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       # taz.de -- Hello Kitty wird 50: Die berühmteste Katze der Welt
       
       > Japanisch genug, um im Rest der Welt exotisch zu sein, aber so neutral,
       > dass sie überall ankommt: Die Ikone des Kawaii-Charmes feiert ihren 50.
       
   IMG Bild: Morgen ein Kater: Hello-Kitty-Fans feiern Helloween in Bangkok
       
       Tokio taz | Dass sie vor nun schon 50 Jahren auf die Welt kam, sieht man
       der berühmtesten Katze der Welt nicht an. Schließlich altert das Gesicht
       von Hello Kitty – zwei schwarze Knopfaugen, Stupsnase, sechs Schnurrhaare
       und pinkfarbene Schleife über der Stirn – ja nicht. Die Plüschfigur, die
       auf „Hello“ reagiert, ist aus vielen Kinderzimmern nicht wegzudenken. Auch
       erwachsen bleiben Fans wie [1][Lady Gaga] und Katy Perry ihrer Liebe treu.
       
       „Mit Hello Kitty können Erwachsene Seiten zeigen, die ihnen in manchen
       Bereichen ihres Lebens nicht gestattet sind“, erklärt die Anthropologin
       Christine Yano, Autorin des Buches „Pink Globalization“, das Phänomen.
       
       Das abstrakte, schlichte Design erzeuge ein „reines Produkt“, sagt Yano.
       Manche Feministinnen störten sich an dem fehlenden Mund, das symbolisiere
       Entmündigung. Doch eben dieses Manko macht es dem Betrachter leicht, seine
       Gefühlslage auf das ausdruckslose Gesicht zu projizieren.
       
       Kitty ist japanisch genug, um im Rest der Welt exotisch zu sein, aber so
       neutral gehalten, dass sie in jedem Kulturkreis ankommt. So wurde die
       niedliche Katze zur Kitsch-Königin der Welt. Das Fan-Sortiment umfasst
       Zigtausende Artikel in 130 Ländern, seien es Zahnbürsten, T-Shirts,
       Bettwäsche, Elektrogeräte oder Smartphone-Hüllen. Ständig kommen neue
       Produkte auf den Markt, da die ausländischen Lizenznehmer der japanischen
       Marke große Freiheit in der Gestaltung haben. Bis heute erzielte Sanrio mit
       der Figur 80 Milliarden Dollar Umsatz weltweit.
       
       ## Geboren auf einer Geldbörse
       
       Firmendesignerin Yuko Shimizu erfand Hello Kitty 1974 und applizierte sie
       zuerst auf einer transparenten Kindergeldbörse. Das Design erinnert an das
       Aussehen der glücksbringenden Winkekatze in Ostasien. Aber Shimizu
       berichtet, die Inspiration komme aus ihrer Kindheit, als sie von ihrem
       Vater ein kleines weißes Kätzchen zum Geburtstag geschenkt bekam.
       
       Nach dem ersten Verkaufserfolg brachte Sanrio immer mehr Artikel mit Hello
       Kitty in Japan auf den Markt und kreierte für die Expansion ins Ausland
       eine eigene Biografie für die Figur. Kitty White, so ihr voller Name, wurde
       am 1. November 1974 in Südengland geboren und lebt in einem Londoner Vorort
       mit ihren Eltern und ihrer Zwillingsschwester Minny White. Sie wiegt laut
       dieser Legende so viel wie drei Äpfel, ist so hoch wie fünf Äpfel und liebt
       – Überraschung – Apfelkuchen! Der Bezug zu London ergibt sich aus ihrer
       Geburtszeit. In den 1970er Jahren begeisterten sich Mädchen und junge
       Frauen in Japan für alles Englische.
       
       Doch oh Schreck, die heimliche Mutter des [2][Cat Contents im Netz] ist gar
       keine Katze. Diese schockierende Information kam zum 40. Geburtstag ans
       Licht, als die Forscherin Yano eine Hello-Kitty-Retrospektive in Los
       Angeles kuratierte und in einem entscheidenden Punkt von Sanrio korrigiert
       wurde: „Nach ihrer Aussage ist Hello Kitty ein kleines Mädchen, eine
       Freundin, eine Comic-Figur, aber keine Katze“, berichtete Yano damals. „Sie
       wird auch nie auf allen Vieren dargestellt und sie geht und sitzt wie ein
       zweibeiniges Wesen.“ Ja, diese Drittklässlerin lebt ironischerweise mit
       einer Katze namens Charmmy Kitty zusammen!
       
       Bisher sind die meisten Fans einfach nur dem Kawaii-Charme der
       superniedlichen Figur verfallen und kümmern sich nicht um die wahren
       Lebensumstände. Das könnte sich bald ändern: Sanrio kündigt auf der
       Webseite zum 50. Geburtstag ein Filmprojekt mit Hello Kitty an.
       
       1 Nov 2024
       
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   DIR Martin Fritz
       
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