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       # taz.de -- Nach Solingen-Anschlag: Ampel einig über Sicherheitspaket
       
       > In Asylfragen ergeben die Nachverhandlungen im Bundestag wenig
       > Änderungen. Ausreisepflichtigen Dublin-Flüchtlingen werden
       > Sozialleistungen gestrichen.
       
   IMG Bild: Computergrafik zur Gesichtserkennung beim Landeskriminalamt
       
       Berlin rtr/taz Der Weg für die Umsetzung des von der Bundesregierung nach
       dem Messer-Anschlag von Solingen geschnürten Gesetzespakets ist frei. Die
       Koalitionsfraktionen von SPD, Grünen und FDP einigten sich auf noch
       strittige Details, sodass die Vorlage von Bundestag und Bundesrat kommende
       Woche verabschiedet werden kann. Das teilten die drei stellvertretenden
       Fraktionsvorsitzenden Dirk Wiese (SPD), Konstantin von Notz (Grüne) und
       Konstantin Kuhle (FDP) am Freitag in Berlin mit. Bundesinnenministerin
       Nancy Faeser begrüßte die Einigung.
       
       „Unser Sicherheitspaket stärkt die innere Sicherheit unseres Landes“,
       erklärte Faeser. „Es ist nach dem mörderischen Anschlag von Solingen die
       richtige Antwort auf die erheblichen aktuellen Bedrohungen, insbesondere
       durch islamistischen Terrorismus.“ Auch der Schutz vor Gewaltkriminalität
       werde durch Verschärfungen des Waffenrechts, stärkere polizeiliche
       Kontrollbefugnisse und die konsequente Ausweisung und Abschiebung
       ausländischer Gewalttäter gestärkt.
       
       Vorgesehen in dem Paket sind erhebliche [1][Leistungskürzungen für
       ausreisepflichtige Migranten], mehr Möglichkeiten der Sicherheitskräfte im
       Kampf gegen den radikalen Islamismus – etwa biometrische Gesichtserkennung
       oder automatisierte Datenanalyse – und eine Verschärfung des Waffenrechts,
       vor allem mit Blick auf Messer. [2][In Solingen waren bei dem
       Messeranschlag Ende August] drei Menschen getötet worden. Mutmaßlicher
       Täter ist ein Mann aus Syrien, er sitzt in Untersuchungshaft.
       
       ## Vorgesehen sind „Überbrückungsleistungen“
       
       Nachverhandlungen über das Gesetzespaket im Bundestag starteten, nachdem
       Expert*innen [3][die Maßnahmen in einer Anhörung teils harsch kritisiert
       hatten]. Änderungen betreffen nach taz-Informationen vor allem die
       Passagen, in denen es um mehr Befugnisse für die Sicherheitsbehörden geht,
       sowie um Aspekte bei der Verschärfung des Waffenrechts.
       
       Unverändert bleiben soll hingegen das Vorhaben, sogenannten
       Dublin-Geflüchteten die Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz zu
       streichen. Dabei geht es um jene Menschen, für deren Asylantrag eigentlich
       ein anderer EU-Staat zuständig wäre. Vorgesehen sind lediglich
       „Überbrückungsleistungen“ bis zur Ausreise. Pro Asyl hatte diese Pläne als
       „erschreckend menschenfeindlich und auf den ersten Blick offenkundig
       verfassungswidrig“ bezeichnet.
       
       Erwartet wird, dass sich der Innenausschuss des Bundestages am Mittwoch mit
       der Vorlage befassen wird. Am Donnerstag soll sie vom Bundestag in zweiter
       und dritter Lesung verabschiedet werden, der Bundesrat könnte dann bereits
       am Freitag folgen. In erster Lesung war das Paket unüblicherweise in der
       Haushaltswoche des Bundestags im September von den Koalitionsfraktionen
       eingebracht worden.
       
       11 Oct 2024
       
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