy.
       „Was Jammu und Kaschmir betrifft, haben wir die pakistanische Propaganda
       vollständig besiegt“, sagte sein Parteikollege Devendra Fadnavis. Er sagt
       das vor dem Hintergrund des andauernden indisch-pakistanischen Konflikts um
       die Region.
       
       ## BJP gewinnt in Haryana
       
       Im direkten Wahlkampf zwischen der BJP und der Kongresspartei musste
       letztere eine Niederlage einstecken. Sie konnte nur sechs Sitze erringen.
       Ihr Koalitionspartner, die National Conference, gewann hingegen 75 Prozent
       der Sitze, für die sie angetreten war.
       
       Die regionale Demokratische Volkspartei (PDP) von Mehbooba Mufti gilt mit
       drei Sitzen als Verliererin. Vor zehn Jahren ging diese eine Koalition mit
       der BJP ein, was viele als Verrat empfanden. Obwohl die Koalition 2018
       zerbrach, scheint es, dass die PDP das Vertrauen nicht zurückgewinnen
       konnte. Dennoch gratulierte Mufti dem NC und dem Kongress.
       
       In der [3][umstrittenen Himalaya-Region] versuchte sich auch die
       fundamentalistische Partei Jamaat-e-Islami (JeI-JK) an der Urne, verlor
       aber gegen den kommunistischen Kandidaten Mohammed Yousuf Tarigami. Für
       eine Überraschung sorgte die Antikorruptionspartei Aam Aadmi Party, die
       ihren ersten Sitz in Kaschmir erringen konnte.
       
       Eine reine Niederlage bedeutet dieser Tag für Premier Modis BJP aber nicht:
       Im nordindischen Bundesstaat Haryana, in dem ebenfalls gewählt wurde, wird
       sie zum dritten Mal in Folge die Regierung stellen.
       
       8 Oct 2024
       
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   DIR Natalie Mayroth
       
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