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       # taz.de -- Forschungsreaktor Garching: Betrieb mit radioaktivem Bombenstoff
       
       > Der BUND Naturschutz in Bayern klagt für die Stilllegung des
       > Forschungsreaktors Garching. Der soll nicht mehr mit atomwaffenfähigem
       > Material arbeiten.
       
   IMG Bild: Atomkraft zur Energiegewinnung gibt es in Deutschland nicht mehr. Aber Forschungsreaktoren, die mit gefährlichem Material arbeiten
       
       Der BUND Naturschutz in Bayern (BN) will [1][weiterhin die Stilllegung des
       Forschungsreaktors FRM II in Garching] bei München erreichen, solange er
       nicht auf niedrigerer angereichertes Uran umgerüstet ist. Der Umweltverband
       legte Ende vergangener Woche eine Nichtzulassungsbeschwerde ein. Im Juni
       hatte der Bayerische Verwaltungsgerichtshof (VGH) in München eine Klage des
       BN auf Stilllegung abgewiesen und keine Revision zugelassen. Die aktuelle
       Klage hat zwar keine aufschiebende Wirkung, eröffnet aber im Erfolgsfall
       den Weg zum Bundesverwaltungsgericht in Leipzig.
       
       [2][Die TU München betreibt den Reaktor seit 2004] mit hoch angereichertem
       atomwaffenfähigen Uran. Nach Ansicht der Umweltschützer geschieht das ohne
       Genehmigung, weil der Reaktor immer noch mit dem brisanten Brennstoff
       betrieben wird. Der VGH sieht in einer 2010 gesetzten Frist zur Úmrüstung
       auf niedriger angereichertes Uran dagegen eine nicht einhaltbare Auflage,
       weil zu diesem Zeitpunkt kein geeigneter Brennstoff verfügbar gewesen sei.
       
       „Das Urteil ist falsch“, sagte Rechtsanwalt Ulrich Wollenteit, der den BN
       vertritt, der taz. Das vom Gericht unterstellte Verständnis, die
       Genehmigungsbehörde habe eine flexible Regelung gewollt, sei willkürlich.
       Das Urteil des VGH war auch von den Grünen im Bayerischen Landtag und den
       „Internationalen Ärzt:innen für die Verhütung des Atomkrieges –
       Ärzt:innen in sozialer Verantwortung (IPPNW)“ scharf kritisiert worden.
       
       Gegen den Einsatz der atomwaffenfähigen Brennstoffe hatte es von Beginn der
       Planungen des Reaktors in den 1980er Jahre internationale Proteste gegeben.
       Er verstößt gegen die Bemühung zur Nichtweiterverbreitung von Atomwaffen.
       
       ## Anderes Material möglich
       
       Die USA weigerten sich deshalb, das Uran zu liefern. Die TU besorgte es
       sich aus Russland. Dabei wäre es schon bei Inbetriebnahme des Reaktors 2004
       möglich gewesen, einen niedriger angereicherten Uran-Silizid-Brennstoff zu
       verwenden, so Wolfgang Liebert, Professor für „Nukleare Sicherheit und
       Risiko“ an der Wiener Universität für Bodenkultur. Die Garchinger Forscher
       wollen aber frühestens 2032 weg vom Bombenstoff.
       
       Derweil steht der Reaktor aus [3][ganz anderen Gründen seit Jahren still].
       Zuletzt wurde 2022 ein Leck im Zentralkanal entdeckt, in dem sich der
       Reaktorkern befindet. Die Wiederinbetriebnahme verzögert sich immer weiter,
       weil es bei der Fertigung des neuen Kanals unerwartete Schwierigkeiten
       gibt. Ein Datum ist auf Nachfrage von der TU nicht zu erfahren.
       
       28 Oct 2024
       
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