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       # taz.de -- Literaturnobelpreis 2024: Han Kang ausgezeichnet
       
       > Der Nobelpreis für Literatur geht in diesem Jahr an die Südkoreanerin Han
       > Kang. Das hat das Nobelpreiskomitee in Stockholm am Donnerstag verkündet.
       
   IMG Bild: Han Kang
       
       Stockholm dpa/afp/ap/taz | Der Literaturnobelpreis geht in diesem Jahr an
       die Südkoreanerin Han Kang. Das [1][hat die Schwedische Akademie am
       Donnerstag in Stockholm mitgeteilt]. Sie erhält den renommiertesten
       literarischen Preis der Erde für „für ihre intensive poetische Prosa, die
       sich historischen Traumata stellt und die Zerbrechlichkeit des menschlichen
       Lebens offenlegt“, wie der Ständige Sekretär der Akademie, Mats Malm, bei
       der Preisbekanntgabe in der Stockholmer Altstadt sagte.
       
       Die Autorin beleuchte die „Verbindung zwischen Körper und Seele, den
       Lebenden und den Toten“ und sei mit ihrem „experimentellen Stil“ eine
       Erneuerin der zeitgenössischen Prosa, urteilten die Mitglieder der
       Schwedischen Akademie.
       
       Han Kang ist die 18. Frau, die den Literaturnobelpreis erhält – und die
       erste Frau unter den bislang verkündeten Nobelpreisträgern dieses Jahres.
       
       Die 53-Jährige war weltweit bekannt geworden durch ihren 2016 auf Deutsch
       veröffentlichten Roman „Die Vegetarierin“, für den sie im selben Jahr mit
       dem Man Booker International Prize ausgezeichnet worden war. Der Roman
       handelt vom Entschluss einer Frau, auf Fleisch zu verzichten, und den
       verheerenden Auswirkungen der Entscheidung.
       
       Ihr [2][ein Jahr später ins Deutsche übersetzter Roman „Menschenwerk“]
       führte in die jüngere Geschichte Südkoreas. Erst in diesem Jahr war ihr
       vierter Roman „Griechischstunden“ auf Deutsch erschienen – wie bisher alle
       Übersetzungen ihrer Bücher [3][beim Aufbau-Verlag].
       
       Han Kang wurde 1970 in Gwangju geboren. Im Alter von zehn Jahren zog sie
       mit ihrer Familie nach Seoul. Sie studierte koreanische Literatur an der
       Yonsei-Universität. Ihr literarisches Debüt gab Han mit fünf Gedichten,
       darunter „Winter in Seoul“, in der Winterausgabe der Zeitschrift „Literatur
       und Gesellschaft“ 1993. Im Jahr darauf begann sie ihre erfolgreiche
       Karriere als Romanautorin, schon 1994 gewann sie mit „Roter Anker“ einen
       Literaturwettbewerb in Seoul, weitere Auszeichnungen in Südkorea folgten.
       
       Zu Hans Werken gehört die Kurzgeschichtensammlung „Die Früchte meiner Frau“
       von 2000 und Romane wie „Deine Kalten Hände“ aus dem Jahr 2002 und „Weiß“
       von 2016. Mit Han wird zum ersten Mal eine Schriftstellerin aus Südkorea
       mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet.
       
       ## Viele Favoriten waren im Rennen
       
       In den vergangenen beiden Jahren war der Literaturnobelpreis an [4][den
       Norweger Jon Fosse] und [5][die Französin Annie Ernaux] gegangen.
       
       Rund 200 Namen hatten nach Auskunft der Akademie diesmal auf der
       erweiterten Kandidatenliste gestanden– wer darunter ist, das wird
       traditionell 50 Jahre lang geheim gehalten.
       
       Diesmal war – neben einer Reihe weiterer aussichtsreicher Kandidaten –
       unter anderem die Chinesin Can Xue favorisiert worden, [6][deren
       experimentelle Schreibweise zuletzt in dem Roman „Schattenvolk“ lesbar
       war]. Seit Jahren hoch gehandelt wird der aus Indien stammende
       britisch-amerikanische Schriftsteller Salman Rushdie, der zuletzt das
       Messerattentat auf ihn [7][in dem Buch „Knife“ verarbeitet hatte]. Auch dem
       Australier Gerald Murnane wurden große Chancen eingeräumt.
       
       Vor allem in Deutschland war auch immer wieder der Name der Berliner
       Autorin Jenny Erpenbeck genannt worden. Sie war im Februar für ihren Roman
       „Kairos“ mit dem [8][renommierten International Booker Prize ausgezeichnet]
       worden. Andere Literaturexperten tippten, dass [9][Margaret Atwood] oder
       [10][Thomas Pynchon] geehrt werden könnten.
       
       ## Häufig Außenseiter ausgezeichnet
       
       Wie schon oft hat sich die Schwedische Akademie allerdings auch in diesem
       Jahr wieder für eine in weiten Kreisen eher unbekannte Autorin entschieden.
       Schon vor drei Jahren [11][überraschte sie mit der Auszeichnung] des
       tansanischen Schriftsteller [12][Abdulrazak Gurnah].
       
       Seit der ersten Preisvergabe im Jahr 1901 sind nun insgesamt 121
       Literaturnobelpreisträgerinnen und -preisträger benannt worden, darunter
       weltbekannte Literaten wie Ernest Hemingway, Selma Lagerlöf und Jean-Paul
       Sartre, aber auch Persönlichkeiten wie der frühere britische Premier
       Winston Churchill und [13][der US-Musiker Bob Dylan], die zunächst nicht
       unbedingt mit der Weltliteratur in Verbindung gebracht werden. Die letzten
       deutschen Preisträger waren [14][Herta Müller] vor 15 und Günter Grass vor
       25 Jahren, der letzte deutschsprachige [15][der Österreicher Peter Handke
       vor fünf Jahren].
       
       Mehrheitlich wurde der Preis an männliche Autoren aus Europa verliehen. Von
       121 Ausgezeichneten waren nur 18 Frauen, neun davon in den vergangenen 20
       Jahren.
       
       ## Preise für Medizin, Physik und Chemie
       
       Zuvor wurden in dieser Woche bereits die Preisträger in den
       wissenschaftlichen Kategorien [16][Medizin], [17][Physik] und [18][Chemie]
       verkündet – bislang sind darunter sieben Männer und noch keine Frau
       gewesen. Am Freitag ist der Friedensnobelpreis dran, verkündet wird das
       Ergebnis nicht wie bei den anderen Nobelpreisen in Stockholm, sondern in
       Oslo. Am kommenden Montag schließt dann die Kategorie
       Wirtschaftswissenschaften die alljährlichen Nobelpreis-Bekanntgaben ab.
       
       Feierlich überreicht werden die prestigeträchtigen Nobelmedaillen
       traditionell am 10. Dezember, dem Todestag von Preisstifter und
       Dynamit-Erfinder Alfred Nobel (1833–1896). Die Auszeichnungen sind in
       diesem Jahr erneut mit einem Preisgeld in Höhe von je elf Millionen
       schwedischen Kronen (knapp 970.000 Euro) dotiert.
       
       Anm. der Redaktion: Der Text wurde im Laufe des Tages mehrfach
       aktualisiert.
       
       10 Oct 2024
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.youtube.com/live/OnwYMuLL2E0?si=FlijWBwtIdgICDue
   DIR [2] /Roman-von-Nobelpreistraegerin-Han-Kang/!5450978
   DIR [3] https://www.aufbau-verlage.de/autor-in/han-kang
   DIR [4] /Nobelpreis-fuer-Literatur/!5964716
   DIR [5] /Literaturnobelpreistraegerin-Annie-Ernaux/!5882552
   DIR [6] /Neues-Buch-von-Can-Xue/!6027984
   DIR [7] /Buch-Knife-von-Salman-Rushdie/!6004454
   DIR [8] /Auszeichnung-fuer-Autorin-Jenny-Erpenbeck/!6009836
   DIR [9] /Margaret-Atwoods-Die-Zeuginnen/!5624819
   DIR [10] /Hoerspiel-Die-Enden-der-Parabel/!5676718
   DIR [11] /Nobelpreis-fuer-Literatur/!5801128
   DIR [12] /Abdulrazak-Gurnah-Nachleben/!5885439
   DIR [13] /Kommentar-Nobelpreis-fuer-Bob-Dylan/!5341456
   DIR [14] /Literaturnobelpreis-fuer-Herta-Mueller/!5154759
   DIR [15] /Literaturnobelpreis-fuer-Peter-Handke/!5632592
   DIR [16] /Medizinnobelpreistraeger-im-Portraet/!6038088
   DIR [17] /Physik-Nobelpreis/!6041677
   DIR [18] /Nobelpreis-fuer-Chemie/!6038463
       
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