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       # taz.de -- WWF-Report zum Artensterben: Tierbestände schwinden weltweit
       
       > Weltweit schwinden immer mehr Tierbestände. Eine WWF-Untersuchung zeigt
       > nun, wie es um viele Populationen weltweit steht – und was droht.
       
   IMG Bild: Der Bestand der Berggorillas im Grenzgebiet von Kongo, Ruanda und Uganda erholt sich
       
       Berlin/Hamburg dpa | Die Bestände von Wildtieren nehmen weltweit drastisch
       ab. Das geht aus dem heute erschienenen „Living Planet Report 2024“ der
       Umweltstiftung WWF und der Zoologischen Gesellschaft London mit Daten zu
       mehr als 5.500 Wirbeltierarten weltweit hervor. Demnach schrumpften die
       insgesamt 35.000 untersuchten Populationen – darunter Säugetiere, Vögel,
       Fische, Amphibien und Reptilien – in den vergangenen 50 Jahren um
       durchschnittlich 73 Prozent.
       
       Den stärksten Rückgang verzeichnen nach WWF-Angaben die Süßwasserökosysteme
       mit 85 Prozent, gefolgt von Land- (69 Prozent) und Meeresökosystemen (56
       Prozent). Geografisch am stärksten betroffen sind Lateinamerika und die
       Karibik (95 Prozent), gefolgt von Afrika (76 Prozent) und der
       Asien-Pazifik-Region (60 Prozent).
       
       „Der Living Planet Index zeigt: Wir zerstören, was uns am Leben hält“,
       sagte WWF-Vorständin Kathrin Samson. „Unsere Gesundheit, unsere
       Lebensmittelversorgung, unser Zugang zu sauberem Wasser, die Stabilität der
       Wirtschaft und erträgliche Temperaturen sind abhängig von intakten
       Ökosystemen und gesunden Wildtierbeständen.“
       
       Laut WWF sind alle Ursachen für das [1][Artensterben] menschengemacht. Die
       Zerstörung der Lebensräume vieler Tiere und Pflanzen, die
       Umweltverschmutzung und die Klimakrise könnten für viele Arten das Aus
       bedeuten.
       
       ## Ursachen für das Artensterben menschengemacht
       
       Dramatisch sehe es beispielsweise für den Atlantischen Kabeljau/Dorsch im
       Nordatlantik und der westlichen Ostsee aus. Sein Bestand brach zwischen
       2000 und 2023 um 77 Prozent ein. Die Populationen der Amazonas-Flussdelfine
       und die der kleineren Tucuxi-Delfine im brasilianischen
       Mamirauá-Schutzgebiet gingen von 1996 bis 2016 um 65 Prozent und um 75
       Prozent zurück.
       
       Dass Artenschutzmaßnahmen wirken, zeige sich hingegen beim [2][Wisent]. Die
       Art war in freier Wildbahn ausgestorben und sei wieder auf etwa 6.800 Tiere
       angewachsen. Auch die Berggorillas im Virunga-Bergmassiv im Grenzgebiet von
       Kongo, Ruanda und Uganda erholten sich, ihr Bestand sei auf rund 700 Tiere
       gestiegen.
       
       ## Doppelkrise aus Biodiversitätsverlust und Klimakrise
       
       „Die Doppelkrise aus Biodiversitätsverlust und [3][Klimakrise] bringt nicht
       nur einzelne Arten an ihre Grenzen, sondern gefährdet die Stabilität ganzer
       Ökosysteme“, sagte Samson. Die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes und die
       globale Massenbleiche von Korallenriffen seien nur zwei Beispiele dafür.
       „Die Kipppunkte, auf die wir zusteuern, markieren die Grenze des
       Unumkehrbaren“, mahnte Samson.Die nächsten fünf Jahre seien entscheidend
       für die Zukunft des Lebens auf der Erde. „Noch können wir das Ruder
       herumreißen und den Verlust der biologischen Vielfalt aufhalten. Dafür muss
       aber die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft schneller gehen“,
       forderte Samson.
       
       10 Oct 2024
       
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